Als ich vor knapp zehn Jahren im Spiel „Football Manager“ erstmals die Mannschaft von Atalanta Bergamo übernahm, war sie nicht nur virtuell in der Serie B oder am hinteren Tabellenende der Serie A anzutreffen. Mit einigen klugen Transfers und etlichen taktischen Analysen bugsierte ich die Norditaliener damals in die Königsklasse. Eine Dekade später und exakt drei Wochen nach dem italienischen Pokalfinale steht die Mannschaft, für die ich seit jenem Zeitpunkt grosse Sympathien hege, auf dem dritten Platz in der Abschlusstabelle und damit tatsächlich in der Gruppenphase der Champions League.

Drehen wir die Uhr dieser unglaublichen Geschichte zurück bis zum Halbfinalrückspiel der Coppa Italia. Ein letztes Mal sollte ich vor dem Umbau des Stadions ein Heimspiel von Atalanta besuchen und dann schlagen die Schwarz-Blauen die Fiorentina vor vollen Rängen und trotz frühem Rückstand gleich noch mit 2:1 Toren. Ein denkwürdiger und äusserst stimmungsvoller Abend unter Flutlicht, der nebst der Finalqualifikation eine intensive Strassenschlacht rund um die denkmalgeschützten Seitentribünen bereithielt. Nach diesem Spiel war klar, dass ich die Göttin nach Rom begleiten werde, zumal mit Lazio nicht nur ein Gegner, sondern auch eine Anhängerschaft bereitstand, der ich wenig abgewinnen kann.

Da Ausländern der Billetkauf untersagt wurde, war ich froh, auf meine Tessera zurückgreifen zu können und auch für Begleiter Maurice liess sich eine Einlassberechtigung auf Gästeseite finden. Das Spiel selbst entschied ein später Doppelschlag der Laziali. Lange hatte ich Angst, meinen ersten Cupfinal mit St. Gallen zu verlieren. Nun habe ich den Stich ins Fussballherz mit Atalanta Bergamo erteilt bekommen, dies macht es vielleicht in Zukunft leichter. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt durch durch zwei Aluminiumtreffer dennoch.

Die eigene These, dass in einem Finalspiel die beste Stimmung herrscht, gilt es jedoch zu revidieren. So erwischte ich nicht nur mich diverse Male dabei, wie bei Angriffen beider Mannschaften verkrampft die eigene Stimme eingestellt wurde. Im grössten Fanblock der Geschichte zeigte die Gästeschar dennoch eine reife Leistung und feierte die Mannschaft trotz Niederlage über die Traurigkeit hinweg noch minutenlang.

Tränen vergoss an diesem Abend nur einer. Atalanta-Präsident Percassi, als er kurz vor Anpfiff unter die Kurve trat und stolz feststellte, wie aus der kleinen lombardischen Stadt 21’000 Nerazzuri seiner einmaligen Mannschaft rund um Remo Freuler, Alejandro „Papu“ Gomez, Duvan Zapata und Josip „Il Professore“ Ilicic bis in die Hauptstadt gefolgt waren.