Bei einem raren Wochenende im Heimatland durfte nun endlich einmal das Berner Neufeld mit meiner Gegenwart beehrt werden. Damit man sich am heutigen Tage nicht alleine durch die Welt des Schweizer Amateurfussballs kämpfen musste sorgte Kollege Andrin sowie Journalist Roman. Letzterer schreibt eine Reportage über Groundhopping und man genehmigte ihm natürlich gerne Einblick in die Machenschaften und Abläufe dieser doch nicht alltäglichen Leidenschaft. Gross etwas über die Anreise gab es für ihn allerdings nicht zu berichten, da man sich erst am Bahnhof in der Hauptstadt traf, da jeder aus einer anderen Himmelsrichtung anreiste. Da fühlt man sich ja glatt wie die drei Könige.
Melchior, Balthasar und Kaspar schlenderten dann auch gleich noch ein wenig durch die Innenstadt, uneinig darüber, welcher Gaststätte man denn den Zuschlag geben sollte. Schlussendlich entschied man sich für eine gehobenes Burgerrestaurant, wo dann gerne mal aus einem Cheeseburger mit Pommes Frites und Ketchup ein „mit Käse überbackenes Rinderhack-Medaillon in Teighülle flankiert von frittierte Kartoffelstäbchen an einer würzigen Tomatensauce“ gemacht wird. Kaspar erwies sich als besonders spendabel und mit vollgeschlungenen Bäuchen ging es im Anschluss an den Gaumenschmaus auch schon zur Spielstätte.
Wer hier nicht fünf Franken Einlass berappen will kann sich auch hinter der Kasse durchmogeln, was wir aber unterliessen und beim Bierstand mit einem gezwungenen hohen Trinkgeld (kein Retourgeld vorhanden) unsere finanzielle Unterstützung für den Stadtclub fortsetzten. Dessen Heimat kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken, wobei man in der Vergangenheit nach dem Abriss des Wankdorfs vorübergehend sogar einige Jahre dem BSC YB als Spielstätte diente, ehe diese ins neue Stade de Suisse umzogen. Seither war es lediglich noch die zweite Mannschaft der Young Boys, die hier sporadisch ihre Zelte aufschlug.
Bleibt also nur noch der FC Bern, der weniger erfolgreich der Kugel in der vierten Spielklasse hinterherrennt und sich Jahr für Jahr verzweifelt versucht in der Liga zu halten. Etwas eher fiebert man mit einem solch alten Verein allerdings schon mit als mit dem Berner Nachwuchs.
Zum Derby verirrten sich mit 614 Zuschauern auch deutlich mehr Leute als normalerweise und mein geschultes Auge konnte auch (Achtung Insider-Wortspiel) einige „Schurken“ der Young Boys unter den Anwesenden ausmachen. Am heutigen Nachmittag war die Aussicht auf die Bergwelt sowie das magische Sonnenuntergang hinter der Tribüne allerdings deutlich interessanter anzusehen als das Gezeigte auf dem Rasen. Typisch zur Situation musste sich der nach Barcelona, München und Basel wohl am wenigsten bekannte FCB zum Schluss trotz Führung mit 1:2 geschlagen geben. Netter Ausflug allerdings ohne grossen Spektakel.