Spontaneität muss wohl überlegt sein. Mit dieser Äusserung eines italienischer Schriftstellers lässt sich der Kurzbesuch in Griechenland passend einleiten. Denn nach dem Abgleichen der Spielpläne für Sonntag und dem Flugplan ab Berlin Schönfeld, sass ich plötzlich frühmorgens in den engen Sitzreihen von Ryanair unterwegs in Richtung Südosten. Cédric hingegen riefen die Verpflichtungen, sodass er nach dem gestrigen Besuch bei Union Berlin bereits den Heimweg antrat.

Während in den westlichen Gefilden unter den Schuhen der Schnee knirscht, wärmt in Thessaloniki die Sonne das Haupt und die Hafenstadt grüsst mit blauem Himmel und bestechendem Blick auf den Olymp. Mit einer knappen Million Einwohner ist das nördlich in der Region Makedonien gelegene Thessaloniki, kurz auch Saloniki genannt, die zweitgrösste Stadt des Landes.

Ein Ticket für die Haupttribüne konnte ich, genauso wie eine Wohnung im Stadtzentrum, bequem online buchen. Bei einem Hostel in der Nähe fragte ich am späten Nachmittag nach einer passenden Busverbindung zum Toumba-Stadion und bekam neben der Auskunft (Nummer 14) noch ein gehörige Portion „Take care“ mit auf den Weg. An der Bushaltestelle waren bereits einige schwarze Gestalten zugegen. Die dunklen Clubfarben lassen die Anhänger oftmals noch furchteinflössender aussehen, auch wenn die wenigsten den Modulen aus Polen von der Postur her konkurrieren. Daher liess ich die ersten beiden Busse in Richtung Stadion passieren, da ich die aus den Fenster hängenden Fans der aktiven Fanszene zuschrieb. Spätestens jedoch, als sich das Schauspiel auch bei den nächsten Bussen wiederholte und die Zeit langsam drängte, drängelte auch ich mich in einen der überfüllten Busse. In den kommenden zwanzig Minuten sang und sprang ich artig mit, um auch ja nicht aufzufallen. Meine Vorsicht sah sich bestätigt, als ein schweigender Passagier an einer Haltestelle kurz vor dem Stadion unsanft aus dem Bus gestossen wurde.

Rund um das Stadion dominierte bereits der Geruch nach Gyros. Vorbei an der Heimkurve setzte ich meinen Weg zur Haupttribüne fort. Beeindruckende Köpfe, die sich hier an den Klapptischen sitzend dem Kartenspiel und ihrem Bier widmeten. Wie in Griechenland üblich, finden die Risikospiele stets ohne Gästeanhänger statt, wobei bei einem der grössten Duelle des Landes natürlich keine Ausnahme gemacht wird. Dennoch waren die Umstände für meinen 35. Länderpunkt mehr als angebracht. Bis zum Anpfiff füllte sich das Stadion mit 26’140 Zuschauer, ehe die Fans dem bekannten Einklatschen zum Vereinsnamen für den ersten Gänsehaut-Moment sorgten. Zum Intro hatten sie sich eine Aktion unter dem Motto „No Pyro, No Party“ ausgedacht. Dementsprechend hell leuchtete der griechische Nachthimmel beim Einlauf der beiden Mannschaften. Während PAOK eine ansprechende Saison spielt, hinkt der Traditionsverein aus Athen den (hohen) Erwartungen grausam hinterher. Auch heute gab es beim 4:0-Heimsieg für Grün-Weiss rein gar nichts zu holen. Lediglich das Blenden mittels Laser könnte für diese Schmach als Teil der Ausrede dienen. Die Fans von PAOK, die auch auf der Gegentribüne das Spiel stehend verfolgen, dankten der Mannschaft für ihre abgeklärte Leistung mit lautem Support und einer Strobo-Einlage im zweiten Durchgang.

Das Verkehrschaos kannte nach Spielschluss kaum Grenzen, sodass ich die ersten Kilometer zurück in Richtung Innenstadt zu Fuss bewältigte, ehe ich auf einen Bus aufgespringen konnte. Nach einer erholsamen Nacht folgte am nächsten Mittag schliesslich der Rückflug ins süddeutsche Memmingen, von wo aus mich der Zug durch tief verschneite Winterlandschaften zurück in die Schweiz brachte.