Mittlerweile sind mehr als drei Jahre vergangen, seit ich das Projekt «Andrin unterwegs» mit meinem damaligen Schulkameraden Luigi ins Leben gerufen habe. Eine Zeit, in der ich viele Reisen durch die Länder Europas absolvierte und dabei unheimlich viel Neues entdecken und verstehen lernen durfte. In diesem August folgte nun erstmals eine interkontinentale Reise mit Fussballbezug.
Die Rede war von zwei Wochen Ferien in Südostasien, bei denen das Augenmerk auf Malaysia, Thailand und den Stadtstaat Singapur gelegt werden sollte. Der Flug Zürich – Kuala Lumpur mit Zwischenstopp in Doha war mit seinem tiefen Preis dafür ausschlaggebend gewesen.
Wenn ich ehrlich bin, wusste ich über Malaysia vorher genau zwei Dinge. Irgendwann im Jahr ist dort die Formel 1 zu Gast und die zweite, um einiges wichtigere Tatsache. In Malaysia wird zur Zeit unseres Aufenthalts doch tatsächlich Fussball gespielt.
Da wir für die Einreise nach Malaysia keine besonderen Dokumente vorzuweisen hatten, reichte am Abflugtag ein stündiges Polster, mit dem Luigi und ich am Flughafen Zürich eintrafen. An Bord unserer Maschine nach Doha war übrigens auch die Nationalmannschaft von Katar. Genau, jene Equipe die in 6 Jahren eine der grössten Sportskandale in ihrer Heimat austragen wird. Der Trainerstaff zwei Reihen vor uns sprach übrigens ausschliesslich Italienisch und auch in der Reihe neben uns wechselten zwei Spieler während des ganzen Flugs kein einziges Wort miteinander. Apropos Fussball, bei Qatar Airways wird das Briefing zur Sicherheit an Bord durch einen Sketch mit Akteuren des FC Barcelona auf dem Fernseher gezeigt. Die Idee an sich finde ich gut, spätestens nach dem fünften Mal (stets zuerst in Englisch und anschliessend in Arabisch) hängt dir das Ganze, zusätzlich von einem künstlichen Grinsen der Akteure unterlegt, aber derart zum Hals raus, dass du nur noch den Abflug herbeisehnst.
Dieser wurde bei uns noch durch eine ältere Dame in Verschleierung mit Atemnot sowie einem Problem mit dem Getriebe hinausgezögert. Gefühlte zwei Stunden später hoben wir endlich in den Zürcher Nachthimmel in Richtung Doha ab. Zum Stichwort «Abheben» passt auch meine Flugunterhaltung. So nutzte ich die Möglichkeiten, mir an Bord endlich einmal die berührende Geschichte des sympathischen Olympioniken Eddie Edwards anzusehen. Definitiv zu empfehlen. Trotz Verspätung erreichten wir den Weiterflug nach Kuala Lumpur wie geplant und ohne sonstige Vorkommnisse landeten wir um 15 Uhr Ortszeit schliesslich in der malaysischen Hauptstadt.
Einige Tage vor unserer Abreise wurde (ärgerlicherweise) nochmals mächtig am Spielplan herumgebastelt, sodass die geplante Partie statt ursprünglich am Abend nun mit neuer Anspielzeit am Nachmittag doch zeitlich etwas zum Nerventest werden sollte. Compadre Luigi kennt mich mittlerweile so gut, dass er sich unaufgefordert dazu bereit erklärte, sich um das Gepäck zu kümmern. So wurde also nach der erstaunlich schnellen Passkontrolle mein Pass mit einem Dreimonatsstempel versehen, ehe uns der Transfer ins Stadtzentrum zu unserer Unterkunft brachte. Ich hüpfte direkt aus dem Minibus und in das nächste Taxi, wo ich mit Hand, Fuss und Google Maps dem total verdutzten Fahrer mein Ziel erklären durfte.
35 Minuten später stand ich am Spielfeldrand, wo die Partie zwischen dem Felcra FC und Megah Murni gerade in die Pause ging. Ein Tor hatte ich bisher noch keines verpasst. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie heiss es eigentlich war. Wir befinden uns hier in der zweiten Spielklasse, wobei die Heimmannschaft von der lokalen Universität abstammt. Eintritt musste keiner bezahlt werden und so nahm ich, nach all dem Stress erstmals wieder völlig entspannt, meinen Platz auf der grossen Sitztribüne ein. Mit dem Wiederanpfiff fiel schliesslich auch gleich der erste Treffer, was für mich «noneuropäische Torpremiere» bei Länderpunkt Nummer 27 bedeutete. Nur einmal kurz zur Erinnerung, Malaysia liegt in Südostasien und wer auf das Thermometer schaut, dem wird knapp 36 Grad Celsius sowie eine äusserst hohe Luftfeuchtigkeit geboten.
