Wie bei uns in der Schweiz trägt auch in Malaysia das fussballerische Oberhaus schlicht den Namen «Super League». Durch die Änderungen am Spielplan ergab sich nun die undankbare Konstellation, dass plötzlich kein Team mehr aus Kuala Lumpur und Umgebung während unseres Aufenthalts dem Fussballspiel in der höchsten Spielklasse nachgehen sollte. Während ich in erster Linie ziemlich angesäuert war, kümmerte sich einmal mehr mein guter Freund und Mitreisender Luigi bereits um eine Alternative. Wenige Stunden später war mit einem Abstecher nach Kota Bharu dem vermeintlich unüberwindbaren Problem schliesslich Abhilfe geschaffen.

Kota Bharu liegt im Norden des Landes an der Küste des südchinesischen Meeres unmittelbar neben Thailand. Sie gilt als konservativste Stadt des Landes und vertritt daher auch die strikte islamische Gesetzgebung. Ab Kuala Lumpur verkehrt mehrmals täglich ein Flieger von «Malindo Air» an die gewünschte Destination und zurück. Eine dieser Verbindungen nahm auch unser Duo wahr und zeigte sich überaus erstaunt ab dem gebotenen Komfort an Bord. So hatten wir nicht nur mehr als genügend Beinfreiheit, sondern auch noch einen sitzintegrierten Fernseher für uns. Durch den freien Mittelsitz kam zudem das Gefühl auf, sich auf einem Businessflug in Europa zu befinden. Allerdings ist Reisen mit der malaysische Billigflotte, dessen Namen sich übrigens aus Malaysia und Indonesien zusammensetzt, gegenüber einem solchen Flug ziemlich viel preiswerter.

Kaum gelandet sassen wir zwei auch schon im Taxi und erlebten wenig später im Hotel den witzigsten Check-In aller Zeiten. Ich würde ja einmal behaupten ich habe schon viel gesehen, aber die Dame an der Rezeption war derart lustig, tollpatschig und sympathisch zugleich, dass wir uns beide ziemlich fest amüsieren durften. Kekse oder was es auch sonst für sinneserweiternde Stoffe waren, die sie hier konsumierte, ich muss sie haben. Einfach so für schlechte Tage. Ob wir denn Backpacker seien und erst morgen weiter auf die Inseln gehen würden, fragte sie uns zum Abschluss noch. Wir verneinten, wie wir das auch bei jeder weiteren Person auf diesem Ausflug getan haben.

Kota Bharu ist für Touristen nämlich in erster Linie ein Durchreiseort auf dem Weg zu den wunderschönen Perhentian Islands, was wiederum vom kleinen kulturellen Stellenwert der Stadt im Lande selbst zeugt. Am Nachmittag überzeugten wir uns selbst davon und der heruntergekommenen Stadt mit ihrer stickigen Markthalle und Streunerkatzen definitiv ein ungenügendes Fazit geben. Hauptgrund fürs Herkommen war aber weiterhin der Fussball und damit die abendliche Begegnung zwischen Kelantan FA und Kedah FA. Wie bei Kelantan steht auch bei Kedah der Name für den jeweiligen Bundesstaat, aus denen der Verein stammt.

Auf dem Weg zum Stadion begann es das erste und einzige Mal unserer Reise zu regnen. Somit sahen wir uns durch den überraschend eingesetzten Regen genötigt, einen Regenüberzieher mit dem Clublogo von Kelantan für 10 Ringgit (etwas mehr als 2 Euro) zu erwerben, ehe wir uns auf die Gegengerade verdrückten. Hier natürlich überall stolze Gesichter und neugierige Blicke über den unverhofften Besuch vom anderen Ende der Welt. So wurden wir beispielsweise auch an den Eintrittskontrollen einfach durchgewunken. Auf der unüberdachten Tribüne ging es ebenfalls nicht lange, ehe wir auf unsere Herkunft angesprochen wurden und wir mussten beide schmunzeln, als wir beim Sagen des Heimatlandes aus dem Munde eines kleinen Jungens das Wort «Shaqiri, Shaqiri» hörten. Die ganze Spielzeit über durften/mussten wir nun also für Gruppenselfies herhalten und vom regionalen Stadionessen probieren.

Für sie alltäglich waren jedoch die grossen Falter, die durch die Luft schwirrten und bei meinen ungelenken Fotoversuchen Lacher bei den Einheimischen hervorriefen. Ähnlich ungelenk spielten die beiden Equipen auf der nassen Unterlage. Unterstützt wurden die Hausherren von den „Gate H Boys“, welche jedoch eher an einen Knabenchor erinnerten als grossartig brachiale Gesänge durch das Rund, benannt übrigens nach dem Sultan Mohammed dem Vierten, scheppern zu lassen. Im Gästebereich versammelten sich überraschenderweise eine gute Hundertschaft an Anhängern, welche sogar eine Ultras-Zaunfahne im Gepäck hatte, aber auch hier dem Sinnbild nicht gerecht wurden. Laut wurde es erst nach dem Ausgleich für Kelantan in der Schlussphase, wobei nun Grossteile der 2’048 Zuschauer auf der Haupt- und Gegentribüne bei den Gesängen mitzogen. Doch die Kugel wollte einfach nicht ins gegnerische Tor und so machte es Kedah in der Nachspielzeit besser und gewann etwas glücklich mit 1:2.

Sogar noch auf dem Fussweg zurück zum Hotel wurde uns freundlich zugehupt, ehe wir ziemlich bald müde in unsere Betten fielen. Der nächste Tag stand im Zeichen Singapurs, wobei aber erstmal «Malindo Air» ihr zuvor gewonnenes Ansehen wieder verspielen sollte. Denn gut eine Stunde Verspätung ab Kota Bharu und eine misslungene Umbuchung am Flughafen Kuala Lumpur folgten.