Vor einiger Zeit fragte mich mit Bego ein Mitschüler an, ob ich Lust hätte mit ihm den Auftritt von PSG in Barcelona mitzuerleben. Meine Antwort war klar denn immerhin sind das zwei der besten Mannschaften der Welt und bei der Partie handelt es sich nicht um irgendein Spiel sondern um das Champions-League-Viertelfinal im grössten Stadion Europas. Und da sich der Kollege gleich auch noch um die Tickets kümmerte, musste ich nicht zweimal überlegen. Flink war ein Flug ab Genf nach Katalonien und zurück gebucht, sodass dem Kurztrip auf die iberische Halbinsel nichts mehr im Weg stand.

Mit den Badehosen im Gepäck ging es bereits mitten in der Nacht in Richtung Flughafen. Der Vorteil von solch frühen Flugzeiten ist der, dass man bereits um acht Uhr morgens in der Innenstadt von Barcelona umherstolzieren kann. Da wir aber beide schon mehrmals hier zu Gast waren fiel eine grosse Sightseeing-Tour weg und wir besuchten stattdessen den bekannten Markt Boqueria. Falls euch je nach günstigen Schweineköpfen oder halbtoten Krebsen gelüstet, kann ich euch einen Besuch hier ans Herz legen! Wir entschieden uns aber lediglich für einen Frucht-Smoothie, ehe wir wieder durch die Rambla schlenderten.

Kurz nach Mittag liessen wir uns zum Hotel chauffieren, da die Sonne doch recht vom Himmel brannte und wir nun seit neun Stunden auf den Beinen waren. Das Hotel war insgesamt sehr schön und verfügte neben einem Pool auch über ein grosses Zimmer mit Balkon. Mit seiner idyllischen Hanglage ausserhalb vom Zentrum aber in Gehdistanz zum Camp Nou war es die richtige Entscheidung.

Nun machten wir uns auf an einen der Strände, wo wir für einige Stunden sorgenfrei in der Sonne lagen und Ferienstimmung aufkam. Trotzdem war (und blieb) der Hauptgrund der Reise die Partie kurz vor 21 Uhr und so machten wir uns rechtzeitig zu Fuss auf zum Stadion. Unser Weg führte vorbei am Mini Estadi, wo die abstiegsbedrohten Zweitmannschaft Barcas spielt, ehe sich das gigantische Camp Nou vor uns auftat. Trotz der Grösse dauerte der Einlass nur wenige Minuten und wir nahmen bereits eine Stunde vor Anpfiff unsere Plätze in luftiger Höhe des dritten Ranges ein.

Normalerweise wird es mir nun jeweils ziemlich langweilig, doch hier war dies überhaupt nicht der Fall. Wer sich genug am imposanten Stadion ergötzt hat, dreht sich sich einfach um und geniesst die Aussicht auf die spanische Metropole. Und sollte jemand tatsächlich einmal genug von dieser Aussicht bekommen, bleibt ein letztes profanes Mittel zur Unterhaltung: das Publikum.

Noch gar nie habe ich so viele halbschlaue Leute in einem Stadion gesehen. Das war ja noch schlimmer als Ende Januar bei Arsenal. Geschätzte 95% der Besucher sind Touristen. Klar, wir zwei sind auch nicht von hier, tragen aber wenigsten keinen zwei Meter langen Selfiestick mit uns herum, noch filmen wir das ganze (!) Spiel mit einem iPad. Den Vogel schoss aber die Dame neben mir ab, die sich bei mir erkundigte, welche Nummer denn Xabi Alonso trage. Ja Madame, da wird es ganz schwer, wenn du den hier und heute sehen willst. Dementsprechend war dem Event abgesehen von einer kleinen Fangruppe hinter einem Tor stimmungstechnisch natürlich nichts abzugewinnen.

Klagen ist hier aber mehr als unangebracht, denn schliesslich stand ja das spielerische Highlight meiner bisherigen „Groundhopper-Karriere“ an. Denn auf dem Platz standen Neymar, Suarez, Messi, Iniesta, Pique, Alves, Xavi, Ibrahimovic, Cavani, Pastore, Verratti, Matuidi, Luiz und Lavezzi. Alles live vor Ort. Da fehlen mir die Worte – oder beinahe: Gänsehaut!

Die Ausgangslage vor diesem Duell der Superlative ist schnell erklärt. Paris verlor das Hinspiel zuhause mit 1:3, wobei das Halbfinal in (unerreichbar) weite Ferne gerutscht ist und das Unterfangen auch mit dem wieder spielberechtigten Schweden Ibrahimovic mehr als nur schwer wurde. Im Nachhinein wurden den Franzosen die Grenzen aufgezeigt. Barcelona spielte souverän und dem FCB reichte ein Doppelschlag von Neymar, zuerst nach genialer Vorarbeit von Altmeister Iniesta und dann nach einem Kopfball des Brasilianers zum 2:0 für einen ungefährdeten Heimsieg. Im zweiten Durchgang sahen die 84’477 Zuschauer ein Barca, das mehr als nur einen Gang zurückschalte und sich im Schongang das Halbfinalticket sicherte. PSG blieb erstaunlich blass und anfällig.

Somit der Spuk schneller vorbei als einem lieb war und mein Begleiter und bemitleidenswerter PSG-Fan Bego war wie die knapp sechstausend Gäste recht bedient. Trotzdem war es ein gelungener Abend mit einem Spiel der Königsklasse sowie einem nicht alltäglichen Schauplatz.