Bei einem Blick aus dem Fenster bietet sich dem Autofahrer auf beiden Seiten eine Szenerie wie in der Prärie: Der Wind weht durch kniehohe Gräser, die sich in schier endlosen Weiten im Takt nach links und rechts biegen. Ihr sommerliches Grün ist längst einem tristen Braunton gewichen. Dahinter erhebt sich eine Binnendüne in den Himmel.
Die Gegend im Norden von Genk ist weitläufig und dünn besiedelt. Noch vor 120 Jahren war die 66’000-Einwohner-Stadt im Steinkohlerevier nur ein unbedeutender Weiler, der erst mit dem Fund des «schwarzen Goldes» innert kurzer Zeit gewachsen war. Das Stadion wirkt hier wie ein Fremdkörper, der die Menschen magisch anzuziehen vermag. Aus allen Ecken strömen sie zur Baute, die kaum den Eindruck erweckt, dass ihren Besuchern hinter dem Mantel aus blauem Wellblech in einer schicken Stadionbar das Grimbergen gar aus dem Kelch serviert wird.
Heute sind es 18’173 Zuschauer, die mit grosser Mehrheit «Chenk» die Daumen drücken. Ihr Klub ist zwar erst 1988 einer Fusion entsprungen und doch feierte er in der verhältnismässig kurzen Zeitspanne bereits grosse Erfolge. Nebst Siegen in der Meisterschaft und im Pokal hat sich der KRC Genk auch für seine exzellente Jugendarbeit international einen Namen gemacht. So etwa stammen Top-Stars wie Thibaut Courtois oder Kevin De Bruyne aus der Talentschmiede in Flandern.
Mit Hans Vanaken trägt der wohl talentierteste Spieler auf dem Rasen an diesem Nachmittag allerdings das Trikot von Club Brügge. Und so überrascht es zumindest mich wenig, als er die Gäste – mit ihrer Schar an jungen Ultras im Unterrang – früh jubeln lässt. Das Gegentor mimt den Stimmungskiller im gut gefüllten Heimblock, der auch einige Freunde von Fortuna Sittard birgt. Seine Bewohner erwachen erst nach dem Seitenwechsel wieder aus ihrer Lethargie, als Racing das Spiel mit zwei schnellen Toren drehen kann. Mitten in die Gesänge mischt der amtierende Meister aus Brügge aber seinerseits ebenfalls einen Doppelpack innert vier Minuten, sodass sich die verdutzten Gastgeber zum Schluss einer 2:3-Niederlage ausgesetzt sehen.