Zwanzig Jahre ist es her, seitdem der damalige Aufsteiger das Meisterstück im Heimspiel der vorletzten Runde perfekt machte. Zwei Dekaden später sieht die Welt rund um die Roten Teufel weit weniger rosig und euphorisch aus. Nach Jahren der sportlichen Misswirtschaft folgte auf die neue Spielzeit hin der erstmalige Abstieg in die Drittklassigkeit.
Einer der wenigen „Lichtblicke“ als Folge der traurigen Entwicklung sollte das Derby gegen den Karlsruher SC sein, der in vergangenen Spielzeiten ebenfalls aus der Verankerung im oberen Mittelfeld der zweiten Spielklasse bis in die Niederungen der dritten Liga fiel. Unabhängig vom ausgebliebenen Erfolg drückt der gebürtige Pfälzer Noah aus meinem Freundschaftskreis seit jeher dem FCK die Daumen, sodass trotz hämischen Kommentaren schnell klar war, beim diesjährigen Derby mit von der Partie sein zu wollen. Cédric kristallisierte sich als Fahrer heraus und am frühen Samstagmorgen ging es in vier Stunden ins Rheinland. Erste Anlaufstelle war das Haus von Noahs Grosseltern, die noch immer in der Pfalz beheimatet sind und unserem Trio eine Übernachtungsmöglichkeit boten.
Zum Einlauf auf dem Betzenberg verzichteten beide Fanlager bedingt durch den wenig euphorischen Saisonstart auf optische Aktionen. Trotzdem begann das Spiel auf Rang und Rasen vor 27‘343 Zuschauer ansprechend. Das Niveau sank jedoch fortlaufend, sodass die Heimkurve bis zum Schlusspfiff völlig verstummte. Auch beim Anhang aus Karlsruhe, in meinen Augen eine richtige „Trainerhosenszene“ die optisch nicht viel hergibt, schwächelte man aufgrund des sportlichen Auftritts beim 0:0 Unentschieden. Eine ansprechende Kulisse macht eben noch kein gelungenes Derby aus. Immerhin beim Preisniveau für die kulinarische Verköstigung spielt der FCK in der Königsklasse.
Der gebrauchte Nachmittag endete für unser Trio nach Spielschluss hinter dem Bahnhof, wo die Bereitschaftspolizei mitsamt SKB’s anfangs äusserst unkoordiniert zu Werke ging. Die verzögerte Abfahrt der Gästefans sorgte für eine beidseitige Durchgangssperrung, sodass spätestens nach einer guten Stunde in eingepferchter Haltung ein Grossteil der Fussballfans gereizt reagierte. Als Erinnerung gab es für mich noch einen Schlag eines Bereitschaftspolizisten mitten ins Gesicht. Gegen willkürliche Polizeigewalt kommen in solchen Moment weder primitive Sprechchöre, Beschwerdemails noch körperliche Gegengewalt an. Naja, sollte Kaiserslautern jemals wieder auf europäischen Parkett spielen, wünsche ich besonders diesem hämisch grinsenden Polizisten einen polnischen Gästemob.
Am nächsten Morgen folgte bei zähem Verkehr die Heimfahrt und der gemeinsame Besuch des St. Galler Heimspiels gegen Luzern. Von all dem Lautrer Unvermögen am Vortag in der Wahrnehmung getrübt, hatte man das heimische Sorgenkind völlig vergessen und wurde durch eine unnötige Niederlage schnell wieder auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt.