Es war alles dabei bei meiner Rückkehr in die indonesischen Fussballstadien, nachdem ich zuletzt vor drei Jahren und exakt einem Tag einer Partie im vielseits gigantischen Inselstaat in Südostasien beigewohnt hatte: Die bis weit nach Anpfiff leeren Zuschauerränge, Foto-Mister-Termine im Sekundentakt, kläglich gescheiterte Ballstafetten auf unebener Unterlage, Zaunfahnen mit Schreibfehler, im Casual-Stil gekleidete Mittdreissiger sowie zur Melodie tanzende und singende Frauen in den ersten Reihen einer gut aufgelegten Fankurve.

Am meisten aber beeindruckte mich in Tangerang, einer Millionenstadt im Nordosten der Metropolregion Jabodetabek, wiederum die kurze Zeitspanne zwischen den Momenten der totalen Friedfertigkeit bis zum Chaos auf den Rängen. Trotz gewohnt passivem Verhalten der Polizei blieb es bei kleineren Scharmützeln – als wollten die einheimischen Southern Ultras schlicht eine Kostprobe ihres immensen Gewaltpotenzials abgeben.

Glücklicherweise hielt sich die Reaktion der Panser Biru aus Semarang ebenso in Grenzen wie jene der North Legion, die gegenüberliegend das Stimmungszentrum von Persita Tangerangs Fanszene darstellt. Die Tribüne auf der Nordseite sollte auch jenen Bereich darstellen, der beim 1:0-Heimsieg im Stadion mit imposanter Dachkonstruktion am besten gefüllt war.

Noch immer zerstückeln eine Vielzahl an Streaminganbietern den Spieltag ins Unermessliche, sodass nur gerade zweihundert Gästefans die Reise in den Westen Javas mitmachten. Etwas mehr als die offiziell angegebenen 5‘127 Zuschauer dürften an diesem Mittwochnachmittag aber dennoch vor Ort gewesen sein. Da die indonesischen Stadien offiziell aber noch immer nur zu 75 Prozent ausgelastet werden dürfen, korrigieren die Verantwortlichen die Zahlen bewusst nach unten – Pandemiebekämpfung auf indonesische Art.