Für ein verlängertes Wochenende sollte es mich ein weiteres Mal in Begleitung von meinen Namensvetter in die „Zweitheimat“, besser gesagt auf die Insel ziehen, wo passende Anspielzeiten drei Spiele von der Premier League bis hinunter in die League One erlaubten. Ab Genf ging es per Flieger zu zweit nach Birmingham und von dort aus per Zug weiter bis nach Stoke-on-Trent. Der Flug problemlos und recht kurz, wobei man zum Schluss noch den anfangs Jahr besuchten Villa Park aus der Vogelperspektive präsentiert bekam. Im Zug dann wieder das ewige Geplänkel mit „Ich habe diese beiden Plätze reserviert.“ Die englische Bahn und ich. Keine Liebesstory! Ach ja und bevor ich es vergesse, Billette wirklich immer (!) bereits im Voraus kaufen. Hab da für die Strecke bis nach Stoke das Doppelte bezahlt als für die Tickets für den Rückweg, die ich im Voraus über das Internet gekauft hatte. Aber auch dazu gibt es eine Anekdote.

Nämlich vergass ich die Tickets sofort nach der Bestellung auszudrucken und da ich im Nachhinein nicht mehr wusste bei welchen Operator ich denn bestellt hatte wollte ich gleich mal zwei neue Karten kaufen, weil auch die Mail-Bestätigung nicht mehr aufzufinden war. Dann aber doch noch kurz eine Mail an die erstbeste „Zugcompany“ rausgelassen und prompt positiv überrascht worden. Nach weniger als einem Tag kam eine Mail mit einem freundlichen Gruss und den beiden Fahrscheinen im Anhang.

Jetzt aber zurück zur Reise, von wo aus man von Birmingham International in etwas mehr als einer Stunde Stoke erreichte, wo erst einmal Sightseeing betrieben werden sollte. Beim Ausstieg aber fehlte eine Ausschilderung hin zum Stadtzentrum und nachdem man eine beachtliche Strecke zu Fuss in die am ehesten bevölkerte Richtung hinter sich gebracht hatte einmal die ersten (!) beiden menschlichen Wesen angequatscht, wo es denn hier noch etwas Anschauliches zu bestaunen gäbe. Und dann kam sie, die Antwort des alten Herrn, welche uns zwei auch heute noch zum Schmunzeln bringt.

Doesn’t matter it’s all crap here“ meinte er auf die Frage, in welcher Richtung man denn am ehesten noch etwas zu sehen bekomme. Soso, ehrlich der Herr. Im Nachhinein muss ich ihm aber recht geben, die Umgebung um Stoke ist wirklich so ziemlich der tristeste Flecken Erde denn ich (bisher) je besucht habe. Zumal Stoke als Stadt selber eigentlich gar nicht existiert, sondern eher ein Überbegriff von sechs Ortschaften ist, die durch die vorortliche Industrie langsam zusammenwachsen. Eine dieser sechs Gemeinden ist auch Burslem, unser heutiges Ziel, wo der Port Vale FC beheimatet ist. Also überlegt wieder kehrt zu machen, uns dann aber dagegen entschieden und dafür, mal in Richtung Nachtquartier in Burslem zu laufen. Auf einem Schild stand einmal etwas von vier Kilometern und da man noch genug Zeit hatte und zudem prinzipiell gerne noch wenn möglich durch die Gegend läuft, trottete man einfach mal los. Kurz darauf dann die Erkenntnis, dass es sich hier natürlich nicht um Kilometer sondern vielmehr um Meilen handeln sollte. Schlussendlich also doch beinahe knapp zwei Stunden gehabt, mit zwei kurzen Unterbrüchen.

Während der ersten Pause wurde in einer einzigen Mahlzeit die täglich nötige Portion an Kalorien verschlungen, fatales Bild dazu hier. Beim zweiten Stopp ging es darum, einen Adapter für das Ladekabel aufzutreiben, da wir zwei Hirsche unsere natürlich wieder einmal vergessen hatten. Also in einen dubiosen Kleinladen und dort nachgefragt, einen Adapter hatten die Typen zwar nicht, so dubios waren sie dann aber gar nicht sondern sogar noch relativ nett, sodass sich der eine von den beiden sogar bereit erklärte, mit dem Velo zu seinem Kumpel zu fahren und uns einen aufzutreiben. Zwanzig Minuten später hatte man seinen Adapter und konnte den letzten Teil der Strecke zum Hotel hinter sich bringen.

