Am heutigen Mittwoch sollten nun endlich zwei bereits vor langer Zeit gesetzte Ziele in die Tat umgesetzt werden. Das eine betraf den Besuch der neugebauten Tissot Arena zu Biel, beim anderen geht es um die Strecke Thun – Bern, die man mit dem Schlauchboot hinter sich bringen wollte. Aus dem Kollegenkreis hatte man nämlich vernommen, dass diese Aktivität bei guten Witterungsbedingungen von allererster Sahne sei. Und weil man ja sonst genug auf der ganz eigenen Schiene fährt kann man einen Ferientag durchaus auch mal für so etwas „Bürgerliches“ opfern, zumal der Fussball am Abend ja nicht einmal fehlen sollte.

Somit wie an all meinen bisherigen Ferientagen (Life of a Groundhopper) frühmorgens aufgestanden und den Zug in die Hauptstadt bestiegen, in dem man noch die Schweizer Leichtathletin Léa Sprunger traf, wobei es ihr Geheimnis bleiben wird, wieso sie sich in einem völlig leeren Zug genau in mein Abteil setzte. Gestört hat es mich nicht, im Gegenteil, so konnte die Fahrt noch anständig verplaudert werden und ich erfuhr sogar, dass die Arme auf dem Weg zur Arbeit sei, da eben der Ertrag aus dem Sport zum Überleben nicht ausreicht. Schon bitter, wenn man als absoluter Durchschnittsfussballer in der Schweiz finanziell durchkommt und derartige Koryphäen in ihren Sportarten noch auf einen Nebenerwerb angewiesen sind. Zeigt einem halt schon sporttechnische Unterschiede bezüglich Marketing und Verdienst auf. In Fribourg ging die Dame mit den schön langen Beinen raus, während ich wenige Zeit später die beiden Kollegen am Bahnhof Bern in Empfang nahm. Gemeinsam ging es weiter in Richtung Thun und von da an per Schlauchboot in knapp vier Stunden mit eingebauter Grillpause zurück in die Hauptstadt. Sicherlich einer der schönsten Sommertage für mich in diesem Jahr. Ist schon herrlich, wenn man einfach in der Aare treibend bei Musik und Sonnenschein am Bier nippen darf und sobald man das Bedürfnis für eine Abkühlung verspürt sich einfach rückwärts ins Wasser fallenlassen kann.

Abgesehen von meinem Handy, welches leider etwas zu viel Wasser abbekommen hatte und dementsprechend seine Probleme aufweist sicher ein mehr als gelungenes Vorprogramm zu diesem Zweitligaspiel, über welches die folgenden arg zusammengehämmerte Zeilen rückblickend berichten.

Geplant wäre es ja ursprünglich gewesen, die Tissot Arena in einem Testspiel im Monat Juli gegen den Kantonsrivalen aus Bern feierlich zu eröffnen, allerdings gingen die Bauarbeiten im Schlussspurt nur schleppend voran und man sah sich gezwungen, schlussendlich alle vier (!) Eröffnungsspiele entweder vor leeren Rängen oder noch in der altehrwürdigen Gurzelen auszutragen, was nicht nur finanziell viel weniger reizvoll war. Dass der Komplex auch heute noch nicht zu vollständig fertig ist zeigen diverse Bauarbeiten an der Fassade sowie rund um das Stadion. Persönlich finde ich ja man soll ein Stadion entweder ganz beziehen oder gar nicht und nicht inmitten einer Grossbaustelle die Spiele austragen. Wirkt für mich einfach zu provisorisch und unprofessionell. Apropos professionell, dass man hier und heute überhaupt Profifussball sehen kann ist einzig und allein dem Krisenklub Servette Genf zu verdanken, der den sportlich bereits abgestiegenen Seeländern dank finanziellen Problemen und einem erneuten Zwangsabstieg somit in der Liga hielt. Nicht auszudenken, was das für ein Fiasko gewesen wäre, hätten die Bieler ihr modernes Domizil in der dritten Liga eröffnen dürfen.

Nun will man im neuen Wohnzimmer aber alles besser machen. Und dieses Wohnzimmer weiss grundsätzlich sogar zu gefallen. Wenn eine Neubaute, dann gerne des Öfteren eine solche. Denn durch den grossen Abstand zwischen Tribüne und Dach wird ein heller Raum geschaffen sowie eine Bewegungszone, die in den neueren Stadien meiner Meinung nach fehlt, wo man sich meistens nur rund um den Cateringstand bewegen kann. Ebenfalls überzeugend sind die ästhetischen Flutlichter im Komplex, der auch noch über ein eingebautes Eisstadion für den eigentlichen Publikumsmagneten der Stadt dient und in dieser Form gewisse Einzigartigkeit geniesst. Doch auch damit lassen sich die überteuerten Eintrittspreise meiner Meinung nach nicht rechtfertigen. Ganze 25 Franken will man hier nämlich einem Auszubildenden abnehmen für einen Platz auf der Gegengerade. Für die zweite Liga meiner Meinung nach definitiv zu viel. Da komm ich ja beim HSV für eine Sitzplatzkarte billiger und dort ist das spielerische Niveau dann leicht höher anzusiedeln. Auch wenn es „nur“ der HSV ist. 😉

