Das türkische Meisterrennen ist in der Saison 2023/24 gleichzeitig ein städtisches und doch interkontinentales Duell. Möglich macht dies die Lage der beiden grössten Vereine des Landes: Galatasaray hat sein Zuhause auf der europäischen und Fenerbahce auf der asiatischen Seite von Istanbul. Während der Erzrivale seit der Einführung der Süper Lig am meisten Titel einheimsen konnte, kann sich Fenerbahce als gesamthistorischen Rekordmeister bezeichnen.

Seinen Namen verdankt der Klub dem gleichnamigen Leuchtturm, wovon mit «Fener» der erste Teil des Wortes für Leuchtturm und «bahce» für Garten steht. Er liegt südlich von Kadiköy – nicht zu verwechseln mit dem hippen Hafenviertel Karaköy – und dem Sükrü-Saracoglu-Stadion in einem Park unweit des Bosporus-Eingangs.

Zu den prominentesten Anhängern von Fenerbahce zählen mit Mustafa Kemal Atatürk und Recep Tayyip Erdogan sowohl der Begründer als auch der aktuelle Präsident der Republik Türkei. Obwohl «Fener» als Klub der Mittelschicht gilt, sind die Preise für den Besuch eines Heimspiels hoch; gut gefüllt ist das kompakte Stadion mit 32‘293 Zuschauern dennoch. Auf drei der vier Tribünen stehen die Anwesenden während der gesamten Spieldauer. Wieder wird viel gepfiffen, wieder erreicht die Dezibel-Skala bisweilen Höchstwerte, gefühlt ist es gar noch ein wenig lauter als beim Heimspiel von Galatasaray am Vortag. Der Kern der heimischen Anhängerschaft findet sich im Oberrang beider Hintertortribünen und konstituiert sich unter dem Namen «Genç Fenerbahceliler», was für «junge Fenerbahce-Fans» steht. Aufgeteilt ist der Fanzusammenschluss, der in 18 Ländern Ableger hat, in zehn Untergruppen, darunter auch die etwa in Deutschland bekannte «GFB Europe» mit über 500 Mitgliedern.

Ob die Partie gegen Adana überhaupt ausgetragen wird, war lange ungewiss. Grund dafür waren Ausschreitungen beim vorangehenden Auswärtsspiel in Trabzon, das der Klub aus Istanbul spät gewann, was die heimischen Fans zu einem Platzsturm bewegte. Doch nicht etwa Sanktionen seitens der Liga, sondern Drohgebärden von Fenerbahce selbst, liessen in den Folgetagen an der Durchführung des nächsten Pflichtspiels zweifeln. Nach der Ankündigung, einen Rückzug aus der Süper Lig zu erwägen, beliess es der Klub nach einer ausserordentlich einberufenen Generalversammlung bei einer auf den Rasen gesprühten Botschaft mit der Forderung nach einem fairen Wettbewerb und einer eher fragwürdigen Protestaktion rund um den Supercup.

Wie bereits beim Stadtrivalen sind auch an diesem Abend zahlreiche bekannte Namen auf dem Matchblatt zu finden, wobei etwa den beiden Europameistern Leonardo Bonucci beim Klub aus Istanbul und Nani bei den Gästen nur ein Platz auf der Ersatzbank vorbehalten ist. Für die Highlights sind andere Altstars verantwortlich: Adana-Stürmer Mario Balotelli lässt seinem zwischenzeitlichen Ausgleich einen extravaganten Torjubel folgen, die Show stehlen ihm auf dem Weg zum 4:2-Sieg für die Gastgeber aber erst Edin Dzeko mit dem neuerlichen Führungstreffer sowie Dusan Tadic mit einem Traumtor aus der Distanz.