Nachdem der Halloween-Spuk unbemerkt an mir vorübergezogen war, sollte es heute wieder einmal einen netten Doppler in der Region geben. In der Hauptrolle zwei neue Grounds, die beide ihren besonderen Reiz haben. Mit der Partie in Rapperswil sollte nämlich der letzte Platz des Ostschweizerischen Fussballverbandes besucht werden der über eine Tribüne verfügt, während man im zürcherischen Wetzikon auf die wohl modernste Tribünenkonstruktion im Amateurfussball treffen sollte.
Als man letzte Woche in Chur zu Gast war und von der schwierigen sportlichen Lage der Bündner schrieb, war man sich noch nicht bewusst, dass beim heutigen Gastgeber die Formkurve genau in die entgegengesetzte Richtung zeigt. Vor genau 231 Tagen oder etwas mehr als sieben Monaten standen sich die beiden Mannschaften nämlich noch in der Meisterschaft der 1. Liga classic gegenüber. Am Ende der Saison stieg Chur ab und ist nun auch in der 2. Liga interregional an der letzten Stelle zu finden, wie ich im letzten Beitrag bereits erwähnte. Umso erstaunlicher die Entwicklung der Rosenstädter. Nach dem Aufstieg in die Drittklassigkeit führen sie nun nach 15 Spieltagen tatsächlich die Tabelle mit 10 Siegen aus 13 Partien an. Unglaublich dieser Kontrast, den die beiden Teams bilden! Nur im Eishockey weilen die Rapperswiler wie gewohnt am Tabellenende. Das Sahnehäubchen setzt dieser Partie die Tatsache auf, dass im Heimteam „Kult-Bachelor“ und Intelligenzbestie Vujo Gavric spielt.
Gründe genug sagte ich mir einen Abstecher an den Zürichsee zu unternehmen und auch mein Kumpel Sergio liess sich für diese Variante begeistern. So ging es also kurz nach Mittagszeit in Richtung Bahnhof, wo man per Zug in einer knappen Stunde Rapperswil erreichte. Vor der Partie blieb noch genügend Zeit um durch die Stadt zu schlendern und die spätsommerlichen Temperaturen am Seeufer zu geniessen. Danach machten wir uns traditionellerweise zu Fuss auf zum Grünfeld, der Heimat des FCRJ. Vom Stadtzentrum aus ist diese in einer knappen halben Stunde zu erreichen und wer Glück hat, kann noch einen Blick auf die Giraffen werfen, die im berühmten Rapperswiler Zoo zuhause sind. Ebenfalls auf dem Weg liegt die Heimat der Rapperswiler Eishockeycracks, das schöne Lido, welches leider seit einigen Jahren auf einen Sponsorennamen hört.
Heute waren wir aber zum Fussball schauen hier, obwohl am selben Abend das Derby gegen die Kloten Flyers über die Bühne gehen wird. Aber nix da, Fussball hat Priorität. Einlass wurde uns für je 7 Franken gewährt und wir stellten uns gleich einmal an den Spielfeldrand mit Blick auf die einzige Tribüne vor Ort. Diese kommt aber recht modern daher und weiss zu gefallen. Das Spiel kann ebenfalls überzeugen und der Leader übernimmt schnell das Kommando gegen defensiv eingestellte Gäste. Diese kamen aus dem bernischen Breitenrain und belegen in der Tabelle im Moment den fünften Platz. Kein Grund also sich zu verstecken, trotzdem agierten die Berner meiner Meinung nach das ganze Spiel über etwas zu passiv und waren nur durch Standards gegen die anfälligen Hausherren gefährlich. Anders beim Heimteam, welches immer wieder mit viel Spielwitz und schnellen Ballstafetten überzeugen kann. Für die Führung braucht es aber eine Einzelleistung. Und was für eine. Rappi-Captain Carlos Da Silva lässt im Mittelfeld gleich zwei Gegner stehen und zieht dann aus knapp 25 Metern ab und der Ball senkte sich unhaltbar in den Winkel. Ein absolute Traumtor vor 720 Zuschauern! Nun war eine Reaktion der Gäste gefragt und diese können tatsächlich eine ihrer seltenen Chancen zum Ausgleich nutzen. Nach einem Standard steigt ein Berner am höchsten und verlängert unhaltbar ins Heimtor. Mit dem Unentschieden ging es in die Pause und neben den Akteuren wechselten auch wir unseren Standort und sahen die zweite Halbzeit nun von der Tribüne aus. Für die Gastgeber wäre dieser eine Punkt sicherlich zu wenig und so probierte sich in der 56. Minute Manuel Kubli mit einem Dribbling an der Grundlinie und liess dabei gleich mehrere FCB-Verteidiger alt aussehen. Schlussendlich behielt er auch noch den Überblick und konnte auf den ideal postierten Enis Ramadani ablegen, der zum 2:1 für den FCRJ nur noch einschieben musste. So und wenn es jetzt noch einmal eng werden sollte für die Rapperswiler, denn dann, wenn die Gäste erneut zu einem gefährlich postierten Freistoss kommen sollten. So wie zum Beispiel in der 68. Minute. Und da war sie, die Kopie des ersten Treffers der Berner! In der Folge blieb die Partie ausgeglichen und die beiden Teams trennten sich 2:2.
Für uns stand aber noch ein zweites Highlight an und so machte man sich zügig auf den Weg zum Bahnhof, wo wir per Zug nach wenigen Minuten Fahrt Wetzikon erreichten. Bachelor Vujo musste heute übrigens passen, lediglich sein Bruder war in der Startformation.