Vorbei an Strassenschildern, die vor Elchen auf der Fahrbahn warnen, steuere ich den Wagen an diesem Morgen die rund dreihundert Kilometer südlich von Kuopio nach Lahti. Bekannt ist die siebtgrösste Stadt Finnlands vor allem wegen des Wintersports und pflegt darum seit einigen Jahren auch eine Partnerschaft mit der deutschen Gemeinde Garmisch-Partenkirchen. Seit beinahe einem Jahrhundert finden hier im Winter nun schon die Skispiele statt. Nebst der Paradedisziplin Biathlon wird den meisten Lesern die Skisprungschanze in Erinnerung sein. So ist das auch bei mir, der Lahti bisher nur in diesem Zusammenhang kannte. Damals, als ich als kleiner Junge jeweils freudig gespannt Simon Ammann zugeschaut hatte, wie er der Konkurrenz regelrecht um die Ohren flog.

Mittlerweile sind einige Jahre vergangen und der Grund, warum ich in Lahti aufkreuze, ist nicht etwa der Wintersport. Nein, direkt neben der Flugschanze wird nämlich erstklassig Fussball gespielt. Damit ist übrigens die Spielklasse und nicht das Niveau gemeint, auch wenn heute mit dem IFK Mariehamn der amtierenden Meister zu Gast ist. Dieser hat eine ziemlich lange Anreise hinter sich, schliesslich liegt die 12’000-Einwohner-Gemeinde auf Åland und ist damit Hauptstadt der gleichnamigen autonomen Region, die mittig zwischen dem Festland von Schweden und Finnland liegt.

Bevor es auf dem satten Grün aber zum Kräftemessen kommen sollte, nahmen wir uns Zeit, die nebenanliegende Schanze etwas näher zu erkunden. Möglich gemacht wird dies durch einen Lift im Schanzensockel sowie einer vorausgehenden Fahrt im Sessellift, der auch von den Athleten genutzt wird. Von oben bietet sich dem Besucher eine wunderbare Aussicht über den Stadtkern von Lahti, das Fussballstadion und das Biathlongelände. Wieder unten angekommen, wechselten an den Eingangstoren zum Stadion drei Eintrittsberechtigungen zu jeweils zwölf Euro den Besitzer.

Dafür bekam unser Trio ein äusserst unterhaltsames und torreiches Spiel gezeigt. Der Fusionsverein von 1996 geriet gegen den Meister früh in Rückstand. Statt durch das Gegentor einzubrechen, zeigten die Gastgeber aber eine eindrückliche Reaktion. Sie erzielten nicht weniger als vier Treffer innerhalb von dreizehn Minuten und lenkten das Ergebnis damit bereits vor der Halbzeitpause in die gewünschte Bahn. Die 2’778 Zuschauer gab es zu beneiden, zumal nicht nur das Wetter und ihre Lieblinge mitspielten, sondern auch die Aussicht das Prädikat „einmalig“ verdient. Nach dem Seitenwechsel ging es in gleichen Stil weiter und die Hausherren legten zwei weitere Treffer nach. Der total überforderte Favorit in Grün-Weiss konnte mit dem Anschlusstreffer zum 6:2 in der Nachspielzeit nur noch irrelevante Resultatkosmetik betreiben. Trotz überschaubarem sportlichem Niveau war das auch für uns als neutrale Zuschauer ein äusserst gelungener Nachmittag mit einem Panorama, das jedes Fussballherz höher schlagen lässt.