«I chose not to sleep», meint Radhifan, als ich mich am Morgen auf dem Hotelflur nach seinem Wohlergehen erkundige. Viele Indonesier sind nachtaktiv und legen nach einem gemächlichen Start meist bis in die späten Abendstunden grosse Ausdauer an den Tag – allerdings nur selten im Arbeitskontext. Immerhin gestaltet sich der heutige Auftakt gemächlich, schliesslich liegt Patinggo, das lediglich Pati genannt wird, nicht weit entfernt in nordöstlicher Richtung.
Die 100‘000-Einwohner-Stadt ist wie Kudus Heimat eines Zweitligisten. Im Unterschied zu Persiku trägt Persipa seine Partien auf künstlicher Unterlage aus, die in Indonesien auf dieser Stufe gerade noch erlaubt ist. Allgemein ist dem Klub anzumerken, dass er aufgestiegen ist. Wie mir der Medienchef verrät, wurde Persipa noch in der Drittklassigkeit von seinen Supportern geführt, die seit dem Aufstieg schrittweise den Gang von den Tribünen in die Vereinsetage angetreten haben. So zeigen sich die beiden Klubfotografen ob der Präsenz des bekannten «Tito Klasik» von der grossen Brigata Curva Sud aus Sleman fast noch euphorischer als über die ebenfalls sehr seltene eines «Bule» (Ausländer).
Während ich in der prallen Sonne am Spielfeldrand stehe, hat Tito über den Berater des Persipa-Captains, der aus der Akademie von PSS stammt, für den Rest der Reisegruppe Tickets für die Ehrentribüne organisiert. Doch nicht nur die Hitze und die Anstosszeit an einem Montagnachmittag, sondern auch die bescheidene sportliche Ausgangslage sorgen dafür, dass die Tribünen im Stadion Joyokusumo nur spärlich gefüllt sind. In der zweiten Division der zweiten Liga steht Persipa derzeit auf dem zweitletzten Platz, einzig der heutige Gast aus Subang ist schlechter klassiert und hat in der laufenden Saison noch gar kein Spiel gewonnen. Ein Sieg ist für die Gastgeber vor 442 Zuschauern deshalb Pflicht. Auf zusätzliche Motivation von den Rängen dürfen sie sich bei diesem Krisengipfel allerdings nicht verlassen: Sowohl die Mania «Resimen Patifosi» auf der Nordtribüne als auch die Ultras der «Patifosi Tribun Selatan» gegenüber befinden sich aufgrund der enttäuschenden sportlichen Ergebnisse im Boykott.
Ein wenig nachvollziehbares Verhalten, schliesslich überrascht die Platzierung des Aufsteigers in der noch jungen Saison nicht wirklich und genau in solchen Spielen braucht das Team besondere Unterstützung. Hier aber erntet ein älteres Mitglied der Mania stattdessen Spott von den anderen Tribünen, als es zusammen mit ein paar jungen Pati-Anhängern versucht, nach dem Tor zum 1:0 den Boykott in Eigenregie aufzuheben. Immerhin: Weil in der Folge kein Treffer mehr fällt, zeigt sich die Fanszene Patis versöhnlich und versammelt sich nach dem Schlusspfiff hinter den Stadionmauern und feiert die drei Punkte mit lautstarken Gesängen.