Insgesamt ziemlich viel für einen Schweizer, sodass ich alsbald den Verpflegungsstand ansteuerte. Hier gab es zwar nur Wasser zu kaufen und meine Devisen lehnten sie auch lächelnd ab, meine Flasche Wasser habe ich aber dennoch gekriegt. Noch immer etwas überrascht, dämmerte mir mit der Zeit langsam, dass ich soeben am Stand der Sanitäter gestanden hatte und es hier zwar etwas weiter weg einen Essensstand gab, dieser aber nur die für Asien und den Osten typischen Sonnenblumenkerne zur Verpflegung anbot. Auf dem Rasen spielte sich Felcra mehr und mehr in einen Rausch und einzelne Akteure verstanden wirklich viel von ihrem Handwerk. So wurde der Vorsprung durch einen Eckball sowie einen traumhaft getretenen Freistoss auf 3:0 ausgebaut, was allen 120 Zuschauern zu gefallen vermochte. Die Spielstätte ist übrigens mitten in einen Wald eingebettet, was ziemliches Tropenfeeling aufkommen liess.
Mit dem Schlusspfiff stellte sich die Frage, wie ich zurück zum Hotel kommen sollte. Auf dem Hinweg zeigte sich nämlich schnell, dass sich in dieser Gegend wohl nicht allzu oft ein Tourist herumtreibt. Also einfach einmal ein vertraulich wirkendes Paar angesprochen, die sich nach meiner Problemschilderung sofort bereit erklärten, mich bis vor die Hoteltür zu chauffieren, zumal es sowieso auf ihrem Heimweg liegen würde. Auch hier war ich ab der gebotenen Freundlichkeit positiv überrascht. Der Mann stammte ursprünglich aus Marokko und so wurde mir auf Französisch sogar noch erklärt, dass der Smog eigentlich gar keiner ist, sondern von den Brandrodungen auf der Insel Sumatra stamme. Dem war auch so, denn an den Folgetagen wurde der Rauch über Kuala Lumpur immer weniger stark. Am Hotel angekommen, bedankte ich mich artig bei den beiden und wenig später fand ich mich in unserem geräumigen Zimmer mit Aussicht über ganz Kuala Lumpur wieder.
Es folgte ein typisches Nachtessen in Chinatown, ehe der erste Tag für beendet erklärt wurde. Für den kommenden Tag hatten wir einen Ausflug in die Kalksteinhöhlen «Batu Caves» geplant. Per Zug sind diese Steinhöhlen in etwas mehr als einer halben Stunde zu erreichen. Doch aufgepasst. Im muslimisch geprägten Malaysia ist in den Zügen küssen genauso verboten wie Kaugummi kauen. Auch können sich Frauen in einem separaten Wagen fortbewegen. Zu den Höhlen führt eine steile Treppe, auf der sich die Makaken breitgemacht haben und nun von den grosszügigen Fütterungsversuchen einiger tollpatschiger Touristen leben. Wie auch die Höhle ist das Schauspiel mit den Affen sehenswert, besser erklären sollten es aber die Bilder weiter unten.
Den heutigen Abend verbrachten wir in luftiger Höhe auf der Heli Bar. Wie der Name es schon sagt, wurde hier ein Helikopterlandeplatz für die Touristen zu einer Roof Top Bar ohne Gitter umfunktioniert. Bei einem Bucket voll Tiger Bier den Sonnenuntergang zu erleben und die Metropole bei ihrem Eintauchen ins Nachtleben mitzuerleben – schlicht traumhaft!
Am Dienstag stand mehr oder weniger spontan ein Tagestrip nach Bangkok an. Vielmehr möchte ich über dieses Land aber auch gar nicht berichten, zumal wir hier nur kurz zu Gast waren. Nach einer Flugreise als einzige Europäer an Bord empfingen uns ein total heisses und überlaufenes Bangkok. Hier wimmelte es nur so von «Where-you-go’es» und «Ping-Pong-Joe’s», wobei diese Herrschaften schlicht nicht zu meiner gängigen Klientel gehören.