Als ich vor etwas mehr als einem Jahr das erste Mal im damals leeren St. James Park‘ zu Newcastle stand, wusste ich, dass ich hier unbedingt einmal ein Spiel erleben möchte. Dass sich dieses Szenario allerdings bereits im Folgejahre zutragen würde, hätte ich nicht gedacht. Doch eines schönen Tages stach mir die neue Verbindung von Mister Easy direkt nach Nordengland ins Auge und da konnte man natürlich einfach nicht widerstehen. Zumal an diesem Wochenende gleich zwei der drei grossen Vereine im Norden Englands besucht werden konnten. Dies, weil das Heimspiel von Middlesbrough auf den Sonntag verschoben wurde. Mit Claudio war ebenfalls ziemlich schnell ein starker Interessent und später auch Reisekumpane gefunden.

Diese Reise begann am Freitagnachmittag und so machte sich „Switzerland’s finest Boot Boy“ nach getaner Arbeit daran, schnell alles Mögliche in die erstbeste Tasche zu werfen und auf die Metro zu sprinten. Am Bahnhof wurde noch schnell Pfund abgezapft und weiter ging es an den Genfer Flughafen. Dort wartete bereits der Kollege aus dem „fernen Osten“ aka schönste Stadt der Schweiz. 😉

Während dem knapp zweistündigen Flug sorgte das Spiel Fifa 12 für Belustigung, welches Claudio plötzlich auf seinem iPad hervorkramte. Somit die Flugreise generell kurzweilig, ehe die beiden erwachsenen Kinder den mir bereits vertrauten Weg bis ins Hotel nahe dem Bahnhof hinter sich brachten. Danach tauchte man ab in das berühmte Nachtleben von Newcastle, ehe man erst am nächsten Morgen wieder zum Luft holen auftauchte, beziehungsweise einige Stunden Schlaf nachholte. Rückblickend muss ich der Stadt am Fluss Tyne zurecht den Slogan Partystadt der Insel attestieren. Selten habe ich eine Stadt mit einer solche Dichte an wirklich guten Clubs gesehen. Mit adretter Kleidung lassen sich hier definitiv ganz interessante Nächte verbringen, wer aber nicht spurt bezüglich der Kleiderwahl wird da schon mal mit den Worten „too casual“ abgewiesen. Des Weiteren ist der typische Clubgänger hier nicht 18 Jahre sondern eher dreissig Jahre alt und sowohl in männlicher als auch weiblicher Form gut vertreten.

Vielleicht wurde darum die Partie der Toons auf den Abendtermin der Premier League gelegt, dass sich die wirklichen Geordies vom Rausch erholen können, während wir noch der Küste rund um das nette Tynemouth einen Besuch abstatteten. Und dann kam er auch schon bald, der Moment als wir den mächtigen St. James Park betraten. In meiner Liste hat dieser Ground sicherlich einen Top-3-Platz inne und dies obwohl das Spielfeld leicht schräg abfallend verläuft, was an den Banden unschwer zu erkennen ist.

Zu Gast in Nordengland ist mit Chelsea niemand geringeres als der amtierende Meister aus der Hauptstadt. Dass das Stadion mit 48’682 Zuschauer dennoch nicht restlos ausverkauft war, lässt sich mit einem Blick auf die Tabelle erklären. Statt um die Titelverteidigung respektive um die internationalen Plätze spielen die beiden Teams nach einem katastrophalen Saisonstart in mehr oder weniger prekärer Lage gegen den Abstieg. Während ich bei Chelsea eine Wende für eine Frage der Zeit halte, könnte die Saison bei Newcastle fatal enden, wenn sich hier nicht bald etwas ändert. Denn kommt die baldige Kehrtwende nicht, könnte es sein, dass mein sein Derby gegen den anderen Krisenclub Sunderland bald in der zweiten Liga austragen darf.

Warum also heute nicht den Aufwärtstrend starten, zumal den Magpies die Londoner mitsamt Trainer Jose Mourinho gut liegen. Und so war es dann auch, die Schwarz-Weissen führten nach einer guten Stunde verdient mit 2:0 und die Welt war bei allen Anwesenden mehr als in Ordnung. Von Anfang an dabei war mit Kevin Mbabu übrigens auch ein Schweizer, der Ex-Barca-Spieler Pedro gut aus dem Spiel nahm und ein vielversprechendes Debut gab. Bei den Hauptstädtern sorgte erst die Einwechslung von Ramires für frischen Wind. Der agile Brasilianer war es dann auch, der zehn Minuten vor Schluss mit einem satten Abschluss in den Winkel für den Anschlusstreffer besorgt war. Nun hörte man auch erstmals die knapp 4’000 Anhänger der Blues, die vorher stimmungstechnisch gegen ein gut aufgelegtes Heimpublikum klar den Kürzeren zogen. Und wie so oft, wenn es einer Mannschaft nicht sonderlich läuft, fing sich Newcastle nach einem ärgerlichen Standard kurz vor Schluss doch noch den 2:2 Ausgleich. Insgesamt war das Gezeigte aber sicherlich besser als jenes in den vorherigen Auftritten. Der Start einer Serie sollte es aber dennoch nicht bedeuten, wie die zerschmetternde Kanterniederlage am Folgewochenende in Manchester eindrücklich aufzeigte.

Trotz der sportlichen Misere von nur fünf Siegen resultierend aus den letzten 25 Partien bot der St. James Park einen mehr als würdigen Rahmen für das 300. Spiel im nunmehr 200. Stadion, dass ich bisher besucht hatte. Dies darf dann auch mal angemessen gefeiert werden.