Heute war sie also gekommen: die erstmalige Begegnung zwischen dem Schweizer Hopperjüngling mit Hang zur fussballerischen Romantik und dem gigantischem Plastikspielzeug von Unternehmer Dietrich Mateschitz. Ein Date mit der ältesten Lieblingstochter einer steinreichen Familie mit Kindern in Deutschland, Ghana und Brasilien. So wird dieser Spielbericht denn auch zum „literarischen Selbstversuch“ in der Erzählform eines Dates. Hauptdarsteller ist der Autor und Rapid-Sympathisant selbst, Musik und Ton kommt in Salzburg natürlich von Wolfgang Amadeus Mozart.
Der Himmel über Wals-Siezenheim ist beinahe wolkenlos, als ich mich zur besagten Stunde per Taxi vor die Lokalität chauffieren lasse. Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät: gerade noch rechtzeitig. Kritisch begutachte ich das auf der Anhöhe gebaute Gebäude und schlängle mich durch abertausende Menschen der Marke Salieri zielgerichtet auf den Eingang zu, stets mit dem einen Gedanken im Hinterkopf.
Ich habe nicht vergessen, dass diese Dame bereits einen guten Jungen von einen Tag auf den anderen in die Wüste geschickt hatte. Ich habe auch nicht vergessen, wie sie ihr altes Umfeld für ein neues, nobleres eingetauscht hatte.
Zurück zum Eingang, vor dem sich bereits eine Schlange gebildet hat. Doch kein Wunder, denn das Lokal ist mit 17’500 Zuschauern gut gefüllt und nach kurzer Begutachtung durch den Türsteher geht es auch für mich hinein, leicht nervös. Die Begrüssung mit ihr ist kurz und nicht intim. wir setzen uns und schon bald umfassen meine Hände ein Salzburger Stiegl – ein vertrautes Gefühl. Eines, das mich sofort entspannt. Mein Date wirkt schön, wenn auch beinahe ein wenig zu perfekt.
Zu Beginn tasten wir uns vorsichtig ab, ehe wir beide mehr und mehr aus uns herauskommen. Zu meiner eigenen Überraschung präsentiere ich mich selbst in ziemlich souveräner Manier. Ihr Auftreten hingegen verfehlt bei mir die gewünschte Wirkung. Vielleicht mag sie aufgrund der wenigen Erfahrung noch nicht mit mir mithalten. Alles andere lässt sich mit Geld kaufen, von dem sie viel besitzt hat und entsprechend grosszügig mit den Preisen umgeht.
Vom Nebentisch dringen ätzende Geräusche herüber, die mich an aufblasbare Klatschpappen erinnern. Ich drehe genervt den Kopf ab und wende mich meiner Begleitung zu. Sie kommt nun nach Startschwierigkeiten langsam in Fahrt und erzählt flüssig von Dingen, die durchaus zu gefallen wissen. Nach einer Viertelstunde lande dennoch ich den ersten Treffer, wobei sie zu stottern beginnt und aus dem Rhythmus kommt. Kaum jemand hätte es mir zugetraut, doch eine solche Chance lasse ich mir natürlich nicht entgehen.
Wider Erwarten wirkt sie von nun an dominanter in unserem Gespräch und ist für eine stolze Dame sehr aktiv, wirklich zu mir durchdringen kann sie aber noch nicht. Kurz bevor ich mich in Richtung Toilette verabschiede, spreche ich noch einmal etwas an, das sie erneut aus der Rolle wirft. Diese Dame, die anscheinend so perfekt ist. Mein zweiter Treffer. Ich stehe auf, während sie sich auf ihren Handy mit einem sinnlosen Spiel die Zeit bis zu meiner Rückkehr vertreibt.
Der zweite Teil des Abends beginnt mit einem Funkeln in ihren Augen, als hätte sie ihre Hoffnung noch nicht aufgegeben. Ein Funkeln, dass auf gewisse Art irgendwie künstlich wirkt. Mein Funkeln ist hingegen echt, jedoch umgeben von einem dunklen Aura, vielleicht weil ich zu wenig geschlafen hatte. In der Folge übernimmt sie grosse Teile des Gesprächs, stichelt immer wieder nach und drängt mich in die Defensive. Irgendwann entdeckt sie meinen Schwachpunkt und nutzt ihn prompt aus. Treffer für sie. 1:2.
Mein Joker mag nicht zu stechen, so beric hte ich halt von anderen Sachen oder höre ihr zu. Obwohl sie sich nun sehr engagiert, merke ich, dass es zwischen uns nicht passt und bleibe daher reserviert. Die Verabschiedung zieht sich hin. Doch irgendwann ist Schluss. Eine weitere Niederlage für sie, wenn auch eine von überraschender Natur. Doch wer stets alles hatte, fällt auch einmal auf die Nase. Der Anblick gefällt mir, denn sie muss lernen. Auch ich musste es damals lernen, hatte jedoch stets ein treues Umfeld. Dies kann sie von sich nach ihrem Wandel nicht behaupten.
Ich gebe zu, es gibt definitiv sachlichere Möglichkeiten, konstruktiv Kritik am Projekt Salzburg zu äussern. Was man als Leser davon hält, ist jedem selbst überlassen. Ich zerbrach mir lange Zeit den Kopf, in welcher Variante ich den Besuch hier niederschreiben soll. Entschieden habe ich mich schlussendlich für die oben notierte, dritte Fassung.
Feststeht, dass ich in Wals-Siezenheim Leuten begegnet bin, die vergessen haben, für welche Werte sie, die Austria und auch Salzburg ursprünglich gestanden hatte. Süchtig nach Erfolg hinterfragen sie neuartige Projekte mit gewaltigen Ressourcen nicht mehr und verkaufen ihr Eigen als Werbefläche für einen Menschen, der lediglich die effizientere Vermarktung eines klebrigen Tauringetränks zum Ziel hat.