Kaum schaut man sich ein paar Tage lang keine Beiträge anderer Groundhopper im Netz an, hat schon wieder hier der eine diverse Spiele auf der Insel gesehen oder ein anderer kehrt gerade von einer Tschechien-Tour zurück. Höchste Zeit, wieder einmal selbst aktiv zu werden! Ein verlängertes Wochenende bot nun also die Möglichkeit für die ersten paar Spiele im Monat September und ich zerbrach mir bereits früh den Kopf darüber, wo es denn hingehen sollte. Das Vorhaben erwies sich dann als wesentlich schwieriger wie zuerst gedacht, denn (sehr) kurzfristige Absagen von Mitfahrern oder die Länderspielpause erschwerten das ganze Unterfangen. Schlussendlich entschied ich mich aber für die Variante Frankfurt mit dem Derby und am darauffolgenden Tag mit der Drittligapartie zwischen den Kickers und den Aufsteigern aus der Domstadt. Am Freitagmorgen mich dann also mit Vorfreude aus dem Bett gequält und am St. Galler Bahnhof angekommen merkte ich, dass ich eine Stunde zu früh vor Ort war. Egal, lieber zu früh als zu spät. Den Zug in Richtung Konstanz nahm ich dann aber trotzdem bereits und stattete in der verbleibenden Zeit noch dem Konstanzer Warenhaus „Lago“ einen Besuch ab. So verging die Zeit und ich trottete langsam zum Döbeleplatz, von wo ich per Fernbus mit Umstieg in Freiburg nach Frankfurt gelangen sollte.

Das mit den Fernbüssen ist ja so eine Sache. Sie sind natürlich praktisch und recht billig, ziehen aber auch dementsprechendes Publikum an. So liest der eine auf dem Weg nach Freiburg irgendeine Hundezeitschrift, während ein anderer mit irgendwelchen Sinnloszeichnungen beschäftigt war. Neben mir dann zwei schnarchende Inder, auch nicht viel besser. Und noch ein anderer „sammelt“ Stadien. Auch ein bisschen krank nicht? 😉

Meine Zeit vertrieb ich mir übrigens mit Lektüre über West Ham, Schlafen und Musik hören. Nachdem man in Freiburg umgestiegen war gings problemlos weiter bis nach Frankfurt. Die Fahrt war für mich kostenlos, da ich noch über einen Gutscheincode einer früheren Annullierung verfügte. Nach Ankunft direkt ins Hotel, welches aufgrund einer Bonusnacht auch gratis war, kurz frisch gemacht und dann per U-Bahn in Richtung Bornheim. Vor dem Stadion dann schon recht was los. Ich habe mir bereits im Voraus einen Steher (8 Euro) im Gästebereich gesichert. Um zu eben diesem Gästebereich zu gelangen hiess es erstmal einen grossen Bogen rund um die Hütte zu machen, wo man durchsucht und dann hineingelassen wurde. Danach wurde erst einmal etwas gegessen ehe ich mich in die Kurve setzte. Der Support heute unkoordiniert und vor Ort waren vor allem Kiddies und Familien, aber auch Leute bei denen pures Fremdschämen angesagt war. Gibt solche „Fans“ ja bekanntlich überall, hier war es aber überdurchschnittlich traurig. Gesungen wurde wenn dann gegen den OFC und für Waldhof, ab und an wurden auch die Hausherren provoziert. Zudem rief man noch zum gemeinsamen Lottospiel auf, um mit dem allfälligen Gewinn die Namensrechte des Waldstadions zurückkaufen zu können. Interessante und recht unkonventionelle Variante.

Das Stadion bietet zwei unüberdachte Stehtribünen, von denen vor allem die der Heimfans am heutigen Abend nur recht spärlich bevölkert wurde. Auf der Seite findet der Betrachter eine nette Haupttribüne mit dem Stadionnamen als Schriftzug und gegenüber eine blau-schwarze Sitzschalentribüne, wie man sie auch in Aspach architektonisch kongruent vorfindet. Die zwei Vereine haben übrigens mehrere Gemeinsamkeiten. So sind sie nicht nur aus der gleichen Stadt, sie wurden sogar beide im Jahre 1899 ins Leben gerufen. Spielerisch war das Derby sicherlich Magerkost und nach einer schwachen ersten Halbzeit beider Teams machte sich bei mir bereits die Angst vor einer Nullnummer breit. Doch wie einst in Pilsen sollten auch hier nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff vergehen, ehe der erste Treffer fiel. Youngster Joel Gerezgiher wird sich bei seinem 0:1 Führungstreffer in der 46. Minute wohl auch gesagt haben, dass das Leben zu kurz für torlose Unentschieden sei. Der Rest der Partie fiel dann trotz Beteiligung von Lucas Piazón (wird mal gross rauskommen, glaub ich zumindest) wieder unter das Prädikat Grottenkick.

Nach dem Spiel wieder per U-Bahn ins Hotelzimmer, wo man dann auch bald in den Schlaf fiel, da einem der Wecker am nächsten Tag doch recht früh wieder auf die Beine bringen sollte. Vor Ort waren an diesem lauen Sommerabend übrigens 4’516 Zuschauer.