Es sind zwei klingende Namen, welche die Überschrift dieses Beitrags zieren. Ich gehe sogar soweit und betitle das Duell zwischen dem Millwall FC und Leeds United als momentan beste Spiel, das es im Hinblick auf die Stimmung in England zu besuchen gibt. Und deshalb bin ich als mittlerweile geübter Inselgänger natürlich mit von der Partie, wenn das blau-weisse Proletariat aus dem Südosten der Hauptstadt den Spitzenreiter aus West Yorkshire empfängt.

Die Bezeichnung am vorherigen Satzanfang ist übrigens nicht abwertend gemeint, sondern schlicht und einfach Tatsache. Denn seit der Gründung im Jahre 1885 durch Hafenarbeiter von den Docklands hat der Verein aus der eher ärmlichen Gegend Londons dieses Image inne. Vielleicht sorgt aber auch die Tatsache, dass Millwall in seiner ganzen Geschichte lediglich drei Jahre im englischen Oberhaus spielte, dafür, dass sich keine Modefans aus der Londoner Oberschicht hierher verirren. Den genauen Grund kenne ich nicht, jedoch kann ich sagen, dass ich diese Rauheit irgendwie mag. Fussball sollte in meinen Augen nämlich noch immer nicht nur in sportlicher Hinsicht gelebt werden und darum dürfen sich die angereisten Fans der Gäste jeweils ruhig etwas unwohl fühlen, wenn sie hier zugegen sind.

Und dafür wird in der „Löwengrube“, wie das doppelstöckige Stadion übersetzt heisst, gesorgt. Zwar ist der vermeintlich grösste Feind von Millwall noch immer der Stadtrivale West Ham, doch mit der (unschönen) Entwicklung jenes Vereins und dem Klassenunterschied muss nun Leeds United diesen Part übernehmen. Die sind es nämlich, die jedes Wochenende massenweise Fans quer durch das Land reisen lassen. Heute dürften es sogar noch ein bisschen mehr als sonst gewesen sein, schliesslich führt United die Tabelle vor dem Duell gegen den Aufsteiger noch ohne Niederlage an. Bis zum Spielbeginn füllen die Blau-Gelben den gesamten Oberrang ihrer Hintertortribüne aus. Zu hören sind sie in der Startphase dennoch kaum. Grund dafür ist der Klassiker „No one likes us“ von den Heimfans, der jeweils mit einem Gebrüll angestimmt wird, das an einen sich nähernden Bienenschwarm erinnert. Die Melodie zu diesem Klassiker liefert übrigens Rod Stewart mit seinem Hit „Sailing“ aus dem Jahre 1975. Auf dem Platz sind es ebenfalls die Hausherren, welche das Zepter vor 16’447 Zuschauer an sich reissen. Leeds bleibt auch in der Folge trotz dem prominenten Neuzugang Pierre-Michel Lasogga in allen Belangen unterlegen. Einzig das Tor mag im ausverkauften Stadion nicht fallen. So müssen sich die Fans der Löwen bis in die Schlussviertelstunde gedulden, ehe der verdiente Treffer zum 1:0 doch noch Tatsache ist. In South Bermondsey brechen daraufhin alle Dämme und auch mit eindeutigen Gesten in Richtung Gästeblock wird nicht gegeizt.

Es gibt diverse Geschichten rund um die „Millwall Bushwackers“ oder die „Service Crew“ aus Leeds. Diese Zeiten scheinen jedoch grösstenteils vorbei zu sein. Einen Hauch vergangener Tage weht wenig später dennoch rund um die nahegelegene Zugstation. Und zwar als Millwall versucht, die am Gleis wartenden Gäste anzugreifen. Es bleibt mehrheitlich beim Versuch, sodass die Aggressoren bedient am Bahnsteig zurückbleiben. Ich hingegen springe auf einen der nächsten Züge in Richtung London Bridge auf und sitze bereits wenig später im Bus nach Southend-on-Sea, wo dieser Reise am nächsten Morgen ihren Weiterverlauf widerfahren sollte.