Seit geraumer Zeit habe ich den Nachrichtendienst der bekannten Plattform Ferienpiraten (in Deutschland Urlaubspiraten) abonniert. Für Nichtkenner sei gesagt, dass dieser Service jeweils die breite Masse über sogenannte „Error Fares“ und besonders billige Flüge oder Hotels in der Weltgeschichte informiert.
Eines Tages meldeten mir die Web-Piraten schliesslich einen Sale der amerikanischen Fluggesellschaft Delta. Und so stehe ich drei Monate später mit meinem ehemaligen Nachbarn Flavio und dem guten Gefühl am Flughafen Zürich, dass es dieses Mal nicht nach Belgrad, Cagliari oder Manchester geht. Nein, die Reise führt nach Übersee in die Metropole New York! Der neunstündige Flug gestaltete sich bei totalem Verlust des Zeitgefühls ebenso kurzweilig wie die Einreise, zu der ich vorausgehend diverse Horrorgeschichten aus dem persönlichen Umfeld aufgetischt bekam.
Die Stadt der Städte, die ich bisher nur aus Filmen kannte, zu besuchen und Orte wiederzuerkennen ist etwas Besonderes. So verstrichen die Tage in den Vereinigten Staaten bei bestem Wetter, ehe am Samstag mit der kurzen Zugfahrt nach Newark im Bundesstaat New Jersey der unrühmliche Länderpunkt anstand. Der durchschnittliche Amerikaner pflegt ein anderes Verhältnis zu „Soccer“, was die Kritik am Marketingkonstrukt RB nicht schmälern sollte, jedoch aufzeigt, dass hier grundsätzlich jeder Major-Verein als Franchise organisiert ist. Es entwickelt sich kaum eine Ultrà- beziehungsweise Gegenbewegung und die Konsumgesellschaft sieht den Sport schlicht als Event, bei dem man vorab auf dem Parkplatz grilliert und sich auf dem Stadionvorplatz mit einer Cola in der Hand im Torwandschiessen übt.
In der modernen Einheitsbaute sorgen einige Kunden für den Hauch von Stimmung, wobei lediglich eine Adaption vom Beatles-Klassiker „Twist and Shout“, wie man ihn von Motherwell kennt, zu überzeugen vermag. Auf dem Rasen bekamen die 20’731 Zuschauer schwere Kost geboten und vor allem Toronto-Spielmacher Sebastian Giovinco wurde in den Reihen des amtierenden Meisters als tragende Kraft schmerzlich vermisst. Die Mischung aus vielen Altstars, die sich körperlich nicht mehr verausgaben und eine beschränkte sportliche Klasse der jungen Wilden sorgten für einen unattraktiven Mix.
So sind es mehr die Nationalhymne zum Spielbeginn, Zaunfahnen mit Bibelversen oder ein Doppelhalter zugunsten der Schwarzenbewegung, die beim 2:0 Heimsieg der Bullen über die Kanadier ins Zentrum rücken. Zurück in Newark brachte uns der Zug indes weiter nach Philadelphia.