Bereits das nächste Kracherduell, nachdem die Polen in der vorherigen Runde auf den FK Sarajevo trafen. Mit einem sogenannten Kracher ist allerdings nicht der spielerische Teil gemeint, sondern die Anhänger der beiden Teams, die allesamt als besonders heissblütig gelten. Ich persönlich würde die Poznan-Supporter bezüglich Support und Gewaltpotenzial sicherlich auf einem der Podestplätze einordnen, so etwa auf der Höhe mit den beiden Belgrader Vereinen. Sarajevo und Basel sind da etwas kleinere Nummern. Trotzdem gilt es die Bosnier vor allem auch dank ihren Freunden aus Dresden durchaus ernst zu nehmen sowie auch den Schweizer Krösus Basel, der schon die Bayern, Chelsea und viele andere internationale Grössen in deren Heimstadion an die Wand gesungen hatte.
Einen kurzen „fantechnischen Rückblick“ auf das vorhergehende Duell gegen Sarajevo erlaube ich mir vor der eigentlichen Berichterstattung ebenfalls: Wie immer reisten viele Polen ihrem Team nach und wurden von den lokalen Leuten erwartet. Dabei war ein Übergriff in den Medienblätter besonders präsent. In der Dämmerung griffen rund 100 Heimtifosi knapp 50 polnische Fans an, die in einem Pub friedlich (!) ihr Bier tranken. Die ganze Auseinandersetzung dauerte beinahe eine halbe Stunde, bis die Polizei den Vorfall unter Kontrolle hatte. Das überraschende und für sich sprechende Fazit: Laut Überlieferungen gab es 18 Verletzte seitens der Sarajevo-Anhänger, 12 verletzte Polizisten und lediglich 7 Fans der Polen, die medizinisch behandelt werden mussten. Schon wahnsinnig. Beim Rückspiel waren dann auch nur eine ganz kleine Sektion Gäste vor Ort, einerseits verständlich da das Ganze doch nahe an Kamikaze grenzt, andererseits etwas „schwach“, zuhause den Max zu machen und dann auswärts einfach nicht zu fahren.
Da hatte es Basel leichter, die zuerst in die „Pyrohölle“ reisen durfte. So zumindest nannte es ein Journalist eines Schweizer Boulevard-Blattes. Ein Journalist, der mit hundertprozentiger Sicherheit weder je in seinem Leben in Posen war und wohl noch weniger jemals polnischen Fans begegnet ist. Tatsächlich sorgen sie immer wieder für Negativschlagzeilen, auf die sich die Medien dann wie gierige Geier jeweils stürzen.
Doch das Problem ist grösser und tiefgründiger als die meisten zu glauben scheinen. Es reicht zurück bis in die kommunistische Zeit, von der sich Teile des Ostens bis heute noch nicht vollständig erholt haben und dementsprechend unter den Spätfolgen leiden. Eine dieser Folgen ist auch die zum Teil fehlende Bildung und der damit in Verbindung zu bringende Hang zum Extremismus, wobei die „Täter“ in diesem Falle meistens im Fanumfeld Unterschlupf gefunden haben.
Nun aber zurück zum Hinspiel, welches Basel übrigens klar mit 1:3 Toren für sich entscheiden konnte, wobei, welch Wunder für die heimische Presse, kein Schweizer Fan niedergestochen noch in irgendeiner anderen Weise geschädigt wurde, soweit ich weiss. Somit scheint die sportliche Angelegenheit also bereits vor dem Rückspiel ziemlich klar zu sein. Und trotzdem reisten knapp 1500 Polen in die Schweiz. Diese waren natürlich der Grund weshalb auch ich und Andrin zwei zu Gast waren, da das fussballerische Können der polnischen Teams jeweils relativ überschaubar ist.
Mein Pendant konnte erst pünktlich zum Spielbeginn aufkreuzen, während ich mich bereits zur Nachmittagszeit in Richtung Basler Innenstadt bewegte, um den Treffpunkt der Gästeanhänger ausfindig zu machen. Wie erwartet war dies der Barfüsserplatz, wo es von Polen in blauen Shirts nur so wimmelte. Mächtig Kampfsportler vor Ort, die bereits zur frühen Stunde gut Bier zum Gaumen führten. Falls ich in irgendwelche Probleme verwickelt werden sollte, hatte ich immerhin noch meinen Joker in Form der Karta Kibica von den Lech-Freunden Cracovia zur Hand. Bald einmal formierten sich die Herren und machten sich geschlossen auf zum Stadion. War schon eindrücklich der Marsch. Tröstet zumindest ein wenig über das Vorprogramm hinweg, welches man eigentlich auf dem Schirm hatte, ehe die Testpartie zwischen den Berner Young Boys und dem SC Freiburg auf dem schönen Neufeld verschoben wurde. Ebenfalls verschoben wurde der Besuch vom Landhof, einem sogenannten Lost Ground mitten in der Basler Innenstadt, um eben das obengenannte Spektakel nicht zu verpassen.
Das Spiel war dann etwa wie das Cateringangebot. Fade und überteuert. Ganze 36 Franken musste man hinblättern, um die Partie und einen guten Auftritt beider Fankurven sehen zu dürfen. Bei den Gästen gefiel mir besonders der brachiale Fangesang „Hooligans, Lech Poznan Hooligans“ der jeweils auswärts zum Besten gegeben wird. Die Partie endete übrigens dank einem späten Treffer 1:0 für den FC Basel, was jedoch ziemlich wenige der 18’196 Zuschauer an diesem Abend interessierte. Ansonsten dominierten wirklich die hohen Preise den Abend, sei es die 10.- Gebühr, wenn man sein Ticket statt zuhause selbst ausdruckt vor Ort abholen will, die schlechte Dönerbox für eine zweistellige Summe oder die überteuerte und kurze Nacht, ehe es auch schon wieder zur Arbeit ging.
Egal, alles für Lech Poznan! 😉