Das Prunkstück von Malta, der kleinen Insel zwischen Sizilien und Nordafrika, stellt unbestritten deren Hauptstadt Valletta dar. Die erhöht gelegene Landzunge mit ihren gelblich schillernden Kalksandsteinbauten zählt deshalb bereits seit knapp vierzig Jahren zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Von unserem Domizil im Partymekka San Giljan erreichen Adrian und ich zu Fuss in einer halben Stunde das Fährterminal in Sliema. Die verschiedenen Städte laufen hier ineinander, sodass keine Stadtgrenzen zu erkennen sind. Die Fähre ist nebst dem Bus das beliebteste Transportmittel und bringt Einheimische wie Touristen in wenigen Minuten in die Hauptstadt. Nach dem Erkunden der Altstadt sowie planlosem Umherschlendern entdeckten wir zufällig eine Fähre mit Zielort Cospicua. Die kleine Stadt liegt direkt neben Paola, das mit dem Hibernians Stadium einen späteren Programmpunkt beherbergt. Während der Überquerung bietet sich den Passagieren wiederum ein traumhafter Ausblick auf die beiden Städte Vittoriosa und Senglea. Eine einfache Fahrt kostet jeweils 1.50 Euro (Schwabentrick: Wer sich direkt nach dem Besteigen der Fähre hinsetzt, fährt kostenlos mit).

Nach traumhaftem Ausspannen in einem Restaurant am Meeresufer legten wir den Weg zum Stadion zurück, das abgelegen über der grossen Bootswerft liegt. Bei der Ankunft vernehmen wir – oh Schreck – bereits Spielgeräusche. War ich kurzzeitig perplex, erinnerte ich mich dann jedoch an die jeweilige Doppelbelegung in Maltas Fussballstadien. So verfolgten wir die Schlussphase der vorangehenden Partie, die torlos endet und bei der auch auf der einzigen Tribüne wenig los ist. Noch während der Nachspielzeit hängen die einen Fans ihre Zaunfahnen ab, während die nächsten Anhänger ihre Exemplare aufhängen. Etwas surreal, jedoch scheinen die Malteser trotz verbreiteten Schriftzügen wie „Ultras“ keine gegenseitigen Fahnenraube durchzuführen.

Die Hamrun Spartans gelten als eines der beliebtesten Teams des Landes. Zum Anpfiff sind geschätzt 500 Zuschauer anwesend, darunter einige „Gäste“ aus dem Nachbarsstädtchen mit schönem Material. Die viertplatzierten Gastgeber gelten als Favorit und gehen prompt in Führung. Die Partie wird hart geführt und Hamrun schwächt sich durch eine rote Karte früh selbst. Dennoch behalten sie das Zepter in der Hand und gehen dank einem Doppelpack in der Schlussphase, unter gütiger Mithilfe der Gästeverteidigung, mit 3:0 als klarer Sieger vom Platz. Trainiert werden die Spartaner übrigens vom früheren Palermo-Akteur Giovanni Tedesco, der aufgrund einer Schiedsrichterbeleidigung zurzeit eine saftige Sperre absitzen muss und deshalb an der Seitenlinie durch einen Interimstrainer – mit weniger süditalienischem Temperament – ersetzt wird. Beim letzten Treffer fällt ein Akteur beim Abwehrversuch derart ungünstig in das Tornetz, dass kurzerhand eine Leiter herangeschafft werden muss, um die letzten Sekunden der Partie regelkonform verstreichen zu lassen.

Der Heimsieg veranlasste die Heimfans zu lautstarken Gesängen unter dem schönen Giebeldach der historischen Tribüne. Die Rückfahrt ins Nachtquartier erfolgte für uns per Bus, ehe ein sonniger Tag in einem Nachtclub zu den elektronischen Klängen von Âme sein perfektes Ende fand.