Meine Freundin rief an, ob ich mitkommen kann auf die Hütte im Schnee und sagte: Nein danke, es sei bereits eine kleine Tour ins Inselreich Skandinavien geplant. Und so traf sie wohl alleine auf den hübschen Studenten aus dem schwedischen Städtchen Uppsala, mit dessen Hilfe die Sängerin Kirsti damals im Jahre 1989 einem Schlagerhit landen konnte. Und so stammen natürlich auch die ersten Zeilen in diesem Beitrag von jenem Ohrwurm. Uppsala damit auch die heutige Destination, als man sich am frühen Morgen zusammen mit Kumpel Schenk an den Flughafen Genf begab. Allerdings für einmal nicht mit dem gleichen Ziel. Während bei mir, wie bereits erwähnt Skandinavien als Reiseziel auserkoren wurde, ging es für den Herrn Kollegen eine Woche in den Segelurlaub an die Adriaküste von Kroatien. Aufgrund des zeitgleichen Fluges bot ich ihm an bei mir zu Übernachten und zumindest bis zum Abflug gemeinsam unterwegs zu sein. Klappte dann auch alles wie geplant und der Junge schwärmt auch heute noch von den malerischen Sonnenuntergängen, die er in den kroatischen Gewässern geniessen durfte.

Das erste malerische Erlebnis meinerseits war der Anflug auf die schwedische Hauptstadt. Wirklich beeindruckend die Gegend aus der Vogelperspektive mit den abertausenden von kleinen Inseln zu betrachten. Ideal mit dem Anreisetag verbinden lassen, sollte sich eine Partie in der Stadt Uppsala, wo der zweitklassige IK Sirius beheimatet ist. Die viertgrösste Stadt des Landes, dessen Namen an den Ausruf nach einer ungestümen Bewegung erinnert, liegt circa 70 Kilometer nördlich von Stockholm. Was wiederum jedoch nur knapp die Hälfte ist, wenn man von meinem Zielflughafen Arlanda aus rechnet. Und somit ging es direkt nach der Landung per Zug auf in die Universitätsstadt. Uppsala hat knapp 150’000 Einwohner und das Stadtbild wird durch den Fluss Fyrisan und dem Schloss auf einem Hügel mit botanischem Garten geprägt. Besagte Anlage wurde von mir aufgesucht und wusste durchaus zu gefallen. Zeitig ging es jedoch wieder runter in die Innenstadt, wo ich mich zu Fuss zum naheliegenden Stadion aufmachte.

Neben der eigentlichen Anlage entdeckte ich noch ein zweites Stadion, welches mit etwas Geschick auch prompt für das obligate Foto betreten werden konnte. Und nein, das ist kein Schnee auf dem Boden und trotzdem scheiden sich die Geister bei mir weiterhin, welcher Sportart der schöne Ground als Zuhause dient. Mittlerweile weiss ich, dass dort Bandy gespielt wird, also eine Art Vorreiter des Eishockeys. Da die Anlage direkt neben dem Fussballstadion liegt, ging es einfach mal quer über dem Platz vorbei am VIP-Zelt und ehe man sich versah stand ich vor der Haupttribüne.

Da steuerte bereits ein Ordner auf mich zu und redete in der Landessprache auf mich ein. Was er da konkret zu mir sagte, weiss ich bis heute nicht, anscheinend sprach aber alleine bereits meine Mimik für sich und er wies mich an, ihm zu folgen. Schon mit einem Rauswurf rechnend stand ich wenige Zeit später in der Vereinsstätte, wo mir eine Art Weste sowie ein Presseausweis in die Hände gedrückt wurden. Sichtlich verdutzt wurde mir langsam bewusst, dass meine neue Spiegelreflexkamera wohl des Rätsels Lösung sein musste und den Sirius-Verantwortlichen in die „Presse-Irre“ führen liess. Aber ist ja nicht weiter schlimm, heute ist dann halt mein Glückstag.

Rückblickend muss ich sagen, dass ich mich abgesehen von der orangen Weste und dem ständigen Gefühl beobachtet zu werden durchaus daran gewöhnen könnte. Ist doch nett, wenn man in der Halbzeit sich in den Presseraum zurückziehen darf und bei Kaffee und delikaten Kanelbullar die Torschützenliste sowie weitere Statistiken „serviert“ bekommt. Zudem konnte eine echt flotte Partie vor 2’100 Zuschauer aus nächster Nähe beobachtet werden und dementsprechende Schnappschüsse eingefangen werden. Torreich ging es ganz nach meinem Gusto am heutigen Samstag bei herrlichem Sonnenschein und Temperaturen um die zwanzig Grad auch zu und her. 3:3 Unentschieden lautete das Schlussverdikt, wobei die Gäste aus Ljungskile dreimal einen Rückstand ausgleichen konnten und zuletzt nicht ganz unverdient zum Punktgewinn kamen. Auf der Heimseite trauerte die kleine aktive Fanszene am Tribünenrand wohl vor allem den vielen verpassten Konterchancen nach.

Als der Schiedsrichter die Partie beendete ging es für mich zurück in Richtung Bahnhof und per Zug in die Hauptstadt. Die Fahrt vorbei an den Birken, Seen und den typisch weinroten Häuser mit weissen Holzbalken liessen Erinnerungen an Astrid Lindgrens Erzählungen aus der Kindheit aufkommen. Wer hätte damals wohl je gedacht, dass ich eines schönen Tages als offizieller Medienvertreter einem schwedischen Zweitligaspiel beiwohne.