Wer mit dem Zug von Bern in die Westschweiz fährt, dem tut sich kurz vor Lausanne die Riviera des Genfersees auf. Es ist ein einmaliger Anblick, der den Reisenden hier rund um die sonnenverwöhnten Weinterrassen, die charmanten Dörfer an den Hangausläufern, die französischen Alpen und dem türkisfarbenen Wasser gewährt wird. Kein Wunder steht die Region Lavaux seit 17 Jahren auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.
Mit dem «Stade des Ruvines» liegt auch ein Fussballfeld mit pittoreskem Ausblick an den Waadtländer Uferhängen. Ein Besuch hier stand bereits seit vielen Jahren auf der Agenda, liess sich bisher allerdings nicht mit dem Kalender vereinbaren. Dieses Mal sollte das Testspiel zwischen dem FC Vignoble und den Gästen aus Châtel-Saint-Denis perfekt in den Zeitraum zwischen der Rückkehr aus Kasachstan und dem St. Galler Auswärtsspiel in Lausanne passen. Vor dem Besuch beim Siebtligisten blieb auch Zeit, um bei einer längeren Wanderung durch die Rebberge von Vevey bis nach Lutry den lokalen Weisswein der Sorte Chasselas (Gutedel) in seinem gesamten Spektrum aus den Anbaugebieten Calamin, Dézaley, Epesses und Saint-Saphorin zu verköstigen.
«Visit Lavaux» steht dann auch auf dem Trikot des FC Vignoble, der zwar in Cully beheimatet ist, allerdings alle Dörfer der Weinregion vertritt. Inspirieren liess sich der Klub beim Slogan von Arsenals «Visit Rwanda», wie Bernard Porret erklärt. Der Funktionär ist seit 1987 im Verein aktiv, wird von allen nur «Mucho» genannt und gewährt uns vielschichtigen Einblick in die Annalen und das aktive Vereinsleben. So erfahren wir auch, dass die sehenswerten Graffiti hinter dem Tor und beim Vereinsheim – eines davon zeigt Klublegende Porret selbst – von Ultras des Eishockeyteams Lausanne HC gefertigt wurden und mit Numa Lavanchy auch ein Spieler aus der Super League eine Vergangenheit beim FC Vignoble aufweist.
Die vier St. Galler unter den 50 Zuschauern sind längst zentrales Gesprächsthema, während das 1:0 für die Hausherren in der Generalprobe vor dem Saisonstart eher beiläufig zur Kenntnis genommen wird. Auch Porret hat sich angesichts der hohen Temperaturen mittlerweile mit einer weiteren Flasche Weisswein an unseren Tisch gesetzt und wettert über die Gemeinde, die den einst grünen Rasen in den Sommermonaten derart hat austrocknen lassen.