Verlässt man Pamplona in nördliche Richtung, empfängt einen nach einer stündigen Autofahrt eine prächtige Küstenstadt im Golf von Biskaya, deren Hafen allerdings kaum mehr industrielle Nutzung widerfährt. Viel mehr lockt San Sebastian mit seinen Stränden Surfer und mit der gut erhaltenen Altstadt sowie dem Fischerviertel zahlreiche Touristen an.

Auch die lokale Küche Donostias, wie der Ort im Baskischen heisst, kennt als Hochburg der Pinchos ihre Verehrer. Im Vergleich zu den Tapas werden diese Spezialitäten mit einem namensgebenden Holzspiess serviert, der die einzelnen Komponenten auf dem Weissbrot besser zusammenhält.

Wer sich einen Überblick über die 190’000-Einwohner-Gemeinde nahe der französischen Grenze verschaffen will, sei ein Besuch des Hausbergs «Urgull» empfohlen, wovon sich auch die Muschelbucht (La Concha) und die Mündungs des Flusses Urumea gut erkennen lässt.

Im Süden der Stadt ist der einstige «Betontempel» Anoeta einem neuzeitlichen Stadion an gleicher Stelle gewichen, das Elemente der Heimstätten von Brighton, Porto und Manchester City vereint. Die Laufbahn ist verschwunden, stattdessen hat eine nervige Lichtshow und Livemusik vor dem Anpfiff Einzug gehalten.

Auch der Klub selbst hat zuletzt einen Wandel vollzogen. Die vergangenen drei Spielzeiten beendete «Erreala» in den Top 6, im April 2021 gewann Real Sociedad zudem die Copa del Rey 2019/20, die wegen Corona erst mit grosser Verspätung zu Ende gespielt wurde. In der laufenden Saison haben sich die Basken gar im Spitzenquartett festgesetzt und reden ein gewichtiges Wort um die Verteilung der internationalen Plätze mit. Nebst dem Hoch in der Meisterschaft steht das LaLiga-Gründungsmitglied weiter in der K.o.-Phase der Europa League, nachdem es in der Vorrunde unter anderem Manchester United im Old Trafford bezwang.

Die Erfolge sind insofern bemerkenswert, da Real Sociedad mit grosser Mehrheit auf Spieler baskischer Herkunft setzt. Der bekannteste im aktuellen Kader dürfte der spanische Nationalspieler Mikel Oyarzabal sein, der jedoch seit März mit einem Kreuzbandriss ausfällt. Vor allem in der Offensive setzt Trainer Imanol Alguacil mittlerweile auch auf ausländische Spieler – im Unterschied zum Erzrivalen Athletic Bilbao, der weiter ausnahmslos lokale Akteure auflaufen lässt.

Doch auch mit dem norwegischen Stürmer Alexander Sörloth fehlen dem Gastgeber vor dem Tor von Betis Sevilla die zündenden Ideen. Weil die Andalusier in der Schlussphase zwei erfolgreiche Nadelstiche setzen, resultiert für Real Sociedad trotz deutlich mehr Spielanteilen ein bitteres 0:2 im Verfolgerduell.

Eine Erwähnung verdient sich auch die überraschend lautstarke Fantribüne Sociedads. Diese ist nach Aitor Zabaleta benannt, einem Fan, der 1998 vor dem Auswärtsspiel in Madrid von einem rechtsradikalen Atletico-Anhänger ermordet wurde. Auch der Rest der 32’435 Zuschauer liess keine Gelegenheit aus, um die Entscheidungen des Schiedsrichters entrüstet zu kommentieren – Aitor wäre sicherlich stolz gewesen.