Darum also kurz die Alternativen gecheckt und mal auf gut Glück eine Mail an Pressechef gesendet, ob für mich denn noch ein Platz auf der Pressetribüne frei sei, schliesslich wolle man für seine Leser natürlich nur das Beste. Wenig später die sachliche aber erfreuliche Antwort, dass auf meinen Namen eine Arbeitskarte hinterlegt werde. Und so stolzierte man kurz vor 19 Uhr vorbei an der Sicherheitskontrolle in Richtung Pressebank schön mittig auf der Haupttribüne, wo ich wie alle anderen erstmals den Computer an die Buchse schloss. Die nassen Badehosen sind dann aber Utensilien die man aufgrund Professionalität dann doch lieber nicht ans Geländer henkt. 😉 Zu meiner Rechten übrigens der Statistiker für die Liga, links von mir sass ein YB-Scout. Na dann mal guten Tag Freunde. Schaut und lernt. Nein, Spass beiseite, der Talentspäher aus Bern war dann tatsächlich ein umgänglicher Typ den es zu beneiden galt, denn neben dem Fussball schauen und Geld dabei verdienen darf der Herr auch noch den nächsten Gegner der Young Boys in der Europa League analysieren. Live vor Ort. Was dann so etwa so viel heisst wie samstags im Olympiastadion zu Baku, wo Qarabag bei Ravan Baku zu Gast sein wird. Mächtig Eifersucht. Naja, Tottenham ist aber auch nicht schlecht. 😉

Das letztjährige Kellerduell wurde hart geführt und ein Blick auf die beiden Mannschaftskader zeigt, dass die Gäste mit Daniel Gygax, Ex-Basler Mustafi oder Talent Jonas Omlin doch über den einen oder anderen Spieler von ursprünglich etwas grösserem Format verfügen. Zuschauertechnisch war das Stadion heute vor allem auf Heimseite gut gefüllt, Gäste aus der kleinen Gemeinde oberhalb von Lausanne waren wie erwartet keine vor Ort. Somit drückten alle 2’513 Zuschauer der Heimmannschaft die Daumen. Stimmung kam trotzdem nie gross auf, wiederum nichts Unbekanntes, da wie bereits erwähnt der Eishockey in Biel einen höheren Stellenwert hat als das Zweitligagekicke. Spielerisch wurden heute sicherlich keine Bäume ausgerissen und man musste von einer insgesamt doch recht schwachen Partie sprechen.

Der erste Viertel der Partie ging ohne nennenswerte Chancen vorbei. Am gefährlichsten wurde es am ehesten noch für die Zuschauer hinter den Toren, denen die ungenauen Bälle aufgrund des (noch?) fehlenden Netzes teilweise nur so um die Ohren flogen. Nach einer guten halben Stunde ging der Fast-Absteiger dann mit der ersten guten Aktion in Führung. Die Führung währte jedoch nicht lange, denn die Gäste konnten nur drei Minuten später vom Punkt aus egalisieren, da der Heimverteidiger äusserst stümperhaft seinen Gegenspieler zu Boden riss.

Kurz vor der Pause dann noch Glück für die Gastgeber, die in extremis auf der Torlinie einen erstmaligen Rückstand verhindern können. Kaum wieder angepfiffen holte sich ein Akteur der Hausherren die Ampelkarte. Nun war Pfeffer drin in der Partie, bei der es auf beiden Seiten haufenweise individuelle Fehler gab. Zwanzig Minuten vor Schluss traf dann Ex-Berner Xavier Hochstrasser zur erstmaligen Führung für die Gäste, was natürlich zu Sticheleien meinerseits gegen den Berner Scout führt, der es aber mit Humor nahm. Dem ersten Sieg nun ziemlich nahe verspielte Le Mont den Vorteil mit der Überzahl selber und nach 75 Minuten herrschte wieder Ausgeglichenheit bezüglich Spieleranzahl. Und prompt konnten die Bieler wenige Minuten vor Schluss eine empfindliche Niederlage abwenden und doch noch ausgleichen. Um nicht den letzten Zug in die Heimat zu verpassen musste man noch vor der Nachspielzeit die einem an den Kasten in Thun erinnernde Arena im Industriegebiet verlassen. Nach Spielschluss dann noch kurz das Resultat nachgeschaut. Es blieb beim Unentschieden. Allerdings bei einem 3:3. Tatsächlich trafen noch beide Parteien einmal in den gegnerischen Kasten. Nicht das erste Mal, dass mir so etwas widerfährt. Ich hätte es mir denken können.

Immerhin gewann St. Gallen überraschend in Luzern. Dort hätte es für mich aber zeittechnisch sowieso nur für eine Halbzeit gereicht und damit hätte man den siegbringenden Prachtstreffer wiederum verpasst. Wobei wir wieder gleich weit wären.