Klar, die Spannung war nach dem verpassten Exploit in Westrussland und den damit verbundenen Chancen auf ein Weitkommen weg. Trotzdem wollte sich der FC St. Gallen positiv von der Bühne Europas verabschieden. Ganz anders sah die Situation beim heutigen Gegner aus. Sie mussten in der Schweiz punkten um nicht auf Schützenhilfe von Valencia angewiesen zu sein. Dementsprechend lockte die Partie auch viele Fans von der Insel nach St. Gallen. Das Heimteam, welches auswärts einen Punktgewinn nur knapp verpasste, war heute also bestrebt, ihren Fans einen versöhnlichen Abschluss zu bereiten.

Auch heute fanden wieder viele Freunde des runden Leders den Weg in die Arena, die heute zum letzten Mal als All-Seater daherkam. Trotz tiefen Temperaturen und schlechtem Wetter kamen an diesem Donnerstagabend 15’298 Zuschauer ins Stadion. Das schlechte Wetter, oder besser gesagt der Nebel, der an diesem kalten Dezembertag über und leider auch im Stadion hing, wurde dann schliesslich fast zum Verhängnis. Schlussendlich wurde die Partie trotz schlechter Sicht angepfiffen. Teilweise konnte man nicht einmal die andere Seite des Stadions sehen. Der Espenblock an sich verabschiedete sich mit einer originellen Choreo von der Bühne Europas und lief wieder einmal auf Hochtouren, so wie wir das in der laufenden EL-Saison von ihm gewohnt waren.

Nach zehn doch ziemlich ereignisarmen Minuten eine erste Schrecksekunde für die Einheimischen. Stürmer Goran Karanovic ging nach einem Zweikampf im Lauf ohne Fremdeinwirkung zu Boden. Für ihn war das Spiel also bereits nach kurzer Zeit vorbei. Wie sich später hinausstellen sollte, erlitt Karanovic bei dieser Aktion einen Muskelfaserriss. Das Verletzungspech bleibt den St. Galler Stürmern also weiterhin treu. Bis zur Pause hatten beide Teams noch einige Chancen auf den Führungstreffer, doch sowohl die Schweizer als auch die Waliser verpassten es, ihre Farben in Front zu schiessen. Die Chancenauswertung; ein Punkt der den St. Gallern wahrscheinlich den Einzug in die Achtelfinals vermiest hatte. Nach der Pause verpasste es Bony, der Ivorer im Dienste der Schwäne, seine Mannschaft mit einem wuchtigen Kopfball in Führung zu schiessen. Das Spiel war, wie schon vor drei Monaten damals auf der Insel, sehr ausgeglichen. In der Folge hatte Roberto Rodriguez zwei Grosschancen, die er beide jedoch mehr oder weniger kläglich vergab.

In den nächsten zwei Szenen stand St. Gallens Mittelfeldspieler Sebastien Wüthrich im Mittelpunkt. In der 62. Minute traf er mit seinem Freistoss nur den Pfosten. Zwei Minuten später liess er alle St. Galler inklusive mich aufjubeln, als er nach einer Hereingabe von Lenjani den verdienten Führungstreffer erzielte. Doch das Tor wurde zu allem Ärger der Zuschauer aufgrund eines Foulspiels annulliert. Trotzdem war die Aktion beispielhaft für das Geschehen auf dem Platz. St. Gallen kämpfte und hatte nun deutlich höhere Spielanteile. In der 80. Minute war es dann endlich soweit. Marco Mathys traf nach einem schnell ausgeführtem Freistoss zum 1:0 für den FC St. Gallen. Die Zuschauer, bis auf die knapp 2000 Fans Swansea Fans, waren aus dem Häuschen. Der FCSG führte einmal mehr in dieser Europa League.

Doch im Gegensatz zum Valencia Spiel schafften es die St. Galler, diesen Vorsprung über die Zeit zu retten. Der zweite Heimsieg und die damit verbundene Heimstärke war Tatsache. Da Krasnodar in Valencia nicht über ein Unentschieden hinauskam, war auch den sympathischen Gäste aus der Ferne feierlich zumute.

Der FC St. Gallen beendet diese Europa League zwar auf dem letzten Platz, doch mit ein bisschen mehr Wettkampfglück wäre ein Weiterkommen durchaus möglich gewesen. Und doch ist es die schönste Zeit, die ich als St. Galler Fan erlebt habe. Besonders schön war die Reise nach Swansea und all die anderen schönen Momenten, die der FCSG uns bescherte. Auch diese Saison hoffe ich weiterhin auf eine starke Rückrunde und wer weiss, vielleicht geht die nächste Europa League wieder mit einem unglaublichen FC St. Gallen über die Bühne. Was noch gesagt werden muss: Der FC St. Gallen bestritt mit diesem Spiel zugleich sein letztes Heimspiel vor der Winterpause. Darum liefen die St. Galler Spieler nach dem Spiel eine Ehrenrunde, bei der auch die Swansea Fans den St. Gallern applaudierten. Eine Geste des Respektes! Ich wünsche mir für das nächste Jahr nur weiterhin so positive Überraschungen, sei es auf sportlicher oder auf menschlicher Ebene.