Mit der Zugfahrt nach München am Freitagabend beginnt diese Reise. Kollege Jonathan gewährte mir nächtliches Asyl und spielte am Folgetag auch gleich Begleiter beim letzten Heimspiel des FC Augsburg. Traditionell gibt es dazu jeweils einen Marsch zum Stadion sowie Verköstigung für Leib und Leber im alten Rosenaustadion. Es macht Spass, mitanzusehen, wie in der Fuggerstadt eine gesunde Fanszene heranwächst. Das anschliessende Spiel war ebenfalls ziemlich unterhaltsam; vor allem die Schalker Anhängerschaft feierte ihren knappen Sieg und die Vizemeisterschaft im ausverkauften Stadion ausgelassen.

Während Jonathan den Heimweg antrat, nahm ich neben Kumpane Heeb, der tagsüber gearbeitet noch gearbeitet hatte, auf dem Beifahrersitz Platz. Gemeinsam spulten wir die Strecke von Augsburg bis ins tschechische Karlsbad ab, um nach Mitternacht müde ins Bett zu fallen.

Den bekannten Kurort wählten wir nicht der heissen Quellen wegen als unsere Basis aus. Nein, sein Standort im Westen Tschechiens erlaubte es uns, am nächsten Tag eine Stadtbesichtigung und das Heimspiel des lokalen Viertligisten mit dem Sachsenderby im Erzgebirge zu verbinden.

Während Karlovy Vary von prunkvollen Bauten nur so strotzt, ist auf dem Sportplatz „Dvory“ Bescheidenheit angesagt. Zwei kleine Ausbauten auf den Längsseiten zieren das Gesamtbild.

Am Eingang angelangt, verwehrte uns ein pflichtbewusster Ordner die Zufahrt zum Stadionparkplatz. Meine spontan gezückte Identitätskarte hielt er jedoch für einen Presseausweis, sodass wir das Gefährt bequem neben dem Vereinsheim abstellen durften. Uns erwartete eine hart geführte Partie der vierten Spielklasse mit dem Leader als Gastgeber. Dieser hat diverse Namensänderungen hinter sich und präsentiert heuer den Zusatz „Slavia“ im Vereinsnamen. Unterstrichen wird dieser neuerliche Wandel durch Trikots, die einem Abbild des grossen Bruders aus der Hauptstadt Prag entsprechen. Vor 175 Zuschauer resultiert auf anschaulichem Niveau ein klares 4:1, bei dem vor allem der Captain der Gastgeber seine individuelle Klasse mehrmals aufblitzen lässt. Tschechischer Morgenfussball bei Sonnenschein in Kombination mit einer Klobasa und einem süffigen Bier – das passt!