20. Mai 2008, kurz nach 21 Uhr. Die Ostschweiz weint, St. Gallen weint, die Spieler weinen. Mit dem 0:2 im Rückspiel der Barrage gegen die AC Bellinzona ist der Abstieg der Gallusstädter besiegelt – ausgerechnet im letzten Spiel im altehrwürdigen Espenmoos. Frust macht sich breit, Verzweiflung und Ratlosigkeit. Hier, wo die Fans vor wenigen Jahren der Meistertitel feierten, bildet sich für immer ein Schleier der Trauer um das Espenmoos.

Heute weiss jeder, dass der FC St. Gallen den Direktaufstieg geschafft hat, nur jedoch für zwei Jahre, ehe in der erneute sportliche Zerfall wieder in die Challenge League bugsierte. Der Umzug in die Arena im Westen der Stadt tat weh, noch mehr, als der Fan dort nur zweitklassiger Fussball zu sehen bekam. Nun haben sich die St. Galler in der höchsten Spielklasse aber etabliert und in der letzten Saison sogar auf europäischer Ebene für Furore gesorgt. Weniger gut läuft es der AC Bellinzona, die 2008 zwar aufstieg, im letzten Jahr den Konkurs aber nicht mehr abwenden konnte und sich auflöste.

Was vom Espenmoos bleibt, ist einzig die moderne Muscheltribüne und die trostlosen Heimspiele der zweite Mannschaft. Diese sieht sich unmittelbar mit dem Abstieg in die 1. Liga Classic konfrontiert, und so galt es heute gegen den Aufstiegsaspirant Tuggen einen Punktgewinn anzustreben. Im Tor der Gäste erkannte ich meinen Turnlehrer aus der Primarschulzeit. Mit Profi Juho Mäkelä im Sturm der St. Galler sollte dieser eigentlich viel beschäftigt sein. Heute fiel der Finne aber eher ab, als sich positiv in Szene zu setzen.

Und so waren es die Gäste in Person von Javier Santana, die kurz vor der Pause in Führung gingen. Santana profitierte von einer Unsicherheit des St. Galler Goalies. Beim Heimteam entwickelte sich damit wieder alles in die gewohnte Richtung. Es dauerte bis tief in die zweite Halbzeit, bis St. Gallen vor 200 Zuschauern doch noch der Ausgleichstreffer gelang: Yannik Grin traf aus einiger Entfernung mit einem satten Flachschuss zum 1:1. Dieses  Unentschieden hilft beiden Mannschaften wenig. Rund um den FC Tuggen gibt es in der Tabelle eine Zäsur, während die St. Galler weiterhin abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz weilen.