Die Tage werden kürzer, der Nebel hängt in den Bäumen und bereits am späten Nachmittag beginnt der grauschwarze Himmel sich langsam zur Nacht zu wandeln. Was wie ein Gedicht von Georg Trakl tönt ist die bittere Realität hier in der Region. Der Winter steht vor der Tür und somit die Winterpause. Für einen Groundhopper sicherlich die schlimmste Zeit im Jahr. Denn es heisst, für ein paar Wochen auf das Lebenselixier Fussball verzichten zu müssen. Bis dahin gilt es jede Möglichkeit auf Spiele zu nutzen. So auch an diesem Wochenende, wo drei Spiele besucht werden sollten. Neben dem Länderspiel Schweiz – Litauen standen auch das kleine St. Galler Derby zwischen dem SC Brühl und dem FCSG II an. Den Anfang sollte aber die Partie in Tuggen machen, welche auch einen neuen Ground mit sich bringt.

Kollege Marty erklärte sich einverstanden, als ich ihm den Deal offerierte mit dem Doppler Tuggen – Carouge und anschliessend dem Länderspiel Schweiz – Litauen. Die Entscheidung leichter machen sollte ihm seine Herkunft, denn er stammt aus Litauen und wenn sich schon einmal die Möglichkeit bietet das Nationalteam zu sehen, durfte man diese natürlich nicht verpassen. Vorerst ging es aber noch in Richtung Zürichsee, wo wir kurz vor Spielbeginn nach einer etwa einstündigen Anreise eintrafen. Die letzten Meter zum Ground quer über eine Wiese gespurtet und mit der Übersteigung eines Gitters den Eintrittspreis gespart. Durch die Wiese und das auch sonst garstige Wetter waren unsere Schuhe durchnässt und wir setzten uns nach den obligaten Fotos auf die Tribüne, um dem Spiel zuzuschauen. Vor Ort waren an diesem Samstag übrigens 231 Zuschauer, was zumindest ich für ein Spiel der dritten Spielklasse relativ schwach finde. Trotzdem muss man wissen, dass Tuggen gerade mal knapp 3’000 Einwohner hat. Darum der geringe Zuschauerauflauf etwas verständlicher. Auf der Tribüne gab es gratis Sitzunterlagen und auch sonst punktete der sympathische Dorfverein bei mir. Hinter dem einen Tor waren die Kühe auf der Weide und die Toiletten befanden sich im ansässigen Luftschutzkeller. Charme pur. Fussball wie er sein sollte!

Auf dem Platz trafen der Zehntplatzierte auf den Zwölfplatzierten und die Hausherren nahmen früh das Zepter in die Hand, vergaben aber über beide Halbzeiten gesehen mehr oder weniger kläglich etliche Grosschancen. Dass es trotzdem noch zum Siegtor reichte konnte man Roman Güntensperger verdanken, der in der 90. Minute zum verdienten 1:0 traf.

Nach der Partie ging es flink nach Hause, wo sich die Wege kurz trennten und man jeweils frische (und trockene) Kleider anzog und sich dann wieder traf, um dem EM-Qualifikationsspiel beizustehen. Vor ausverkauftem Haus war das Ganze mit einem 4:0 gegen chancenlose Litauer dann eine klare Sache.