Den längst überfälligen Besuch in der modernen Arena am Neuenburger See wollte ich mir bis zuletzt für das St. Galler Gastspiel bei Xamax aufbewahren. Da ich zum Zeitpunkt des Auswärtsspiels allerdings an der Ostsee weile, untersuchte ich den Spielplan auf würdige Alternativen. Dabei sprang mir sofort das erste Heimspiel der neuen Saison gegen den grossen FC Basel ins Auge.

Sinnbildlich für das anstehende Duell scheint in der Westschweiz an diesem Nachmittag die Sonne und lässt, spätestens nach dem Auftaktsieg in Luzern, den Konkurs vor nunmehr sechs Jahren und die darauffolgende lange Leidensgeschichte für einen kurzen Moment vergessen. Neuchâtel Xamax, das seinen gewöhnungsbedürftigen Namen übrigens einem Wortspiel mit dem Vornamen des Vereinsgründers Max Abegglen verdankt, hat sich seit der Insolvenz unter dem dubiosen tschetschenischen Geschäftsführer Bulat Tschagajew schrittweise zurückgekämpft. Heute folgt die spielerische Kür. Auf Fanebene ist man hingegen vielmehr auf Revanche im ersten Direktduell seit sechseinhalb Jahren aus, schliesslich verlor die Gruppierung Fanati’X im Jahr 2012 bei einem Meisterschaftsspiel in Allschwil die Zaunfahne an Basler Ultra-Vertreter.

Mittlerweile hat sich nach dem harten Schlag auf „sportlicher“ Ebene ein Fan-Syndikat unter dem Namen „Ultras Neuchâtel“ gebildet, das zum Einlauf eine Choreografie zu Ehren des verstorbenen Ex-Präsidenten Gilbert Facchinetti präsentierte. An dieser Stelle sei noch ein Gruss an Loic und Konsorten zu vermerken, schliesslich pflegt eine St. Galler Gruppierung seit Jahren freundschaftliche Kontakte nach Neuenburg. Auf der Gegenseite qualmte es im vollständig gefüllten Gästesektor ebenfalls ganz ordentlich.

12’000 Zuschauer in der ausverkauften Maladière, darunter auch Bernhard Heusler im stilechten Stone-Island-Sweater, sahen eine animierte Partie mit leichten Vorteilen auf Rang und Rasen für die Rheinstädter. Folgerichtig ging der FCB nach einer guten Stunde in Führung, wusste diese aber lediglich bis in die 86. Minute zu konservieren. Dann nämlich verwandelte Raphael Nuzzolo mit seinem Ausgleich zum 1:1 das schräggebaute Stadion in ein einziges Tollhaus. Meine These, dass der FC Basel auch in dieser Spielzeit nicht Meister wird, bekommt erneut Wasser in die Mühlen gespült. Ich bin gespannt, ob dieser lautstarken Fankurve die Luft und Lust ausgeht, wenn es sportlich weiter nicht wie gewohnt laufen sollte…