Seit der Eröffnung der Tuilière (Ziegelbrennerei) müssen sich Gästefans in Lausanne nochmals einen Kilometer weiter den Hügel hochquälen. Drei Mal bereits hatte ich dabei mit wehmütigem Blick die historische Pontaise passiert und gar schon dem Nebenplatz mit seiner futuristischen Tribüne einen Besuch abgestattet. Nur ein Spiel im Ende 2020 fertiggestellten Stadion mit architektonisch interessantem Baustil blieb mir bisher aus verschiedenen Gründen verwehrt.

Auch die kleine Fanszene, die sich im Schatten der etablierten Anhängerschaft des Eishockeyclubs Lausanne HC gut zu entwickeln scheint, überzeugt mit ästhetischem Material und ansprechendem Support. Nur der Kunstrasen und die sperrigen Vario-Sitze im Heimsektor stören die visuelle Wahrnehmung. Gleiches gilt für den Gästeblock, der an diesem Sonntag von den zahlreich in die «olympische Hauptstadt» angereisten grün-weissen Unterstützern bevölkert wird.

Das fussballerische Aushängeschild der Stadt ist nach dem Abstieg von Lausanne-Ouchy auch in sportlicher Hinsicht unumstritten der FC Lausanne-Sport. Dieser gehört seit Ende 2017 dem britischen Petrochemiekonzern Ineos, der in seiner Amtszeit bereits einige fragwürdige Entscheide getroffen hat: Die Engländer führten ein neues Logo ein (und kehrten nach Protesten zum alten zurück), degradierten den Schweizer Vertreter zum Ausbildungsverein des OGC Nice – nebst dem südfranzösischen Klub hält Ineos auch Anteile an Manchester United – und liess das Kader der Blau-Weissen Jahr für Jahr internationaler werden. Den kurzzeitigen Abstieg im Sommer 2022 konnten die Investoren dennoch nicht verhindern.

Mit Lausanne-Sport assoziieren viele St. Galler Fans nebst einem mühsamen Fussmarsch zum Stadion zwei herbe Niederlagen im Pokal: 1998 verlor St. Gallen den Cupfinal (nach 2:0-Führung) und zwölf Jahre später den Halbfinal – vor heimischem Anhang und gegen die damals unterklassigen Gäste aus der Romandie. Auch diesmal bereiteten die Westschweizer dem FCSG nach intensiven Tagen rund um das Europacup-Spiel in Kasachstan in der Schlussphase Probleme. Die Grün-Weissen hatten vor 6024 Zuschauer ihren Vorsprung zwischenzeitlich auf drei Tore ausgebaut, mussten beim 3:4 aus Sicht der Gastgeber nach einem Leistungseinbruch aber gleichwohl noch um den Sieg zittern.