Nebst dem «Old Firm» in Glasgow ist kein europäisches Derby so oft schon ausgespielt worden, wie jenes in Wien. So standen sich die Erzrivalen seit meinem letzten Besuch bei der Austria im Sommer 2016, damals im Exil des Ernst-Happel-Stadions, bereits wieder 20 Mal gegenüber.

Passend dazu präsentierten die Austria-Fans in der 338. Auflage des Stadtduells eine Choreografie mit einem Motiv aus dem Film «Back to the Future». Ein gewagtes Spruchband, das den Derbysieg prognostizierte, untermalte diese Aktion. Gewagt deshalb, weil in keinem der letzten neun Duelle das Heimteam als Sieger vom Platz ging. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt – oder abstrahiert: wer wagt, gewinnt. Im Fall der Austria resultierte dank einer abgebrühten Leistung gegen schwache Rapidler ein 2:0. Für die Gastgeber traf mit Haris Tabakovic auch ein Schweizer, der mit seinen Toren gewichtigen Anteil an der Platzierung in der oberen Tabellenhälfte zum Abschluss des Grunddurchgangs hat.

Für die Grünen war die Partie vor 15’200 Zuschauern hingegen erneut von Ernüchterung geprägt. Seit September 2019 wartet der Klub auf einen Derbysieg und hat auch in der Meisterschaft, trotz abermaliger Teilnahme an der Meisterrunde, kaum reelle Chancen auf einen Titelgewinn.

Transformers: Ära des Untergangs

Eine Besonderheit bekam das beschriebene Aufeinandertreffen am Verteilerkreisel erst wenige Wochen später verliehen. War mit den «Viola Fanatics» die führende Gruppierung der Austria-Fans im Derby noch mit einer Blockfahne in Erscheinung getreten, gab sie Anfang April nach 22 Jahren die Auflösung bekannt. Ein Entscheid als Konsequenz für den Verlust der Jubiläumschoreografie der eigenen Jugendgruppe an den Stadtrivalen.

Was wie ein heftiger Schlag klingt, darf zumindest als Aussenstehender auch als Chance für die Fanszene der Austria wahrgenommen werden. Mit dem «Block 116» rund um die Gruppierung «KAI2000» hinterliess das zweite Stimmungszentrum im Franz-Horr-Stadion zuletzt sowieso einen besseren Eindruck. Gut möglich, dass in Favoriten bald Zaunfahnen, die nicht an Transformers oder Lucky Luke erinnern, noch mehr in den Fokus rücken.