Die Zahl Vier beschreibt Osijek gleich in mehreren Dimensionen treffend: Einerseits figuriert die Stadt mit etwas weniger als 100‘000 Einwohnern hinter Zagreb, Split und Rijeka als viertgrösste Kroatiens. Andererseits passt die Ziffer zum Dasein des lokalen Fussballklubs NK Osijek, der nicht nur in der Tabelle, sondern auch fantechnisch hinter Dinamo, Hajduk und HNK Rijeka den Reigen der «Big Four» des Landes beschliesst.
Die Sektionen in den nahegelegenen Gemeinden Dakovo (Torcida) und Nasice (BBB) halten denn auch die lokale Kohorta auf Trab, auch wenn die seit 1988 aktive Gruppierung weder den Klub aus Split noch jenen aus Zagreb, sondern den derzeitigen Zweitligisten Cibalia Vinkovci als Erzrivalen nennt. Nichtsdestotrotz ist «Lokalpatriotismus» das passende Stichwort, hinter dem sich die rund 100 aktiven Osijek-Fans auch im Duell gegen den Klub aus Dalmatien versammeln.
Dieses Stichwort gewinnt mit einem Blick auf das Zentrum der ostkroatischen Region Slawonien weiter an Bedeutung. Denn Osijek, unterteilt in eine Altstadt mit Festung sowie eine Oberstadt mit dem heutigen Zentrum, leidet besonders stark unter der Abwanderung. Auch wenn bereits an den Strassen, die praktisch mit der bosnisch-kroatischen Grenze von besseren Schotterpisten in westeuropäischem Autobahnstandard münden, ersichtlich ist, wie viel EU-Entwicklungsgelder bewirken können, verlassen viele junge Menschen mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft die Stadt an der Drau.
Im «städtischen Garten», wie das Stadion Gradski vrt in der deutschen Sprache heisst, spielt der nach dem 2. Weltkrieg gegründete Klub übrigens nur noch wenige Monate. Danach folgt der Umzug in die neuerbaute Spielstätte im Westen der Stadt. In einer der letzten grossen Partien im alten Zuhause hat Osijek gegen Split mit 0:2 vor 6‘107 Zuschauern sportlich eindeutig das Nachsehen. Was den Heimfans aber mindestens so wichtig sein dürfte: Trotz zahlreich angereister Torcida-Anhängerschaft bieten sie Hajduk auf den Rängen lange Zeit lautstark Paroli.