Seit langer Zeit bereits hegte ich den Wunsch, mit einigen Länderspielen Teile des Balkans zu erforschen. Ein erster Versuch für den September scheiterte schlussendlich an der fehlenden Konsequenz bezüglich Buchung und einer regelrechten Hyperinflation der Flugpreise. Somit vertagte der Plan auf den Folgemonat Oktober, wo anhand von einigen interessanten Partien die Länderpunkte Albanien, Bosnien und Serbien eingefahren werden sollten. Doch wie so oft kam schlussendlich alles ganz anders. Vom Vorhaben, Albanien beim Spiel gegen Serbien einen Besuch abzustatten, wurde mir von diversen „Artgenossen“ aufgrund schwieriger Kartensituation und doch relativ hoher Brisanz und Gewaltpotenzial (siehe Hinspiel) abgeraten. So einigte man sich mit den beiden Begleitern Sergio und Cedric auf die Länder Bosnien und Serbien.

Ab Memmingen sollte Wizz Air für äusserst faire Preise ins bosnische Tuzla fliegen, ehe am frühen Montagmorgen wiederum der ungarische Billigflieger ab Belgrad in Richtung Basel schweben wird. Somit also für die beiden Flüge nur knapp 60 Franken bezahlt. Allerdings erfuhr ich kurz darauf, dass Bosnien, nicht wie von mir angenommen, ihre Länderspiele in der Hauptstadt Sarajevo, sondern im wesentlich kleineren Stadion im ebenfalls kleineren Städtchen Zenica austrägt. Ab Tuzla wäre dieser Ort zwar noch einigermassen simpel zu erreichen gewesen, eine zeitige Weiterfahrt mit profanen Mitteln am Folgetag nach Belgrad stellte sich aber als zu umständlich und äusserst zeitraubend heraus. Unter erneuter Absprache mit den beiden Kollegen entschieden wir uns schlussendlich für ein Direktflug nach Belgrad ein paar Stunden früher ab Memmingen. Den Tuzla-Flug liess man somit verfallen, was aber aufgrund der sehr erfreulichen Flugpreise kein sonderlich grosses Manko darstellte. Einziger Wehrmutstropfen war vielleicht, dass somit nur ein Länderpunkt eingesammelt werden konnte. Schlussendlich besuche ich aber, trotz allen Prinzipien, lieber nur eine Stadt, in der man dann allerdings genügend Zeit für Sehenswürdigkeiten und kulturelles Rahmenprogramm hat, als gehetzt weiterreisen zu müssen.

Durch das nun doch sehr lose Programm bezüglich Fussball, galt es sich nun neben dem Quali-Spiel vom Sonntag durch die serbischen Websites mit unterklassigen Ansetzungen zu kämpfen. Trotz auftauchender Diskrepanz bezüglich Anstosszeiten und teils kyrillischer Schrift konnte ich mit vier Partien schlussendlich ein recht nettes Programm zusammenbasteln. Für Nachahmer sind sicherlich die beiden Internetseiten FSB sowie srbijasport hilfreich. Nach der anstrengenden Planung ging es nun also an die genüssliche Umsetzung. Diese begann mit der Anreise an den Flughafen Memmingen, welche sich zwar deutlich umständlicher als beispielweise nach Zürich gestaltete, allerdings preislich eben auch deutlich unter der Variante ZRH lag. In der Reihe vom Sicherheitscheck stehend, wies mich Cedric noch auf ein besonders lärmiges Exemplar der Gattung Schreihälse hervor, wobei uns natürlich (wie konnte es auch anders sein) die Ehre zuteil kam, die Sitzreihe mit genau diesem jungen Herrn zu teilen. Eine Reihe vor beziehungsweise hinter uns sah es auch nicht vielversprechender aus und so war man froh, als unser Trio pünktlich am Nikola Tesla Airport wieder festen Boden unter den Füssen hatte. Die restlichen Passagiere setzten sich übrigens ausschliesslich aus serbischen Landsmännern und Frauen zusammen, die wohl den Dienst des Low Coster beanspruchen, um den Familien und Verwandten in ihrer Ursprungsheimat einen Besuch abzustatten.

