An einem Freitagabend gibt es bessere Alternativen, als sich in der Stadt die Birne zu füllen – etwa vorher noch eine Partie der Regionalliga Bayern zu besuchen. So machte ich es an diesem Freitag zum Monatsende in Begleitung von Kai, wo in Memmingen der lokale Fussballverein den Aufstiegskandidaten aus der Münchner Vorstadt begrüsste. Wir erreichten das Memminger Stadion kurz vor Anpfiff. Hier herrschte bereits reger Betrieb und ehe wir unsere Eintrittskarten (7 Euro) in der Hand hielten, pfiff der Schiedsrichter die Partie auch schon an.

Das Stadion bietet eine überdachte Haupttribüne sowie einen Stufenausbau rund um das Spielfeld. Nicht nur unästhetisch, sondern auch nervig ist der Zaun, der die 1’188 Zuschauer vom Rasen trennt. In Zeiten, in denen das Wort „Fussballfan“ im gleichen Atemzug mit „Verbrecher“ genannt wird, verwundert aber auch diese Tatsache nicht gross. Bereits mehr Verwunderung rief ein Typ hervor, der mich im Lauf der ersten Halbzeit aufgrund meiner Kleidung ansprach. Was wir hier tun und woher wir seien. Als das geklärt war, nannte er mir sogar einen bekannten Kumpel aus dem St. Galler Fussballumfeld, was mich doch recht überraschte. Er selbst ist Anhänger von UHG (Unterhaching) und hatte heute wohl etwas zu deutlich über den Durst getrunken. In der zweiten Halbzeit sahen wir ihn abseits vom Spielfeld auf einer Bank sitzend. Trotzdem, irgendwie ist mir der Verein aus München auf gewisse Art und Weise sympathisch – alleine die Tatsache, dass man sein lokales Team den Bayern bevorzugt. Aber auch der Support ist unterhaltsam, zumal ich doch hoffe, dass die Herren sich stets bewusst sind, was sie neutral betrachtet für eine Nummer abziehen. So auf die Schnelle und von den Farben könnte hier auch von einem Wuppertal Bayerns gesprochen werden.

Ach ja, gespielt wurde auch noch und zwar recht ansehnlich und mit dem besseren Ende für die Gäste. Diese gewannen nach zwischenzeitlichem Gleichstand verdient mit 1:3, was mir wiederum für die gewonnene Resultatwette einen kostenfreien Gerstensaft von Kai beim nächsten Spiel einbringen wird.

Zum Abschluss gibt es noch zu beiden Vereinen eine kurze Anekdote: Beim Gast aus Unterhaching ist es das ungewöhnliche Logo. Nicht etwa ein Fussball, nein, ein Bob ziert das Logo der Blau-Roten. Der Grund dafür ist die früher erfolgreiche Bobabteilung des Hachinger Sportvereins. Bei den Gastgebern hängt die Geschichte mit dem Memminger Spieler und Sohn der Stadt Frank Wiblishauser zusammen, der einst auch für den glorreichen FC St. Gallen aus der Heimat die Schuhe schnürte. Mittlerweile hat sich Wiblishauser nämlich vom sportlichen Teil abgewendet und betreibt in Memmingen eine Naturheilpraxis. Sachen gibt’s.