Es ist als eines der gefährlichsten Spiele Europas bekannt und die Anhängerschafter der beiden Mannschaften hassen sich auf den Tod – das Krakauer Derby zwischen Wisla und Cracovia. Es war nur eine Frage der Zeit, bis mich der Fussball das erste Mal nach Polen führt. Meinen Länderpunkt aber gleich mit dem „Swieta Wojna“ (Heiliger Krieg) im Stadtderby von Krakau zu machen, ist dann doch eine grosse Nummer.

Um das Stadtderby sollte sich eine nette kleine Tour basteln lassen, die mir zwei weitere Spiele der polnischen Ekstraklasa bescheren sollte. Der Hopperkollege Mirko aus Aachen war von den Ansetzungen der Spiele ebenfalls sehr angetan und mit Jonathan hatte ich alsbald auch meine heimische Begleitung gefunden. Treffpunkt am Freitagmorgen war der Flughafen in Basel, wo ich den Kollegen aus der St. Galler Heimat in Empfang nahm. Dabei begleitete mich ein stechender Schmerz im Rücken, da mir morgens um sechs Uhr im Flughafengebäude (!) eine Hornisse unter das T-Shirt gekrochen war und mich gleich zweimal in den Rücken stach. Auf Rat der anwesenden Sanität sollte ich nun auf jeden Fall kurz das Spital aufsuchen, da erst vor Kurzem eine Frau an den Stichen einer solchen «Killerwespe» gestorben sei – könnt ihr vergessen meine Herren; für mich geht’s jetzt nach Polen.

In Krakau trafen wir auf den via Katowice angereisten Mirko. Wir machten uns sogleich zu Fuss auf zum Stadion, wo es die Kartenfrage für das Derby heute Abend zu klären galt. Bis zur Spielstätte sind es bei gemächlichem Tempo knapp zwanzig Minuten Fussmarsch, die einem quer durch die Altstadt an das Stadion von Cracovia führen. Schnell war eine offene Kasse gefunden, wo wir uns in die Schlange stellten, um in einer kleinen Kammer unser Konterfei für die Karta Kibica zu präsentieren. Diese Fankarte ist ab der neuen Saison zum Glück nur noch bei gewissen Vereinen obligatorisch.

Die Heimstätte des Stadtrivalen Wisla liegt nur ein Steinwurf von derjenigen von Cracovia entfernt, sodass wir der Vollständigkeit halber natürlich auch noch das grössere Stadion der Stadt für ein Foto aufsuchten. Der Namenzusatz Wisla entspringt übrigen dem Fluss, der durch die Stadt fliesst und in deutschsprachigen Gefilden unter dem Namen Weichsel bekannt ist.

Somit hatten wir die Pflichtaufgabe bereits früh erledigt und konnten sorgenfrei den Rückweg in die Altstadt zum bekannten Hauptplatz antreten, wo wir uns in ein Restaurant setzten und währschaft speisten. Das Essen und die Preise duellierten sich dabei um den Tagessieg.

So furchterregend über das Krakauer Derby in den Medien jeweils berichtet wird, so entspannt laufen die Stadtduelle offenbar am Spieltag und rund um das Stadion selbst ab – zumindest wenn wie heute wieder einmal kurzfristig keine Gästefans erlaubt waren. Ein wenig hatte ich es bereits geahnt, als ich Fotos der Wisla Sharks sah, die ihre Freunde aus Wroclaw am Vortag zahlreich im schwedischen Göteborg unterstützten. Dies drückte natürlich nicht nur auf unsere Stimmung, sondern auch jene im Stadion. Nichtsdestotrotz war die Heimseite zu Beginn brachial laut, ehe Wisla nach zwei Minuten in Führung ging. Die Spieler feierten ihr Tor übrigens absichtlich vor dem leeren Gästeblick. Aus spielerischer Sicht war das Gezeigte unteres Niveau, jedoch hatten wir unsere Augen sowieso zu 90% Prozent auf die Heimkurve und die Gegentribüne gerichtet. Die 12’933 Zuschauer durften sich dann auch noch vor der Pause über den Ausgleich freuen, was die Lautstärke ein weiteres Mal in die Höhe trieb.

Im zweiten Abschnitt hatte Cracovia mehr vom Spiel, scheiterte aber am eigenen Unvermögen oder am Wisla-Goalie, sodass es beim 1:1 blieb. Insgesamt war dies wohl eines der schwächeren Kraukauer Derbys, auch aufgrund des spontanen Gästeverbots seitens der Polizei. So ging es nach Spielschluss ohne Strassensperren und Auseinandersetzungen zurück ins Stadtzentrum und alsbald auch schon in die Horizontale. Am nächsten morgen sollten wir nämlich zeitig weiter nach Poznan reisen, wo Lech, die Freunde Cracovias, Lechia Gdansk, die Freunde Wislas, empfangen sollten.

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