Trotz knappem Zeitpolster klappte die Überfahrt nach Nottingham problemlos und nur dank einem inkompetenten Ordner verlor man kurz die Nerven und verpasste so die ersten Spielminuten. Für Lukas wohl noch immer unverständlich, wie ich mich ab jenem Szenario derart aufregen konnte, schliesslich hatte man noch kein Tor verpasst und die Situation präsentierte sich ebenfalls deutlich angenehmer als bei diesem bemitleidenswerten Herrn. Da fuhr der arme Kerl doch tatsächlich frühmorgens nach Wales, nur um dort festzustellen, dass seine Lieblinge heute im heimischen City Ground auflaufen werden. Dieser gefällt mir persönlich ziemlich gut. Neben der typisch alten Haupttribüne gibt es auf der Gegenseite und hinter dem einen Tor grosse freistehende Tribünen, während hinter dem anderem Tor das Stadion durch eine skurrile Konstruktion in seiner nicht alltäglichen Form abgerundet wird. Mitunter skurril gilt es dann auch den lieben Ebby aus Duisburg zu bezeichnen, der Superfan von Forest schlechthin und in etwa das Pendant zum falschgefahrenen Forest-Lad. Seit einigen Jahren ist der in Duisburg (Ja, richtig gehört in Deutschland) bei den Eltern wohnhafte Herr an jedem Spiel der Reds anzutreffen und hat sich so mittlerweile nicht nur einen gewissen Grad an Bekanntheit sondern auch seine eigene Zaunfahne erarbeitet.
Gebracht hat ihm diese heute allerdings nicht viel, denn die Rot-Weissen mussten sich nach einer schwachen Vorstellung den Walisern mit 1:2 geschlagen geben. Trotz dem Auswärtssieg zeigte sich der Gästeanhang erstaunlich verhalten. Schon ein gewisser Kontrast vorhanden zum guten Auftritt zwei Wochen vorher bei den Hoops in London, wo man ebenfalls vor Ort war. Der heimische Anteil unter den 18’762 Zuschauer versuchten dann auch nur wenige Male auf sich aufmerksam zu machen, sodass die Stimmung allgemein relativ auf der Strecke blieb. Nach Spielschluss und dem Unterfangen, der nahegelegenen Spielstätte des anderen Stadtclubs Notts County einen Besuch abzustatten, wurden wir in einer Seitengasse noch von einigen Casuals aufgegriffen.
Insgesamt eine ziemlich heikle Situation gewesen. Vor allem in dem Moment als sie uns fragten, für wer wir den hier seien, zumal ich keine Clubfarben erkennen konnte. Damit bestand eine 50%-Chance, ohne Prügel aus der Situation herauszukommen. Obschon der sportlichen Kleidung zog aber glücklicherweise die ahnungslose Touristennummer und wenig später standen wir doch noch im Meadow Park, der Heimstätte des ältesten Profivereins der Insel. Und dies glücklicherweise ohne Abreibung. Nach dem Nachtessen wurde ein weiteres Male der Bahnhof angepeilt und knapp zwei Stunden später war man bereits in einem Pub in Luton anzutreffen, wo man den Abend und damit auch die Tour angemessen ausklingen liess. Spätestens als uns irgendein älterer Herr für Brüder aus Irland hielt war es aber an der Zeit zu gehen. Am darauffolgenden Morgen zeigte sich die Dame an der Rezeption dann gütig mit den beiden jungen „Lads“ aus der Schweiz und verlangte trotz klar verpassten Checkout-Termin keinen Aufpreis.