«Cim Bom Bom», hallt es durch das Stadion von Galatasaray. Am Ursprung einer These, wie der gewöhnungsbedürftige Anfeuerungsruf in den 1960er-Jahren den Weg ins Repertoire der türkischen Anhänger gefunden hat, stehen Schweizer Fans. Einer ihrer unverständlichen Gesänge – der für das restliche Publikum dem Ausruf «Cim Bom» glich – war es, der die Galatasaray-Fans auf der Suche nach einer passenden Kurzform für ihren Klub inspirierte.
Tatsächlich gastierten zu jener Zeit im Europapokal innert weniger Jahre erst der FC Zürich und dann auch der FC Sion in Istanbul und duellierten sich auf den Rängen und dem Rasen mit Galatasaray – oder eben «Cimbom», wie der türkische Rekordmeister und -cupsieger im Volksmund genannt wird. Unbestritten belegen lässt sich hingegen die Herkunft des offiziellen Vereinsnamens, der auf das Galatasaray-Gymnasium zurückgeht. Hier ging Anfang des 20. Jahrhunderts eine Gruppe Schüler, darunter auch ein gewisser Ali Sami Yen, ein und aus und gründete mit Gleichgesinnten 1905 schliesslich Galatasaray. Dabei verkörpert «Galata» den gleichnamigen Stadtteil im Bezirk Beyoglu, während «Saray» für das deutsche Wort «Schloss» steht.
Bis heute gilt Galatasaray als der beliebteste Klub des Landes und weist mit Dries Mertens, Hakim Ziyech oder Mauro Icardi bekannte Namen in der Startelf auf. Trotz der Favoritenrolle mühen sich die Gelb-Roten gegen Hatayspor nach früher Führung lange ab, ehe sie das 1:0 glücklich über die Zeit zu retten vermögen. Dabei steht der bekannteste Mann bei den Gästen nicht auf, sondern nur am Rand des Spielfelds: Volkan Demirel, der einstige Goalie des türkischen Nationalteams. Die Gäste aus der Stadt Antakya im Süden des Landes unweit der Grenze zu Syrien spielen die gesamte Saison über im Exil. Grund dafür ist das Erdbeben im Februar 2023, das mitunter das Stadion des Klubs beschädigte. Auch Galatasaray tritt bei seinen Heimspielen nicht mehr in der einstigen «Arena» an. Hierfür trägt aber kein Erdbeben die Schuld, sondern Präsident Recep Tayyip Erdogan, der sich ob des «nicht türkischen» Wortes «an die Arenen im alten Rom» erinnert fühlte und so eine Umbenennung anordnete.
Mit 41‘220 Zuschauern ist der nach einem Bau- und Immobilienunternehmen benannte «Park» trotz des Spieltages unter der Woche gut besucht und oft wird es sehr laut, wenn auch das Pfeifkonzert bei Ballbesitz der Gäste dem neutralen Stadionbesucher schnell auf die Nerven geht. Melodischere Klänge sind von der oberen Hälfte des Unterrangs auf der Nordtribüne zu vernehmen, wo sich der kleine Kern von «ultrAslan» (uA) eingefunden hat, deren Zaunfahne in mehrfacher Ausführung im ganzen Stadion hängt. Die 2001 gegründete Vereinigung verdankt ihren Namen dem einstigen Anführer Alpaslan Dikmen, der bis zu seinem Unfalltod 2008 als Hauptkoordinator von uA figurierte. Dass sich unter dem Kofferwort zu Ehren von Aslan (zu Deutsch «Löwe») keine klassische Ultragruppe, sondern eine in über 60 Ländern bestehende Dachorganisation versteht, zeigt nebst den zahlreichen einheimischen Touristen im Fanblock auch die Tatsache, dass ein Verlust mehrerer wichtiger Zaunfahnen bei einem Volleyball-Spiel drei Tage später nicht mit der Auflösung des Zusammenschlusses einhergeht.