Genau heute vor einem Jahr machten sich drei Kumpel und ich auf nach Swansea, wo der FCSG im Europacup auf den dort ansässigen Premier-Ligisten traf. Trotz der knappen Niederlage war das Ganze rückblickend wohl einer der schönsten Momente in meinem bisherigen Fanleben. Dieses Jahr hatte es leider nicht geklappt europäisch zu spielen und so kann man die jüngst sehr starken St. Galler momentan lediglich auf nationaler Ebene bestaunen. Damit das Fernweh und die Leidenschaft Groundhopping aber trotzdem ein wenig gestillt werden kann, stand eine kleine Tour im Norden zusammen mit Kumpel Luigi und den beiden Länderpunkten Schweden und Dänemark an. Am Freitagmorgen fand ich es fast noch ein bisschen unreal, dass ich am selben Tag noch ein Spiel in Schweden sehen werde sollte und somit Fussball im Land Nummer Zehn geniessen darf.

Wieder wurde als Abflugort Basel gewählt wo man recht billig nach Kopenhagen flog. Insgesamt der Preis aber etwas trügerisch zumal der Zug bis Basel dazukommt und man vor Ort dann oft auch mit starken Nerven bezahlen muss. Mit einer kleinen Verspätung abgehoben, diese wurde aber im Laufe des Fluges zum Glück wieder wettgemacht. Am „Lufthavn“ von Kopenhagen dann recht nordisches Wetter sprich windig und Nebel. Für einmal also nicht besser als in der Heimat. Für mich gabs keine Verschnaufpause, denn nachdem man um 16:30 Uhr landete ging es per Zug direkt auf ins schwedische Helsingborg, wo der ansässige Verein um 19 Uhr sein Heimspiel gegen Kalmar austragen sollte. Glücklicherweise klappte mit der Verbindung dann auch alles und über die lange Brücke ging es via Malmö langsam ans Zielort. Preis für die Zugfahrt war mit 50 Franken übrigens recht deftig, kommt aber eben wegen dieser ultramodernen Brückenverbindung Kopenhagen-Malmö zustande. Dafür kostete der Einlass ins Stadion dann nur schlappe vier Franken.

In der Hafenstadt blieb vor der Partie noch ein bisschen Zeit für Sightseeing. Ein, zwei schöne Gebäude und auch eine Burg wurde noch betrachtet ehe es dann langsam auf zum Stadion Olympia ging. Dieses gefällt mit ausserordentlich und stand sozusagen auf meiner „Wunschliste“. Was die Spielstätte so speziell macht sind sicherlich die Tribünen. Die Haupttribüne ist nämlich schön geschwungen und erstreckt sich über eine Spielfeldlänge. Gegenüber findet man eine zweistöckige etwas modernere Tribüne, auf der sich auch die heimischen Fans „eingenistet“ haben. Hinter den Toren gibt es Stehplätze mit Wellenbrechern, sowie den Gästebereich, welcher aber auch für andere Fans zugänglich ist. Kein Problem heute, denn aus Kalmar kamen höchstens zwei Dutzend mehr oder wenig aktive Anhänger. Auf der Heimseite sah das Ganze schon besser aus und die Fans sorgten für gute Stimmung während der Partie.

Diese lud aber auch zum Singen ein, denn die Hausherren gingen bereits früh in Führung. Fünf Minuten später doppelte HIF bereits nach. Nach dem zweiten Treffer schalteten die Hausherren ein paar Gänge zurück und nichts deutete darauf hin, dass gegen die bis dahin labilen Gäste noch was anbrennen könnte. Dies änderte sich kurz vor dem Pausenpfiff und dem Anschlusstreffer per Volley. Nach dem Seitenwechsel waren es auf einmal die Gäste, die mit Powerfussball auf den Ausgleich drückten. Doch anstatt der Ausgleich wurde in der 68. Minute nach einem Eckball das dritte Tor für Helsingborg Tatsache. Die Sache war nun also gelaufen und auf den Rängen wurde gefeiert. Oder besser gesagt jemand wurde gefeiert. Beinahe die ganze Spieldauer lang. Und dieser jemand war Alvaro Santos, dessen Namen bereits die kleinen Kinder mit voller Inbrunst in die kalte schwedische Nachtluft schrien. Der 34-jährige Brasilianer gilt als in die Jahre gekommene Klublegende und hat in dieser Saison noch kein einziges Spiel über 90 Minuten durchgehalten.

Kurz vor Schluss kam der etwas dicklich wirkende Stürmer dann endlich unter Standing Ovation ins Spiel. Zum Torerfolg reichte es nicht, er gab aber immerhin den Pass zum 4:1, das in der Nachspielzeit den Schlusspunkt signalisierte. Dabei feierte man den schwarzen Angreifer fast mehr als den eigentlichen Torschützen. Insgesamt also ein absolut klarer und verdienter Sieg für die Hausherren, die nun schon seit fünf Spielen ungeschlagen sind. Etwas anders sieht die Gemütslage bei Kalmar aus, wo man nach der fünften Niederlage im sechsten Spiel langsam gewisse Personen infrage stellen sollte.

Nach dem Ende der unterhaltsamen Partie vor 6’668 Zuschauern machte ich mich wieder auf den Weg zurück zum Bahnhof, wo mich der Zug beinahe direkt vor mein Hotel chauffierte. An der Haltestelle wartete bereits Kollege Luigi, der sich an diesem Abend für die Variante Kopenhagen entschied und somit erste Eindrücke von der eigentlichen Feriendestination sammelte.

Auf dem Rückweg mit der Haltestelle „Triangeln“ übrigens noch den ultimativen Wohnort für Hipster (von denen es hier nur so wimmelt) gefunden. Sind ja eigentlich ein ganz sympathisches Völkchen diese Schweden, nur mit der Sprache kann ich nicht so viel anfangen. Nicht böse gemeint, aber tönt für mich irgendwie so, wie wenn man sich beim Sprechen die Zunge halten würde.