Die Gegend hier übrigens sehr ärmlich, was sogleich Bedenken bezüglich der Unterkunft auslöste, obwohl diese doch auf den Bildern ganz ordentlich ausgesehen hatte. Und so war es glücklicherweise dann auch. Unser Hotel war ohne zu übertreiben tatsächlich das einzige schöne Gebäude in diesem tristen Provinzstädtchen. Es trägt den Namen The George, ist prunkvoll im Barockstil eingerichtet und Leuten, die hier einmal zu Gast sind ans Herz zu legen, zumal es auch nur wenige Minuten vom Stadion entfernt liegt. Und einen anderen Grund, dass man sich hierher verirrt finde ich nun wirklich nicht. Aber eigentlich ist ja dies genau auch das Spannende am Hoppen, das man Orte, Leute und Gegenden kennenlernt, die man als Normaltourist nie im Leben besuchen würde. Umso verwunderlicher, dass in diesem „Kaff“ einer der grössten englischen Musiker aufgewachsen ist. Robbie Williams. Dieser war es auch, der den örtlichen Clubs vor ein paar Jahren aus der finanziellen Misere gezogen hat und seither bei den Einheimischen grosses Ansehen geniesst. So konnten die „Valiants“ den Zwangsabstieg verhindern und spielen weiterhin in der dritthöchsten League One mit. Zur Gast am heutigen Abend ist Preston North End, seinerseits erster Meister des Landes, welcher sich im Gegensatz mit den Gastgebern nicht mit der Drittklassigkeit abgeben will und weiterhin gute Chancen hat im Aufstiegsrennen. Soviel also zur Ausgangslage vor dem zweitletzten Heimspiel für Port Vale.

Doch bis es soweit war stattete man noch dem Stadionpub einen Besuch ab, wo bereits reger Betrieb herrschte und man sich noch ein Pint gönnte. Neben uns viele ältere Semester zugegen, jedoch mit Stone Island und Mastrum Jacken aber immer noch passend gekleidet. Nicht wie bei uns, wo man meinen könnte die Kleider der Kurvengänger kommen direkt von der Heilsarmee. Irgendwann dann aber in Richtung Stadion aufgebrochen und auf der Gegentribüne Platz genommen, mit besten Blick auf die etwas spezielle Haupttribüne. Speziell, weil sie nur zur Hälfte ausgebaut ist. Grund dafür sind wie gesagt knappe Finanzen und für die dritte Liga eine bereits ausreichende Kapazität, wie ich später erfuhr. Von Preston waren auch schon gut Leute vor Ort, die eine Hintertortribüne vollständig füllten. Ganz stark für einen Freitagabend. Waren sicherlich zwei Tausend. Ansonsten die 7’210 Zuschauer weit verteilt im Rund, wobei die Zuschauerzahl für diese kleine Stadt gar nicht mal so schlecht ist.

Die Partie selber dann auch sehr ansprechend mit insgesamt drei Penaltytreffern, wobei die Hausherren am Schluss wohl etwas mehr mit dem hart erkämpften 2:2 anzufangen wussten wie die Favoriten aus Preston. Für die Gastgeber traf Michael O’Connor kurz nach Wiederanpfiff und in der Schlussphase doppelt vom Punkt aus. Speziell zu erwähnen gibt es noch einen ins Stadion integrierten Mc Donalds, etwas dass man so natürlich nur in England findet. Zudem noch das lächerliche Catering, welches sich weigerte Bier während dem Spiel zu verkaufen, zumal man es ja sowieso nicht auf die Ränge nehmen kann relativ sinnlos und so waren in der Pause dann alle innert kürzester Zeit vergriffen. Während dem Unterbruch dann noch einen netten älteren Herren und ehemaligen Lehrer kennengelernt, welcher viel über den Verein und sein Umfeld zu erzählen wusste, schliesslich geht er seit fast fünfzig Jahren zu den Spielen „seiner“ Valiants.

Nach Spielschluss ging es wieder langsam in Richtung Hotel, wo man nach einem weiteren netten Spiel in der englischen Provinz schnell einschlief.