So, nun geht es auch hier wieder weiter mit vielen hoffentlich spannenden Partien, gestreut rund um den Erdball! Nach einer strengen Zeit mit Abschlussprüfungen und meinem Umzug in die Westschweiz mit neuem Arbeitsplatz kam ein Wochenendausflug nach Belgien genau richtig. Wobei gesagt werden muss, dass mit Lille auch noch der „Grande Nation“ einen Besuch abgestattet wurde, allerdings ist die nordfranzösische Stadt von Brüssel aus mit dem TGV in weniger als einer Stunde zu erreichen. Eigentlich war ja das Brüggederby ausschlaggebend für die Reise gewesen, aber auch hier hatte der Spielplangott wieder einmal nicht auf mich gehört und setzte die Partie stattdessen auf den Sonntagabend. Wenn dies so weitergeht starte ich bald eine Initiative mit dem Titel: „Für hopperfreundliche Anspielzeiten!“ So wurde es also nichts mit dem Derby und auch für den Schlager Lüttich – Anderlecht bekam man keine Karten und entschied sich stattdessen für die obengenannte Partie in Frankreich und für ein Drittligaspiel eines belgischen Vorstadtclubs und konnte somit einen weiteren Länderpunkt machen.

Angefangen hatte die Reise mit dem frühen Aufstehen am Freitagmorgen in St. Gallen, wo man sich zeitig und schwer beladen auf in Richtung Bahnhof machte. Grund dafür ist der vorgegebene Termin der Wohnungsübergabe am Vormittag. Beim ganzen Unterfangen assistierte mir mein Kumpel Simon, der im Moment Ferien geniesst und auch Interesse an dem „Unterfangen Brüssel“ zeigte und mich somit recht spontan begleitete. Auf der langen Fahrt in die Westschweiz traf man im Zug noch zufällig einen Kumpel, der zur Arbeit musste und ansonsten unterhielt man sich über belanglose Dinge oder ich hörte ein bisschen in mein Hörbuch, wo die spannende Geschichte „Gone Girl“ von einem Mann mit einer sympathischen Stimme erzählt wurde. In der Geschichte geht es darum, dass eine hübsche Frau mit soziopathischem Verhalten mit sehr gerissenen Tricks es schafft, ihrem untreuen Ehemann den Mord an ihr anzuhängen.

Kurz vor Mittag erfolgte die Wohnungsübernahme mit all ihren Formalitäten, ehe es nach einem kurzen Einrichten und einer noch kürzeren Stärkung wieder auf den Zug in Richtung Flughafen Genf ging. Wenn man ohne Gepäck und mit bereits ausgedruckter Bordkarte fliegt und dementsprechend ohne Check-In auskommt, dauert es nur wenige Minuten und man hockt bereits im Flieger. So sollte es immer sein. Eine weitere Stunde später dann die Landung in Brüssel, von wo aus es erneut per Zug ins Stadtzentrum ging, wo auch unser Hotel lag. Dieses war ein nobler Neubau mit Bar, Sauna, Restaurant und allem was das Herz begehrt, welches wir uns nur durch meine Gratisnacht, offeriert von Hotels.com (Jede 11. Nacht umsonst) leisten konnten. Nach einem kurzen Entspannen und anschliessendem Frischmachen ging es ein letztes Mal auf die Beine, um im Brüsseler Nachtleben ein paar der vielen bekannten Biersorten zu testen. Rückblickend überzeugte mich das Bier Leffe (mit leichtem Bananengeschmack) am meisten, gefolgt vom bekannten Stella Artois und dem Liga-Sponsor-Bier Jupiler. Nicht zu empfehlen sind meiner Meinung nach die Marken Ramée und Duvel, aber schlussendlich muss jeder selber wissen, welches Bier ihm und seiner Niere wohl am besten behagt. Anstatt ein bisschen zu feiern wäre es übrigens auch möglich gewesen das Heimspiel vom Erstligisten Genk zu besuchen, diese Variante wurde dann aber fallen gelassen, da die Stadt ziemlich klein und abgelegen ist und der (preisliche) Aufwand für eine solche Partie einfach auch zu hoch war für das gebotene. Obwohl über den Preis darf ich als Schweizer in einem Euroland im Moment eigentlich sowieso nicht meckern.

