Europas höchster Fussballplatz mit Naturrasen liegt in Celerina. An dieser Stelle im Oberengadin, auf über 1700 Höhenmetern, ist das Tal gegen drei Seiten hin offen. Dadurch profitiert Celerina nicht nur von mehr Sonnenstunden als beispielsweise das benachbarte St. Moritz, sondern auch von einer einzigartigen Kulisse für den lokalen Fussballplatz. Dieser liegt hinter einer Anhöhe, die das Dorf vom Berninatal und damit von Pontresina trennt. Benannt ist der Platz nach der Kirche San Gian, einem Wahrzeichen der Region. Besonders der Kirchturm sticht dabei ins Auge, dessen Spitzhelm 1682 vom Blitz getroffen wurde und dem seither das Dach fehlt.
An diesem Wochenende bietet sich die rare Gelegenheit, die Heimspiele von Valposchiavo Calcio und dem FC Celerina zu kombinieren. Dies bemerkte auch der Ostschweizer Fussballverband und nominierte den gleichen Schiedsrichter wie am Vortag im Puschlav. Dieser wohnt ganz in der Nähe von St. Gallen, wie seine Freundin verlauten lässt, die das Spiel von der Holzbank auf dem Hügel aus mitverfolgt.
Die Spielübersicht, die sie dabei geniesst, wäre den Spielern nur zu wünschen, denn es ist Fussball auf bescheidenem Niveau und zweittiefster Ligastufe, den die beiden Mannschaften den 60 Zuschauern bieten. Die rauen klimatischen Verhältnisse und die geografische Lage gelten dabei nur bedingt als Ausrede. Das Spiel endet mit 0:2 für den «Club da Ballapei» aus Lumnezia, der damit neuerdings die Tabelle der 4. Liga anführt.
Der Star an diesem Nachmittag bleibt aber der Spielort selbst. Dies dachte sich auch der ehemalige Schweizer Trainer Christian Gross, als er zur Einweihung des neuen Clubhauses einst versprach, mit seinem Verein Al Ahli hierhin ins Trainingslager zu reisen. Gross hielt sein Wort und bereitete sich im Jahr darauf mit seiner saudischen Mannschaft in Celerina auf die neue Saison vor. Ein Testspiel gegen den Gastgeber entschied der damalige Vizemeister der Saudi Professional League – trotz der ungewohnt dünnen Luft – übrigens klar zu seinen Gunsten.