Die Zeit vergeht bekanntlich wie im Fluge und bald schon gehören zwei Drittel des Jahres der Vergangenheit an. Gleichbedeutend ist diese Tatsache mit dem alljährlich stattfindenden Ausflug zusammen mit dem Kameraden Flavio, der nun nach ziemlich genau einem Jahr Militärdienst pünktlich zum gewohnten Datum wieder etwas Zeit für die schönste Nebensache der Welt findet. Nachdem uns die beiden letzten Ausflüge jeweils zu den germanischen Nachbarn führten, wurde von seiner Seite her der Wunsch nach einer Tour im Norden geäussert. Und so nahm ich mich der Zusammenstellung einer gescheiten Reise an, zumal ich an der Idee Skandinavien stets selber auch Gefallen finde.
Als Ziel wurde Norwegen auserwählt, wobei sich die norwegische Hauptstadt Oslo ideal mit einem Abstecher nach Göteborg kombinieren lässt. Anfangs nur aus kulturellen Gründen, wurde dank dem Spielplangott dem Tagesausflug schliesslich sogar ein fussballerischer Hintergrund verliehen. Ziemlich unerwartet wurde das Heimspiel der Idrottsföreningen Kamraterna (Sportvereingung «Die Kameraden») gegen den wenig interessanten Gegner aus Falkenberg auf den Freitagabend gelegt. Und da wir am Freitag früh am Flughafen, übrigens benannt nach dem Maler Edward Munch, landeten und nur wenig später auch schon unseren gemieteten Mercedes in Empfang nehmen durften, stand dem Unterfangen «Überholspur bis Göteborg» nichts mehr im Wege. Wobei so ganz stimmt dies nicht, da wir in Kungälv, einer kleinen Gemeinde kurz vor Göteborg noch einen Zwischenstopp einlegten. Dort hatten wir nämlich unser Nachtlager gewählt, wo in einem Bed & Breakfast im typisch schwedischen Ferienhaus genächtigt werden konnte. Vor Ort waren alle auch ganz nett, irgendwie werde ich das Gefühl aber bis heute nicht los, dort in irgendeiner Sektenkommune untergekommen zu sein. Das Areal lag nämlich abseits vom Dorf und gegessen wurde in einer Art Hauptzentrale, wo es, sagen wir einmal, ziemlich familiär zu- und herging. Sauber und günstiger als eine Nacht in Göteborg war es aber allemal und auch für die Rückfahrt am nächsten Morgen war der Standpunkt von Vorteil. Als wir die zweitgrösste Stadt Schwedens erreichten, regnete es noch immer in Strömen. Somit fiel auch die Option weg, dem grössten Freizeitpark Nordeuropas im zentralen Liseberg einen Besuch abzustatten. Stattdessen mühten wir uns in der Innenstadt mit der Suche nach Sehenswürdigkeiten ab. Rückblickend muss ich sagen, dass ich selten so von einer Stadt enttäuscht war, was das Gesamtfazit angeht. Zwar verfügt man über einen Hafen und eine ziemlich grosse Innenstadt, jedoch fehlen prunkvolle Gebäude und Grünzonen im Zentrum.
So blieb genügend Zeit, die alte Heimat des lokalen Fussballvereins zu besuchen. Doch aufgepasst! Hier trägt die neue Spielstätte den Namen «Gamla Ullevi», was übersetzt «alter Ullevi» bedeutet, während die Sitze im alten Stadion lediglich der Name «Ullevi» ziert. Ziemlich verwirrend und ich suche noch immer nach einer Erklärung dafür, die ich euch so allerdings vorenthalten muss. Dank dem Konzert von Bruce Springsteen waren noch Aufräumarbeiten im Gange und wir konnten das eindrückliche Stadion durch ein offenes Tor betreten. Nach einigen Fotos wurden die wenigen Meter zur neuen Heimat abgespult, wo wir zwei uns erstmals Karten für die Gegentribüne sicherten und diese wenig später dann auch, mittlerweile triefend nass, betraten.
Die heutige Ausgangslage war ziemlich eindeutig, zumal der Gast als Tabellenletzter den Weg, im Gepäck etwa 20 Anhänger, nach Göteborg in Angriff genommen hatte. Zwar nicht die Creme de la Creme die wir zusammen mit den 9’327 Zuschauern hier und heute gegen den IFK Göteborg bestaunen durften, sicherlich aber besser als nichts, zumal es auf der Gästeseite rund um die Ultras Göteborg und die Fangruppe Wisemen (ich sage nur TFC und Lech Poznan hihi) recht ansprechenden Support gab. Neben den eigentlichen Fans auf der Hintertortribüne gibt es noch eine zweite Fraktion am Rande der Haupttribüne, die eher etwas für die älteren Herren zu sein schien. Sympathisch! Das Spiel passte etwas zum Wetter, denn Göteborg agierte ziemlich planlos im Abschluss. Doch wenn dir das Pech an den Schuhen klebt, fängst du dir auch an einem eigentlich gelungenen Abend irgendwie zwei dumme Gegentore und verlierst schliesslich unglücklich mit 0:2. Penaltytreffer und rote Karte inklusive. Der Schlusspfiff bedeutete für uns das Gefährt aufzusuchen und auf der Fahrt ins Nachtquartier noch die morgige Route zu besprechen.