Dass in der Ursprungsheimat von Herr und Frau _____-ic die Uhren etwas anders ticken merkten wir bereits auf der Taxifahrt ins Stadtzentrum. Mit zwei Mobiltelefonen ausgestattet und wild gestikulierend überholt unser Taxifahrer sogleich einmal mit stark überhöhter Geschwindigkeit via Pannenstreifen ein anderes Auto; notabene in der Autobahneinfahrt. Na dann Prost! Dies nun wörtlich genommen und den Abend nach dem Beziehen des äussert modernen Hotel gemässigt in der Innenstadt ausklingen lassen, da nächsten Tag viel zu früh der Länderpunkt Serbien eingefahren werden sollte.

Mit viel zu früh ist natürlich die Uhrzeit gemeint, denn wie bereits aus Tschechien bekannt, bot der FK BASK, ein drittklassiger Verein aus der Hauptstadt, bereits um 10 Uhr zum Tanz auf der künstlichen Unterlage. BASK steht für  „Beogradski akademski sportski klub“, wobei dessen beschauliche Spielstätte direkt an einem Autobahnkreuz südlich der Innenstadt liegt. Unser Taxifahrer fuhr allerdings an der Ausfahrt vorbei und bereits mit dem Schicksal hadernd, bei der Premiere die ersten Spielminuten zu verpassen, wurde man Zeuge eines Manövers, das wohl jedem heimischen Verkehrskadetten die Haare zu Berge stehen lassen würde. So bremste der Herr nämlich mitten auf der Fahrbahn ab, wechselte in den Rückwärtsgang und fuhr mal gut 200 Meter auf der Autobahn zurück zur eigentlich verpassten Ausfahrt. Humor und Nerven haben sie ja diese Serben. Somit reichte es auf ziemlich unkonventionelle Art also doch noch für die volle Spielzeit, nachdem unserem Trio für je zweihundert Serbische Dinar (rund 2 Franken) Eintritt auf die kleine Hintertortribüne geboten wurde. Hier wehte bereits ein tückisch kalter Wind, der uns in der Pause dazu veranlasste, auf die Haupttribüne zu wechseln. Unterstützt vom durchgängigen Support einer Gruppe Jugendlicher, die sogar mit Trommeln und Fahnen ausgerüstet waren, zeigte BASK einen ansprechenden Start in die Partie und entgegen der Befürchtung war das Gezeigte gut anzusehen. Rückblickend war das Gezeigte sogar fast die unterhaltsamste Partie der Tour. Etwas unerwartet kam dann der erste Treffer trotz einigen gelungenen Spielzügen nach einem Penalty zustande. Dieser war ebenso gerechtfertigt wie die darauffolgende Führung für die Gastgeber. Unmittelbar vor dem Pausenpfiff glich Jakovo aus, nachdem sich ein Gästeakteur mit einem Kabinettstückchen den Ball so zurechtlegen konnte, dass der anschliessende Schuss den Weg ins Tor fand. Der BASK im zweiten Abschnitt somit wieder gefordert, wollte er die drei Punkte in der Hauptstadt behalten. Und der Treffer zum 2:1 kam bereits nach einer guten Stunde. Danach hatten die Gastgeber diverse Chancen auf weitere Tore, während die Gäste im mit 80 Zuschauer spärlich gefüllten Stadion Careva cuprija (Stadion zur Kaiserbrücke) eher durch rüde Foulspiele als Kombinationsfussball auf sich aufmerksam machten.

Unmittelbar nach Spielschluss flüchtete unser Trio in die Wärme, nachdem man sich auf dem Heimweg noch kurz bei einem Ticketshop Karten für das Länderspiel vom Sonntag gesichert hatte. 12 Franken für einen Platz auf der Haupttribüne, Höhe Mittellinie. Passt!