Seit einiger Zeit führe ich in Excel eine Tabelle von Vereinen und Stadien, die ich besuchen möchte. Das Ziel ist es, dass diese «Wunschliste» immer kürzer werden, doch stattdessen wird sie immer länger. Höchste Zeit, eines der zurzeit 170 Stadien zu besuchen und somit aus der Liste zu streichen. Am Nikolaustag ergab sich diese Möglichkeit und ich machte mich mit zwei Kollegen auf in die deutsche Stadt Ravensburg.

Nach viel zu langer Zeit ohne Fussball – exakt 13 Tage – finde ich heute also wieder einmal Zeit für mein liebstes Hobby, für das ich dann auch Aussagen revidiere wie „Ich habe von Deutschland für die nächste Zeit genug.“ Blödsinn! Da in der Schweiz in den unteren Ligen bereits die Winterpause Einzug hielt, bleibt wohl oder übel einzig der Gang zur Suchtbehandlung ins Ausland.

Genug zur Vorgeschichte: Per Bus, Schiff und Zug erreichten wir kurz vor 14 Uhr die Stadt in Oberschwaben erreicht. Beinahe scheiterte das Vorhaben bereits vor der Haustüre in St. Gallen, denn nach einem Sprint fuhr der Bus einfach ohne mich los – obwohl ich rechtzeitig an der Türe stand, öffnete diese nicht mehr. Jetzt hiess es zu improvisieren und so steuerte ich nicht mehr den Hauptbahnhof an, sondern die Haltestelle St. Fiden an, wo ich den Zug gerade noch erwischte. Von meiner Odyssee nichts mitbekommen hatten meine Begleiter Cédric und Lukas, die erst an der nächsten Haltestelle zustiegen. Den Rest der Reise meisterten wir dann problemlos.

Die nächste Herausforderung war es, das Stadion zu finden, das mitten im Industriegebiet liegt. Als wir jenes erreichten, waren weder Spieler noch Zuschauer auszumachen. Gingen wir anfangs von einer Absage aus, zumal der Platz sehr mitgenommen, vernahmen wir aus der Ferne Fangesänge. Wir kehrten um und fanden dank unserem Gehör schliesslich den Kunstrasenplatz, auf den für Spiel der Oberliga ausgewichen wurde.

Immerhin gab es auch hier eine kleine Tribüne mit einem ebenso kleinen Stimmungsblock zu bestaunen. Eintritt wollten wir nun sowieso nicht mehr bezahlen und wurden von einem Offiziellen prompt eingeladen. Auf der künstlichen Unterlage entwickelte sich schnell eine sehr flotte Partie. Nach einer Viertelstunde gingen die Gäste nach einem Abstimmungsfehler zwischen dem Heimtorwart und Verteidiger in Führung. Die Hausherren kämpften sich aber zurück und kamen mit dem Pausenpfiff nach einem Eckball zum Ausgleich. Im zweiten Durchgang gestaltete sich das Spiel weiter ausgeglichen und beide Teams kamen zu Chancen. Nach einer knappen Stunden waren es erneut die Freiburger, die trafen. Ihr Captain Mike Enderle traf von der Strafraumgrenze nach einer missglückten Abwehraktion. Die Ravensburger zeigten jedoch Moral und kamen nur wenige Minuten später zum neuerlichen Ausgleich. Den erfreulichen Schlusspunkt aus Sicht der 300 Zuschauer setzte in der 85. Minute der eben erst eingewechselte Jona Boneberger mit dem 3:2-Siegtreffer für den FVR.

Sowohl die Gäste, wie auch der FVR, weisen einen Bezug zu Freiburg auf. Der offensichtlichere ist jener der Gäste, die dort beheimatet ist, aber auch in Ravensburg kennen sie die Breisgauer, schliesslich kooperiert der FVR seit geraumer Zeit mit dem SC Freiburg.

Jetzt ist es also passiert: Meine Befürchtung, irgendwann ein Spiel auf dem Kunstrasen- statt auf dem Hauptfeld sehen zu müssen, ist eingetroffen. Heute konnte ich es dank dem unterhaltsamen Spiel allerdings verkraften und nach der Rückkehr ins Stadtzentrum von Ravensburg tat der Weihnachtsmarkt den Rest für einen gelungenen Ausflug.