Erneut um einer Visapflicht zu entgehen, nutzte ich die Länderspielpause für einen Abstecher nach Kuala Lumpur, wo Malaysia die Vereinigte Arabische Emirate im Zuge der WM-Qualifikation empfängt.

Wer etwas Topo- und Geografiekenntnisse aufweist, kann während dem zweieinhalbstündigen Überflug die Städte Bandung und Jakarta weit unter sich erkennen. Für Unbehagen sorgt dabei der Anblick der dreckigen Flussmündungen von Jakarta Bay ins Meer.

Einen ungewöhnlichen Wunsch hatte ich mir bei diesem kurzen Ausflug selbst erfüllt und reiste komplett ohne Gepäck – abgesehen von einem Zahnbürstenset, dem Pass, dem Handy und der Kamera, die in den Seitentaschen der Cargohosen Platz fanden. Dass ich meinen Plan im Voraus nicht vollends durchgedacht habe, wurde ich mir am Morgen der Rückreise bewusst, als das verschwitzte T-Shirt vom Vortag als einzige Option bereitlag.

Schliesslich weist Malaysia im Gegensatz zu Indonesien eine deutlich höhere Luftfeuchtigkeit aus, sodass nur schon kurze Gehdistanzen klebrige Zustände bedeuten. Auch sonst sind trotz der Nähe zu Indonesien deutliche Unterschiede zu erkennen. Die englische Sprache ist bedingt durch die einstige Kolonie besser verankert, der Linksverkehr geht gesitteter vonstatten und die Gehwege präsentieren sich deutlich sauberer.

Als ich eine Stunde vor Anpfiff vor dem gigantischen Stadion, das mich an die Exemplare in Kiew oder Berlin erinnert, aufkreuze, herrscht reges Treiben. Überall wird Essen verkauft und Fanartikel in Gelb-Schwarz, den ungewohnten Farben der Nationalmannschaft, angeboten. Im Innern des Bukit Jalils patrouillieren Polizisten mit Pferden auf der Tartanbahn, als die Ultras Malaya mit einer sehenswerten Entrada geschlossen den Heimblock betreten. Bereits vor Anpfiff verwöhnen sie mein Gehör mit einer neuen, eingängigen Melodie. Den Kern der Gruppe stellt die Fanszene von Selangor, einem Erstligisten aus Shah Alam, das im Dunstkreis von Kuala Lumpur liegt. Dies wirft bei mir die Frage auf, ob man als Fan ein anderes (bisweilen motiviertes) Auftreten an den Tag legt, wenn jährlich nur eine Handvoll Spiele anstehen?

Zumindest heute müssen sie nicht lange auf den Torjubel warten, erzielen die Gastgeber doch mit der ersten gefährlichen Aktion den Führungstreffer. Auch in der Folge dominieren sie das Geschehen, kassieren dann aber – psychologisch ungünstig – mit dem Pausenpfiff den Ausgleich. Torschütze war Ali Mabkhout, der bislang vor allem mit durchgängigem Reklamieren beim Schiedsrichter aufgefallen war. Malaysia liess sich vom Gegentreffer prompt verunsichern, während die Akteure aus der Emirate, allen voran Buhmann Ali Mabkhout immer stärker wurden. So kam es, wie es kommen musste: Mabkhout schloss mit dem Anbruch der Schlussviertelstunde einen Konter erfolgreich zum 1:2 zugunsten der Gäste ab. Dabei blieb es bis zum Schlusspfiff, wobei eine Punkteteilung eher den Spielanteilen entsprochen hätte; Malaysia muss sich jedoch eine fahrlässige Chancenauswertung in der ersten Halbzeit vorwerfen. Hinter dem Tor spulten die Ultras unter den 43’200 Zuschauern ihr Programm teils in beeindruckender Lautstärke herunter, der spielbezogene Support kam meines Erachtens jedoch zu kurz. Besonders bei einem solchen Durchschlagskraft braucht es das besondere Feingefühl des Vorsängers, um zu merken, wie man die für Portion Zusatzenergie auf dem Platz sorgen kann.

Nach dem Spiel lief ich die halbe Stunde zu Fuss zurück ins Hotel, um mir das heillose Verkehrschaos zu ersparen, das im asiatischen Raum jeweils im Anschluss an ein Fussballspiel binnen weniger Sekunden entsteht.