11. Februar 1963, kurz nach 22 Uhr, Abbey Road Studios. Im Londoner Stadtteil Westminster ordnet Musikproduzent George Martin eine letzte Tonaufnahme an. Weil den Beatles für das Album «Please Please Me» die Eigenkompositionen ausgegangen sind, füllen Coversongs die B-Seite der Platte. Einer davon ist das Rhythm-&-Blues-Lied «Twist and Shout» des US-amerikanischen Duos Top Notes. John Lennon klagt nach einem langen Tag bereits über Heiserkeit und eine Erkältung, gleich der erste Take muss also sitzen.

Bekanntheit im Fussball- und Fankosmos erlangt das Lied erst über ein halbes Jahrhundert später: am 28. Mai 2015, als Fans von Motherwell den 3:1-Sieg bei den Rangers feiern. Noch weit nach Schlusspfiff, als sich das Ibrox Stadium längst geleert hat, zelebrieren sie zur eingängigen Melodie ihren Coup im Relegations-Hinspiel über den vermeintlichen Favoriten.

Wiederum 7,5 Jahre später gastieren die Fans aus der strukturschwachen Kleinstadt im Ballungsraum Glasgows einmal mehr bei den Rangers. Diesmal kommt im Gästeblock aber zu keinem Zeitpunkt Feierstimmung auf – zu dominant treten die Hausherren beim 3:0-Heimsieg auf. Zumindest den Ehrentreffer hätte Motherwell bei strömendem Regen vor 49’605 Zuschauern aber verdient.

Auf der anderen Seite sorgt die Fangruppe Union Bears im kleinen Rahmen für gute Stimmung. Noch immer widerfährt der Subkultur der Ultras auf der Insel wenig Unterstützung und sie wirkt bisweilen tatsächlich deplatziert, zumindest die gespenstische Stille durchbrechen die Gesänge der protestantischen Unionisten aber eindrucksvoll. Kritik müssen sich diese etwa von der Anhängerschaft des Erzrivalen gefallen lassen: Für Celtic-Fans sind sie nichts weiter als Vertreter der «Newco», in Anlehnung an die neu gegründete Gesellschaft, unter welcher sich der Klub nach der Insolvenz 2012 aus der Viertklassigkeit zurückgekämpft und sein Comeback 2021 mit dem 55. Meistertitel gekrönt hatte.

Lennons Aufforderung für die Ewigkeit

Einen weiteren Welthit landeten die Beatles mit «Twist and Shout» übrigens nie. In Erinnerung bleiben wird er dennoch, allen voran wegen eines Konzerts im Herbst 1963. Als die Band im Prince-of-Wales-Theater in London auftritt, sitzt auch Königin Elizabeth im Publikum. Und John Lennon beweist bei der Anmoderation zum Abschluss eines legendären Abends, dass er nicht nur gut singen kann, sondern auch wortgewandt ist: «For our last number, I’d like to ask your help. For the people in the cheaper seats: clap your hands. And the rest of you – if you’ll just rattle your jewellery.»