Derzeit verkörpert der Fussballklub in Gillingham alles andere als den «Pride of Kent», den er sich selbstbewusst auf die Fahnen schreibt. Gegen den Aufsteiger aus der beschaulichen Londoner Vorstadt Bromley liegt der Gastgeber bereits nach 26 Minuten mit zwei Toren zurück. Die Pfiffe und Unmutsbekundungen der Anhänger sind – obwohl die Ansprüche englischer Fans und die Möglichkeiten ihres Lieblingsteams stark voneinander abweichen – an diesem Abend nachvollziehbar. Die «Gills» agieren in der Defensive stümperhaft und kassieren nach dem Seitenwechsel prompt das 0:3. Ein in den Nachthimmel beförderter Elfmeter stellt in der 87. Minute den Schlusspunkt eines missglückten Auftritts im Lokalduell dar.

Konträr präsentiert sich die Gemütslage bei den knapp tausend Gästefans, die sich auf der unüberdachten Hintertortribüne sowie in den äusseren Sektoren der Gegentribüne eingefunden haben. Für sie ist bereits die Teilnahme an der viertklassigen League Two ein Highlight, schliesslich stellt sie für den Klub die erste Spielzeit im englischen Profifussball dar. In welchen Gefilden der Bromley FC normalerweise verkehrt, zeigt die gelungene Verfilmung «The Bromley Boys», die auf der gleichnamigen Autobiografie des Bromley-Fans Dave Roberts basiert.

Aus Sicht der Gastgeber bleibt an diesem Abend einzig das mit 7454 Zuschauern beachtlich gefüllte Priestfield Stadium positiv in Erinnerung, das im Schummerlicht der Flutlichter inmitten eines Wohnquartiers auch nach einer bitteren Niederlage versöhnlichen Charakter aufweist und dem die Fans aus der Stadt an der Themsenmündung vielleicht die eine oder andere bittere Anekdote eher verzeihen.