Für die Zeilen zum Stadtderby als Schlusspunkt des Bangkok-Aufenthalts werden die Zeiger um zwei Jahre, bis zum Zeitpunkt der St. Galler Fussballlichtspiele, zurückgedreht. An jenem Anlass habe ich den Kurzfilm über Bobotoh, ihres Zeichens die Anhängerschaft vom Fussballverein Persib Bandung, erstmals zu Gesicht bekommen. Dieser Moment gilt als Auslöser für mein Interesse an der indonesischen Fankultur und steht am Ursprung der diesjährigen Reise.

Produziert hat die Dokumentation ein deutsches Hobbyfilmer-Duo, bestehend aus dem Dortmunder Tobi und dem Hamburger Daniel. Während Tobi seit zwölf Jahren die meiste Zeit in Kambodscha verbringt, hat sich Daniel in Bangkok niedergelassen. So habe ich Daniel von meinem Besuch in Thailand wissen lassen und wir haben ein Treffen im Zusammenhang mit dem Heimspiel von Thai Port, wie der älteste Verein des Landes oftmals genannt wird, ausgemacht. Zufällig sollte an jenem Wochenende mit Tobi auch die andere Hälfte von FFA in Bangkok weilen und sich uns anschliessen.

Daniel lebt in unmittelbarer Nähe des PAT-Stadions und gehört mittlerweile seit geraumer Zeit zur Klongtoey Army, der bekanntesten und ältesten Gruppierung hier. Der kleine, gut gekleidete Haufen hat seinen Platz mittig hinter dem Tor und überzeugt durch eine durchgehende Unterstützung, in die nicht selten das ganze Stadion miteinsteigt.

Auf der Haupttribüne, die als einzige über Sitzplätze verfügt, geniessen Kumpane Heeb und ich nebst der Stimmung vor allem den Ausblick auf die Skyline, die hinter der prall gefüllten Gegentribüne in den Himmel ragt. Die offizielle Zuschauerzahl beträgt 6‘452 Zuschauer, in meinen Augen ist dies deutlich untertrieben. Einzig der Gästeblock ist an diesem Abend leer geblieben – aus Gründen der Sicherheit. In der Pause verlassen wir das Stadion und gesellen uns für ein Bier zu der mittlerweile angewachsenen Fraktion an Exil-Deutschen. Den zweiten Durchgang sehen wir von der doppelstöckigen Gegentribüne aus. Nach dem schnellen Führungstor bringt ein strammer Schuss ins untere Eck in den Schlussminuten das 2:0 und damit die Erlösung. Kollektives Ausrasten und Emotionen, wie ich sie in Asien bisher kaum erlebt habe. Nach dem Spiel wird der Derbysieg unter der Tribüne mit Pyrotechnik ordentlich zelebriert.

Unser Abend geht indes in einer Bar weiter. Nebst Daniel, notabene ehemaliges Mitglied von Hamburgs „Chosen Few“, und Beebee, seinerseits Capo der Klongtoey Army, gesellt sich mit Dennis noch ein aktives Mitglied der Dortmunder Desperados hinzu. Eine illustre Gruppe, die sich im Herzen Bangkoks bis weit nach Mitternacht Geschichten aus der Fussballwelt erzählt und um die Wette zecht.