Irgendwann ging es dann wieder per Fuss zurück ins Hotel, wo man schön ausschlafen konnte und anschliessend ein ausgewogenes Frühstück genoss, ehe es per Metro zum Gare du Midi ging. Von dort aus brachte uns der „Train de Grande Vitesse“ kurz TGV in einer halben Stunden ans Tagesziel Lille. Die Fahrt von der belgischen in die nordfranzösische Stadt durch verschneite Landschaft gefiel mir und auch das Wetter war auf unserer Seite. Dann war unsere Tagesration an Glück anscheinend aufgebraucht, denn das Hotel wurde zwar schnell gefunden, die Türe war jedoch verschlossen und auch nach diversen Anrufen schien sich nichts daran zu ändern. Ich hatte zwar einen Abend zuvor noch eine Mail von Lodge Ops erhalten, welche mir sagte, dass etwas mit dem Hotel nicht stimmte, aufgrund eines Fehlers in der Mailadresse hatte ich sie jedoch als Phishing-Nachricht abgetan. Vielleicht nur riesiger Zufall oder die Jungs von Lodge Ops versenden ihre „Warnungen“ wirklich über eine grammatikalisch nicht einwandfreie Mailadresse. We may never know…

Somit wurde also ein neues Hotel gesucht und wenig später dann auch an perfekter Lage gefunden. Zum Glück hatte ich das andere Hotel noch nicht bezahlt und so machte es insgesamt keinen grossen Unterschied.

Die Partie der heimstarken Nordfranzosen sollte erst um 17 Uhr angepfiffen werden und so ging es erst einmal in die Stadt und auf Shoppingtour, obwohl so richtig was Grosses wurde nicht gekauft. Im Laufe des Nachmittages verpflegte man sich und da die Stadt an sich nichts Grossartiges zu bieten hat, ging anschliessend langsam zur Metro und auf zum Stadion, welches im Industriegebiet zu finden ist. Eine eigentliche Haltestelle hat es für das Stadion nicht, vielmehr sind etwa drei Stationen gleichweit von der Spielstätte entfernt und so verteilen sich die Menschenmassen etwas besser. Nach einem etwa zehnminütigen Fussmarsch tut sich dann endlich das drittgrösste Ligue-1-Stadion vor einem auf, welches ähnlich wie die Allianz Arena in München auch über eine weisse Aussenfassade verfügt, die ebenfalls während der Spiele jeweils leuchtet. Auf der einen Seite ist noch der Schriftzug „Stade Pierre Mauroy“ zu finden.

Für die heutige Partie gegen den Favoriten aus Monaco war das Stadion übrigens geschlossen und man sah sozusagen Hallenfussball vor 35’323 Zuschauern. Auch nicht alltäglich. Akustisch sind das natürlich traumhafte Voraussetzungen für einen guten Support, trotzdem wurde man für Frankreich typisch wieder einmal eines besseren belehrt. Mit ganz wenigen Ausnahmen war hier trotz der hohen Zuschauerzahl stimmungstechnisch nicht viel mehr los als in den heimischen Gefilden. Den ersten Pass der Partie durfte übrigens Eric Abidal spielen, der nach einer langen Karriere mit Stationen unter anderem in Barcelona und Lille und einem langen Kampf gegen den Krebs nun seinen Rücktritt bekannt gegeben hat.

Chancen blieben bei diesem Rencontre im ersten Durchschnitt eher Mangelware und so war bereits die zweite Halbzeit angebrochen, als es das erste Mal so richtig laut wurde im Stadion. Lille hatte den vermeintlichen Führungstreffer geschossen, dieser wurde jedoch aufgrund einer Offsideposition annulliert. Die Entscheidung war korrekt, nur war der Spieler der zuletzt am Ball war so doof, dass er den Ball kurz vor der Linie noch mit zusätzlichen Schwung aus unerlaubter Position in die Maschen köpfte, obwohl dieser sowieso unhaltbar gewesen wäre. Die ganze Aktion erinnerte ein bisschen an das Missgeschick von Nani und seinem Kumpel Cristiano Ronaldo, der sich damals ebenfalls fürchterlich über seinen Mitspieler aufregte (Video dazu hier). Schlussendlich waren es also nicht die Heimfans sondern die etwa 100 Anhänger der AS Monaco, die nach einer extrem langen Reise in der 57. Minute jubeln durften. Oldie Dimitar Berbatov hatte per Kopf zur 0:1 Führung getroffen. Ansonsten blieb der mir unsympathisch und etwas überheblich wirkende Stürmer blass und wurde noch vor dem Schlusspfiff ausgewechselt. Lille kämpfte in der Folge glücklos und es blieb beim knappen Erfolg für die Monegassen, die somit weiterhin den Anschluss zur erweiterten Spitze wahren können.

Wer weiss, vielleicht hätte Michael Frey, der einzige Schweizer im Dienste von LOSC noch etwas am Resultat ändern können, doch er hatte sich im Spiel zuvor ernsthaft verletzt. Insgesamt war die Partie auf nicht allzu hohem Niveau und wenn die beiden Mannschaften international bestehen wollen, müssen sie, vor allem Monaco (gegen Arsenal) noch mächtig zulegen, wollen sie gegen die Gunners in der Königsklasse nicht untergehen.

Nach dem Schlusspfiff ging es zurück in die Innenstadt, wo man das zweite Spiel in diesem Jahr Revue passieren liess und der Abend schliesslich im Zimmer mit ein bisschen fernsehtechnischer Unterhaltung langsam sein Ende fand.