Tag zwei der Neujahrsreise beginnt mit erfreulichen Neuigkeiten aus Cleethorpes, wo meine Kamera nach einer Zugfahrt quer durch das Vereinigte Königreich aufgetaucht ist. Ein Reinigungsmitarbeiter hatte sie in der Gepäckablage gefunden und ins Fundbüro gebracht. Glück gehabt! Auch die zweite Partie weist den „geschenkten-Gaul-Charakter“ auf, zumal ursprünglich nur Duelle aus den unteren Ligen für Freitag angesetzt waren, ehe das Heimspiel von Hull vorverschoben wurde. Und da die Premier League mehr Reiz versprüht und die Ticketbeschaffung hier, auch für unsere Gruppengrösse, einfach ausfällt, arrangierte ich einen Abstecher an die Ostküste Englands. Einziges „Manko“ stellte die Tatsache dar, dass nach dem Schlusspfiff keine Heimfahrt mehr möglich sein sollte und daher bis morgens um 5 Uhr durchgefeiert werden muss. Darf ja mal vorkommen, so einen Tag vor Silvester.

Dies war auch der Grund, weshalb wir bereits in adretter Kleidung die zweieinhalb Stunden Zugfahrt in die Stadt am Ästuar Humber absolvierten, schliesslich legen englische Türsteher stets Wert auf einen gepflegten Dresscode. Die freie Zeit am Nachmittag nutzten wir für Shopping, etwas Sightseeing und weitere alltägliche Aktivitäten, die hier aufgrund fehlender Relevanz keine Erwähnung finden. Am Abend traf unsere illustre Reisegruppe im Wetherspoon Pub wie verabredet auf den Kollegen Mirko. Schon lustig, den Hopper aus Aachen treffe ich alle Jahr wieder einmal. Dazwischen gehen wir beide in der ganzen Welt jeweils unsere Wege und haben uns dann beim nächsten Treffen viel zu erzählen. Es sind mitunter auch solche Pubszenen, die für mich die Faszination Fussball auf der Insel ausmachen. Kurz vor Aufbruch in Richtung Stadion stiess auch noch Kai zur Gruppe, der die Habseligkeiten in Cleethorpes abgeholt hatte. Vor den Toren des Stadions, das den Namen eines lokalen IT-Dienstleisters trägt, musste für meine Sammlung das hässliche Print@Home-Ticket in eine Originalkarte umgetauscht werden, ehe wir nach einer kleinen Stärkung nebeneinander auf der Gegengerade Platz nahmen.

Hull stellte, entgegen der Tabellenlage, vor 20’111 Zuschauern das aktivere und somit auch bessere Team, weshalb eine frühe Führung die logische Konsequenz bedeutete. Everton – mit meinem Lieblingsspieler Leighton Baines in der Verteidigung – kam in der Folge aber besser in die Gänge, obwohl Stürmerstar Romelu Lukaku einen schwachen Tag einzog. Ein Team, das in der besten Liga der Welt zur erweiterten Spitzengruppe gehört, wird allerdings selten durch einen Einzelspieler ausgemacht und so war der Ausgleich noch vor dem Seitenwechsel Tatsache. Hull zeigte sich davon im ersten Moment natürlich bedient, rappelte sich aber auf und erzielte durch einen Freistoss die neuerliche Führung. Aber auch dieses Tor brachte die Toffees nicht in Verlegenheit, die kurz vor Schlusspfiff in Person von Ross Barkley den Treffer zum 2:2-Unentschieden markierten. Dies veranlasste die Gästeanhänger zum Wurf eines Rauchtopfs, was zu einem kurzen Unterbruch führte. Zwar war das Stadion gut gefüllt, für die höchste Spielklasse Englands untypisch aber bei weitem nicht ausverkauft. Die Gründe dafür sind nicht nur sportlicher Natur, wo Hull als Schlusslicht zurzeit sowieso nicht die grossen Massen begeistert. Nein, der Hauptgrund ist, dass Kingston upon Hull, wie die Stadt mit vollem Namen heisst, eher für seine beiden Rugby-Team bekannt ist. Der grössere der beiden Vereine trägt seine Heimspiele ebenfalls in diesem Stadion aus und nennt sich Hull FC, während der Name des Fussballvereins mit Hull City Tigers meines Erachtens eher auf den Rugbysport zutreffen würde.