An den nördlichen Ausläufen von Kyiv liegt der Rajon Obolon. Hier am unmittelbaren Stadtrand, wo Plattenbauten das Gesamtbild dominieren, hat auch der gleichnamige Zweitligist seine Heimat gefunden. Beim Ausstieg an der Metro-Endstation pfeift uns der eisige Wind entgegen und sorgt damit für die sofort einkehrende Gewissheit, nach exakt zwei Jahren wieder in Osteuropa angekommen zu sein.

Der Eintritt kostet keine zwei Franken, die Gegentribüne bleibt bis auf den Gästeblock gesperrt. In jenem finden sich gut drei Dutzend Fans aus der Stadt im Westen des Landes ein. Für ihr Kommen werden sie in einem unterhaltsamen Spiel mit einem 2:4 Auswärtssieg belohnt. Das Bier gibt es von der lokalen Brauerei, notabene der zweitgrössten des Landes. Der Obolon-Gerstensaft schmeckt, bei vier Grad Celsius hält sich die Trinkbereitschaft jedoch in Grenzen – wir bieten entschlossen Paroli.

Unter den 1’700 Zuschauern ist auch eine kleine Heimszene auszumachen. Kurz vor Spielende spricht uns, wie er später zugibt aufgrund unserer Kleiderwahl, der breit gebaute Dmitriy freundlich an. Er sei Mitglied ebendieser „Sektion 7“ und weiter Freund der dritten Halbzeit. Dmitriy redet vom nationalen Nichtangriffspakt unter den Hooligans in der aktuellen Kriegssituation und träumt von der baldigen Rückkehr ins Oberhaus. Dahin gehöre Obolon schliesslich, nachdem der Fussballclub aufgrund einer Insolvenz im Jahre 2013 in der ukrainischen Ligenpyramide zurückgestuft wurde.