Rückblende: Im Sommer 2019 spielte Persis Solo in der zweithöchsten Liga Indonesiens. Ihr eigentliches Stadion in Surakarta, wie die Stadt im Zentrum Javas auch genannt wird, befand sich immer noch im Umbau. So war das «Derby Mataram» gegen Erzrivale PSIM Jogjakarta im östlich gelegenen Madiun angesetzt. Trotz der Warnung der Polizei, das Risikospiel ohne Zuschauer auszutragen, hatten die Persis-Fans bereits vorab ihre Anreise zugesichert. Überwältigt von den Massen vor dem Stadion kippte die Polizei schliesslich wenige Augenblicke vor Anpfiff ihre eigene Entscheidung und liess die abertausenden Zuschauer ins Stadion strömen. Vor vollen Rängen erlebten mein damaliger Begleiter Michael und ich einen unglaublich emotionalen Heimsieg.
Drei Jahre später darf sich Persis Solo Erstligist nennen und besitzt mit dem Stadion Manahan auch endlich wieder eine eigene Heimat. An diesem Abend empfängt der Klub, der auf seine ruhmreichen Zeiten schon länger zurückblickt, als Aufsteiger den amtierenden Meister Bali United. Entsprechend durften die 13‘050 Zuschauer im Duell gegen den Favoriten auch keinen Sieg erwarten. Wie bereits in Tangerang reicht ein Blick durchs Rund, um zu erahnen, dass bei der Zahl der Anwesenden deutlich untertrieben wurde. Es ist der indonesische Weg, um die nach wie vor bestehende, coronabedingte Kapazitätsbegrenzung von 75 Prozent zu umgehen.
Eine zweite nationale Eigenheit offenbart sich den Anwesenden bereits wenige Momente nach dem Anpfiff. Wie in grossen Spielen üblich bekommt das Heimteam einen umstrittenen Penalty zugesprochen, nimmt das Geschenk dieses Mal aber nicht an. Trotz der verpassten Führung zeigt sich der vermeintliche Aussenseiter agil und zieht ein für indonesische Verhältnisse ansprechendes Spiel auf. Ein Tor nach einer halben und eines nach einer ganzen Stunde lenken das Spiel schliesslich doch noch in die gewünschte Richtung. Der 2:0-Sieg für Persis, das zuletzt öfter sieglos blieb, kommt überraschend und ist dennoch verdient.
Die drei Punkte spornen auch den rot-weissen Anhang rund um die Fangruppen Pasoepati, B6 (Casuals), Surakartans (Hooligans) sowie die Curva Sud (Ultras) gehörig an. Ihr ganzes Potenzial schöpfen diese unabhängig agierenden Gruppen allerdings erst nach dem Abpfiff aus, als sie – erstmals an diesem Abend gemeinsam – inbrünstig die Klubhymne singen.